Rebecca Gablé

Erleichterung, Stolz und Wehmut

09.2007 Bestseller-Autorin Rebecca Gablé spach mit der Histo-Couch über den Abschluss der Waringham-Trilogie, Fanpost, Filmanfragen und ihr nächstes Buchprojekt.

Histo-Couch: Hand aufs Herz: Was ist das für ein Gefühl, wieder einen Roman erfolgreich abgeschlossen zu haben?

Rebecca Gablé: Erleichterung, dass das, was ich mir vorgenommen hatte, wenigstens so halbwegs geklappt hat. Ein bisschen Stolz, denn dieses Mal war es wirklich ein Mammutwerk. Und Wehmut. Mir fällt es immer schwer, mich von meinen Figuren zu verabschieden.

Histo-Couch: Als eine der erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane im deutschsprachigen Raum wird über Sie und Ihre Bücher viel geschrieben. Verfolgen Sie all die Zeitungsberichte und Rezensionen eigentlich noch oder haben Sie mit der Zeit aufgegeben, der Massen Herr zu werden?

Rebecca Gablé: Mein Verlag schickt mir in den ersten Monaten nach Erscheinen eines neuen Buches immer eine Zusammenstellung der wichtigsten Rezensionen, und die lese ich auch. Ich finde es schon wichtig, zu verfolgen, wie ein neuer Roman aufgenommen wird.

Histo-Couch: Sie bekommen so viel Fanpost, dass Sie nicht mehr alles beantworten können. Was schreiben Ihnen Ihre Fans?

Rebecca Gablé: Tatsächlich kommen fast ausschließlich positive Rückmeldungen. Ich glaube, diejenigen, denen ein Buch nicht gefallen hat, machen sich in der Regel nicht die Mühe, das dem Autor/der Autorin mitzuteilen ;-) Oft stellen meine Leser mir auch sehr interessante Fragen zu den geschichtlichen Ereignissen oder Details des mittelalterlichen Lebensalltags. Das macht mir immer besonderen Spaß.

Histo-Couch: Kommen wir zu Ihrem neuen Roman Das Spiel der Könige, dem voraussichtlich letzten Band der Waringham-Saga. Kürzlich schrieben Sie auf Ihrer Homepage, dass Sie sich noch nicht endgültig entschieden hätten, ob Sie eine Fortsetzung der Trilogie schreiben würden. Auf jeden Fall gäbe es aber erst einmal eine Waringham-Auszeit. Fällt Ihnen diese Auszeit schwer nach den ganzen Jahren, die Sie mit der Familie Waringham verbracht haben?

Rebecca Gablé: Nein, eigentlich nicht. Ich habe nach Das Lächeln der Fortuna ja auch acht Jahre Pause gemacht, ehe ich mich den Waringham wieder zugewandt habe. Ich glaube, dass solche Unterbrechungen eher einen positiven Effekt haben. Sie sorgen dafür, dass jeder Waringham, dessen Lebensgeschichte ich erzähle, bei allen Familienähnlichkeiten dennoch einen individuellen Charakter hat und ich eine eigenständige Geschichte entwickele.

Histo-Couch: Das Spiel der Könige ist eine Sonderausgabe mit einem wunderschönen Umschlag, in deren Innenseite sich ein Waringham-Stammbaum verbirgt. Hatten Sie Mitspracherecht bei der Gestaltung des Buches?

Rebecca Gablé: Ja. Bei der Auswahl der Titel-Illustration bittet der Verlag immer um meine Vorschläge, und die gesamte äußerliche Gestaltung des Buches entwickeln wir in enger Zusammenarbeit.

Histo-Couch: Im Gegensatz zu Robin und John hat Julian of Waringham, Hauptcharakter in Das Spiel der Könige Ecken und Kanten, ist er sich doch bis zuletzt seiner Loyalität gegenüber dem König nicht sicher. War Ihnen diese Weiterentwicklung wichtig?

Rebecca Gablé: Ich persönlich finde, von allen Waringham hat John die meisten Ecken und Kanten, aber das empfindet wohl jeder Leser unterschiedlich. Doch es stimmt: Es ist mir heute wichtiger als früher, dass die Figuren nicht zu perfekt geraten, weil es sie realistischer macht, wenn sie nicht nur gegen Schurken, sondern auch gegen eigene Schwächen und Unzulänglichkeiten zu kämpfen haben. Ich glaube, mit solchen Figuren können Leserinnen und Leser sich auch besser identifizieren, weil wir das ja alle aus dem wahren Leben kennen.

Histo-Couch: Mit welcher fiktiven Figur aus der Waringham-Saga können Sie sich am besten identifizieren?

Rebecca Gablé: Da gibt es bei mir keine Abstufungen. In dem Moment, da ich die Geschichte einer Figur erzähle, identifiziere ich mich immer sehr stark mit ihr.

Histo-Couch: Was glauben Sie: Hat die Waringham-Saga Chance auf eine Verfilmung? Oder gibt es vielleicht sogar bereits Anfragen für die Filmrechte?

Rebecca Gablé: Anfragen gibt es immer. In der Filmbranche arbeiten sehr drollige Leute. Sie tun immer so, als wollten sie morgen anfangen zu drehen, und dann wird fast nie etwas Konkretes daraus. Aber ehrlich gesagt halte ich diese umfangreichen Romane auch für beinah unverfilmbar. Selbst für eine Mini-TV-Serie hat jeder Roman zu viel Stoff. Aber sollte mir eines Tages jemand ein durchdachtes Konzept vorlegen, das mich vom Gegenteil überzeugt, wäre ich durchaus gewillt, es mal zu riskieren.

Histo-Couch: Der Herr der Ringe ist Ihr Lieblingsbuch und Die Siedler von Catanist kein reiner historischer Roman, beruht er doch auf einem Brettspiel. Können Sie sich vorstellen mal „;reine“; Fantasy zu schreiben, Tolkien nachzueifern?

Rebecca Gablé: Nein. Das reizt mich überhaupt nicht. Tolkien war eine wandelnde Mittelalter-Enzyklopädie, und trotz aller Drachen, Elfen und Zwerge enthält Der Herr der Ringe mehr Wahrheit über das Mittelalter als so mancher historische Roman. Das ist es, was dieses Werk für mich so einzigartig macht.

Histo-Couch: Und zum Abschluss die Frage, die die Fans wohl am meisten interessiert: Können Sie schon etwas über Ihre nächsten Projekte verraten?

Rebecca Gablé: Ich habe einmal etwas Neues probiert und ein historisches Sachbuch über das gesamte englische Mittelalter geschrieben. Es geschieht so oft, dass Leser mich nach Büchern fragen, wo sie Hintergrundinformationen zu meinen Romanen finden können. Aber die Bücher, die es gibt, finde ich so langatmig geschrieben, dass ich sie kaum empfehlen kann. Also schreibe ich eben selbst eines, habe ich beschlossen, wo 1.000 Jahre englische Geschichte auf rund 250 Seiten informativ und kurzweilig erzählt werden. Es heißt Von Ratlosen und Löwenherzen und erscheint voraussichtlich nächsten Sommer bei Ehrenwirth.

Histo-Couch: Vielen herzlichen Dank für das Interview.

Das Interview führte Katharina Lewald.

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