Das Königsschwert

  • Rowohlt
  • Erschienen: September 2020
  • 0

Karolina Fell (Übersetzung)

Das Königsschwert
Das Königsschwert
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Carsten Jaehner
981001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2020

Von der lästigen Pflicht der Eiderfüllung

Die englische Insel im Jahr 924. König Eduard liegt im Sterben, und seine Söhne rücken ihre Stühle wegen der Nachfolge zurecht. Der rechtmäßige Erbe, Æthelstan, ist der ältere Bruder von Æthelweard, daher müsste die Nachfolge eigentlich klar sein. Jedoch gilt Æthelstan als Bastard, da seine Mutter bei seiner Geburt angeblich nicht mit seinem Vater verheiratet war. Doch das war er und ist daher der rechtmäßige Erbe, für den sich sein Halbbruder Æthelweard hält, Sohn Eduards aus zweiter Ehe. Doch es gibt einen Zeugen der damaligen Hochzeit: Uhtred von Bebbanburg, der geschworen hat, Æthelweard zu töten und Æthelstan den Thron zu sichern, als legitimer König und Enkel von König Alfred dem Großen.

Uhtred ist von Anfang an unwohl, als er mit seinen getreuen Männern Bebbanburg auf dem Seeweg verlässt, um vermeintlich einige seiner Männer zu retten. Täglich wartet man auf die Nachricht von König Eduards Tod, und erst dann sieht sich Uhtred gezwungen, seinen Eid zu erfüllen und Æthelweard zu töten, wozu er aber eigentlich gar keine Lust hat. Doch Eid ist Eid, und die Leute die er auf See trifft, sind Männer von Æthelhelm, Æthelweards Vater, den er ebenso geschworen hat zu töten. Es gelingt ihm, Eduards Frau Eadgifu und ihre Söhne vor Æthelhelms Zugriff zu retten und sie nach Bebbanburg zu schicken.

Gemeinsam mit Eadgifus Dienerin Benedetta, die noch eine offene Rechnung in London zu begleichen hat, macht er sich auf den Weg nach London, wo er hofft, Neuigkeiten über Eduard zu erfahren. In London trifft er auf eine Schar Kinder, die ihm helfen, wieder aus London herauszukommen, und so versuchen er, die Kinder, seine Freunde und eine handvoll befreiter Sklaven, durchzuhalten, bis die Todesnachricht von Eduard kommt und er seinen Eid erfüllen muss. Geschwächt wird er jedoch gefangen genommen und gerät in die Hände des Hünen Woarmund, der in Diensten Æthelhelms steht und mit Uhtred noch eine Rechnung zu begleichen hat…

Alte Recken und neue Verbündete

In Bernard Cornwells zwölftem und vorletztem Teil seiner Sachsen-Saga um Uhtred, den Priestertöter ist auf jeder Seite etwas los und es herrscht kaum Stillstand und es gibt wenig Zeit zur Reflektion. Von der ersten Seite an hat Uhtred ein mulmiges Gefühl bei allem was er tut. Er ist alt geworden, worüber er mit seinem treuesten Freund Finan immer wieder flachst, er ist müde geworden und möchte eigentlich auf Bebbanburg abwarten, wie sich die Dinge um König Alfreds Traum, dem geeinten Englaland, entwickeln. Doch ein ungeliebter, Eduard geschworener Eid zwingt ihn, sich aufzumachen und diesen Eid zu erfüllen, wie er es immer getan hat. Doch Uhtred ist auch nicht dumm und weiß seine Fäden zu ziehen und kann sich auch aus ausweglosen Situationen befreien.

Behilflich sind ihm da einige Kinder, die von Gold träumen und so zu Uhtreds neuer Geheimwaffe werden. Neu ist auch Benedetta, die Dienerin Königin Eadgifus, Eduards Frau, die ihren brutalen Ehemann töten will und eine enge Freundschaft mit Uhtred beginnt. Neben Finan gehören weitere alte Gefährten dazu, die Uhtred bedingungslos vertrauen und ihn überall hin begleiten. Natürlich kennen sie ihren Herrn sehr gut und stehen auch im Kampf ihren Mann, und gekämpft wird wieder reichlich in diesem Roman. Cornwell holt den Leser mit intensiven Beschreibungen in jedes Gemetzel und weiß gewohnt geschickt, dem Leser die Taktiken Uhtreds zu vermitteln.

Intelligent erzählte Geschichte

Mehr als in jedem andere Roman der Reihe beginnt man mit Uhtred zu leiden, der zudem erfahren muss, dass die Pest in Northumbrien ausgebrochen ist und er weiß nicht, ob sie Bebbanburg erreicht hat und wenn ja, was sie angerichtet hat. Er vermisst seine Familie und bezeichnet es wiederholt als Fehler, Bebbanburg verlassen zu haben. Doch was könnte er gegen die Pest ausrichten, zudem braucht ihn sein legitimer König, der sich auf ihn verlässt. Am Ende wird London belagert und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Bernard Cornwell versteht es in jeder Zeile, den Leser zu fesseln und im Geschehen zu behalten. Die 555 Seiten aus dem Rowohlt Verlag vergehen wie im Fluge, und man ist nach Beendigung der Lektüre bereits jetzt traurig, dass nur noch ein Band folgen wird, um die gewaltige Saga um die Entstehung Englands zu vollenden. Geschickt verbindet Cornwell die tatsächliche Geschichte mit fiktiven Elementen, in den er seine Fantasie spielen lässt, die allerdings tatsächlich so hätte sein können, wie er im lesenswerten Nachwort berichtet. Lücken in der Geschichtsschreibung werden von ihm sinnvoll und nachvollziehbar gefüllt, so geschickt, dass man Wahrheit und Fiktion nicht unterscheiden kann.

Gelungene Dramaturgie

Alte Recken und neue Figuren werden intelligent gemischt und so besteht nie die Gefahr der Gewöhnung oder des Gefühls, das alles schon einmal gelesen zu haben. Natürlich gibt es wiederkehrende Elemente, die man auch gerne wieder liest, wie den Humor, den Uhtred auch in der brenzligsten Lage nicht verliert, seine Wortgefechte mit Finan und sein Überblick über die Gesamtsituation, wenngleich auch er hier Überraschungen erlebt. Eine hilfreiche Karte Ostenglands und ein Register der Ortsnamen ergänzen sinnvoll den lesenswerten Roman.

Fazit:

„Das Königsschwert“ ist Cornwells zwölfter und vorletzter Roman der Sachsen-Reihe, und der Autor zeigt sich in Bestform. Die Geschichte ist intensiv und rund, es gibt Höhen und Tiefen, Kämpfe und ruhigere Momente, Schifffahrten und Schlachten, kurz, alles was das Herz von Fans von Wikingerromanen begehrt. Spannend und äußerst lesenswert.

Das Königsschwert

Bernard Cornwell, Rowohlt

Das Königsschwert

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