Die fremde Königin

  • Ehrenwirth
  • Erschienen: Januar 2017
  • 7
  • Ehrenwirth, 2017, Titel: 'Die fremde Königin', Originalausgabe
Die fremde Königin
Die fremde Königin
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Carsten Jaehner
951001

Histo-Couch Rezension vonApr 2017

König Ottos Weg zum Kaisertum

951 n. Chr. Der junge Gaidemar ist Panzerreiter in der Reiterlegion von König Otto I. und bekommt den Auftrag, die junge italienische Königin Adelheid aus italienischer Gefangenschaft in Garda zu befreien. Adelheid hat schon gut vorgearbeitet und so gelingt die Flucht, während der sich Gaidemar in sie verliebt. Doch sie heiratet Otto und wird somit zur Königin, auch wenn sie es zunächst an ihrem neuen Hof in Magdeburg nicht leicht hat. Doch mit klugen Ideen beeindruckt sie bald nicht nur ihren Mann, sondern auch sein Gefolge und das Volk, und wird sie schnell beliebt.

Gaidemar hingegen ist ein Bastard unbekannter Herkunft. Zwar glaubt er zu wissen, wer sein Vater sein müsste, aber wer seine Mutter ist oder war, ist ihm nicht bekannt. Allerdings gehört er wohl irgendwie in die Königsfamilie, die ihn aber schneidet und natürlich nicht anerkennt. Durch seine Erfahrung als Reiter und Soldat im Feld macht er jedoch schon bald auf sich aufmerksam und wird zum neuen Ausbilder der Reitersoldaten befördert. Hier bewährt er sich bald, doch fehlt seinen mutigen Soldaten das wichtigste: Eine Schlacht, um sich beweisen zu können.

Da ereilt König Otto Nachricht aus Bayern und Schwaben: Die Ungarn sind eingefallen, und dieses Mal plündern sie nicht nur ein paar Dörfer, sondern rücken in grosser Zahl vor, um Land zu erobern. Es kommt zur berühmten Schlacht am Lechfeld bei Augsburg, wo Otto erstmals die Heere mehrerer Länder unter seiner Führung gegen einen großen übermächtigen Feind vereinen kann. Der triumphale Sieg mehrt Ottos Ruhm, und auch Gaidemar ist plötzlich in adeligen Kreisen wohlgelitten. Ob er herausfinden kann, wer wirklich seine Eltern waren? Und welche Rolle spielt Adelheid in dem ganzen Gefüge?

Gelungene Fortsetzung

Die fremde Königin ist eine überaus gelungene Fortsetzung von Rebecca Gablés erstem Otto-Roman Das Haupt der Welt, kann aber auch als eigenständiger Roman ohne Vorkenntnisse des Vorgängers gelesen werden - wenngleich die Lektüre durchaus empfohlen wird. Gab es nach dem ersten Teil doch einige Begebenheiten, die manchen Leser unbefriedigt zurück liessen, etwa Ottos ewige Begnadigungen seines nervtötenden Bruders und Rivalen Heinrich, können in diesem Roman alle Situationen geklärt werden, mal mehr, mal weniger befriedigend für die einzelnen Personen. Man merkt weiterhin, dass für Otto die Familie über alles geht, wie sehr sie sich auch gegen ihn wenden mag, aber es wird erträglicher und für alle schwarzen Schafe findet sich eine Lösung.

Hauptperson in dem Roman ist aber nicht Otto, sondern seine zweite Frau Adelheid, die zu Beginn noch gegen ihre verstorbene Vorgängerin Edith und vor allem ihre Beliebtheit ankämpfen muss. Doch hat sie immer Rückhalt von Ihrem Mann Otto und auch von dem Soldaten Gaidemar, der sie aus der Gefangenschaft befreit hat. Gaidemar ist die zweite Hauptperson des Romans, und durch ihn betrachtet man die Geschichte Ottos und Adelheids aus einer anderen Perspektive, eher von aussen als von innen. Diese beiden Perspektiven machen den Roman zu einem perfekt konstruierten und gut zu lesenden Roman, dem es auch an Spannung nicht fehlt.

Verschiedene Sichtweisen

Rebecca Gablé versteht es, dem Leser die teils komplizierten Machtverhältnisse zu erklären, ohne belehrend zu sein. Was man für die Situation in Magdeburg und den weiteren deutschen Landen wissen muss, wird anschaulich erklärt, seien es die Reibereien mit den Slawen, mit manchen entfernten Verwandten oder mit den bereits erwähnten Ungarn. Die berühmte Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 nimmt daher auch einen grossen Raum ein und befindet sich folgerichtig an zentraler Stelle genau in der Mitte des Buches. Diese Schlacht wird gut aufgeschlüsselt, ist spannend formuliert und packend zu lesen. Zudem macht sie Otto unsterblich und in den Augen der anderen Könige zum Kaiserkandidaten.

Gablé kennt sich nicht nur auf dem Schlachtfeld aus, sondern auch in Sitten und Gebräuchen der Zeit und der Königshäuser, wer wie wann warum Erbe von wem ist oder auch nicht, wer einen Anspruch auf eine Krone hat, gerne haben würde, rechtmäßig oder unrechtmäßig, und dies weiß sie dem Leser logisch und unkompliziert zu vermitteln. Es fällt leicht, sich von ihr ins 10. Jahrhundert versetzen zu lassen, dass die dem Leser fundiert nahezubringen weiß. Dass Otto am Ende zum Kaiser gekrönt wird, hat er nicht nur seiner Frau und Gaidemar zu verdanken, doch soll hier nicht zu viel verraten werden. Eine Kaiserkrönung haben wohl die wenigstens von uns erlebt, daher ist es schon etwas Besonderes, ein solch schillerndes Ereignis von einer versierten Autorin beschrieben zu bekommen.

Die berühmte Schlacht vom Lechfeld

Die fremde Königin ist eine überzeugende und gelungene Fortsetzung von Das Haupt der Welt und sei generell allen Lesern empfohlen, speziell auch denen, die sonst nicht viel über die Zeit der Ottonen zu lesen bekommen. Die Autorin macht alles richtig und holt den Leser auf 760 Seiten aus dem Hause Lübbe Ehrenwirth mühelos in eine Zeit, die viele nicht auf ihrem historischen Schirm haben. Allein dafür gebührt ihr ein Lob. Zwar erzählt sie in ihrem ausführlichen und empfehlenswerten Nachwort, wie es mit Otto und Adelheid weitergeht, vielleicht aber bekommt sie ja wieder einen Geistesblitz und schafft es, dieses in einen dritten Otto-Roman zu verpacken. Zu tun gibt es schließlich noch genug.

Neben dem erwähnten Nachwort besticht das Buch durch eine Europakarte im ersten Einband und einen Stammbaum im hinteren, dazu kommt ein Personenverzeichnis, das einem im Laufe der Lektüre noch behilflich sein kann. Die fremde Königin ist stringenter erzählt als sein Vorgänger und gehört in jedes Regal von Freunden historischer Romane, nicht nur wegen seiner schönen Aufmachung, die ihn gleich als historischen Roman erkennen lassen. Auch das ist eine Kunst, die inzwischen vielen Verlagen abgeht. Mehr davon!

Die fremde Königin

Rebecca Gablé, Ehrenwirth

Die fremde Königin

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