Drachenbanner

  • Lübbe
  • Erschienen: September 2022
  • 19
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Karin Speck
901001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2022

Zwischen Intrigen, Macht und Verrat

Mit „Drachenbanner“ liegt der nunmehr 7. Band der Reihe um die fiktive adlige Familie Waringham aus England vor. Dieser Teil spielt im 13. Jahrhundert und schildert die Jahre nach König John. Inzwischen ist sein Sohn Henry III. an der Macht, doch Ruhe gibt es trotzdem keine im Land. Der König macht, was er will, statt sich um sein Volk zu sorgen, das Hunger und Seuchen erdulden muss, verprasst er die Steuergelder mit vollen Händen. Nicht alle wollen dem tatenlos zusehen. Vor allem die Familie de Montfort entschließt sich dazu, das Volk zu unterstützen.

Enge Bindungen zu einer der wichtigsten Familie Englands

Die Geschichte der Familie Waringham ist diesmal eng verknüpft mit der Familie von Simon de Montfort der mit Eleanor Plantagenet, der Schwester des Königs, verheiratet ist. Adela of Waringham ist ihre Kammerzofe und ständig in ihrer Nähe. Das Geschehen bei Hofe erlebt sie hautnah mit. Adela lebt das Leben eines adligen Fräuleins mit allen Höhen und Tiefen. Sie ist bereits seit Kindertagen in einen Mann verliebt, den sie niemals zum Ehemann bekommen kann, da er weit unter ihrem Stand ist. Zudem wird ihr befohlen, einen anderen Adligen zu heiraten, was sie natürlich auch macht, da sie sich nicht weigern kann und darf. Diese Ehe kann man nicht unbedingt als unglücklich bezeichnen, wenn allerdings auch nicht als glücklich. Was diese Ehe betrifft, ist der Autorin leider auch nicht viel Neues eingefallen. Diese Beziehung und vor allem die Anbahnung der Ehe ist doch sehr leicht durchschaubar, genauso wie ihr weiterer Verlauf nicht unbedingt mit Spannung daherkommt.

Aufstieg eines Leibeigenen

Bedric Archer ist als leibeigener Bauernsohn aufgewachsen und eigentlich der Willkür seines Herren ausgeliefert. Allerdings hat er schon früh gelernt, es gibt noch anderes im Leben als die Leibeigenschaft. Hinzu kommt, dass der Earl von Waringham beschlossen hat, den jungen Mann nicht leiden zu können. Bedric entschließt sich zur Flucht und schafft einen schon fast unglaublichen Aufstieg. Mit viel Glück und eigenem Geschick gelingt es ihm, seinem Leben einen anderen Weg zu geben als den Vorherbestimmten. Er und Adela treffen sich immer mal wieder und können einige Stunden miteinander verbringen. Auch dieser Teil ist wenig überraschend.

Eine Familie kämpft bis zum bitteren Schluss

Der eigentliche Held dieser Geschichte ist aber nicht ein Waringham oder der derzeitige König, sondern Simon de Montfort und seine Ehefrau Eleanor. Das Leben dieser Familie wird in all ihren Facetten durchleuchtet und anschaulich geschildert. Sie erleben so einige Höhen und Tiefen und müssen für ihren Wohlstand und die Anerkennung am Hof hart kämpfen. Montfort ist das genaue Gegenteil von König Henry III. und es scheint fast so, als ob dieser auf den charismatischen Montfort eifersüchtig ist und ihn deshalb immer wieder infrage stellt. Rebecca Gablé hat diesen Aspekt glaubhaft ausgearbeitet. Es ist ihr scheinbar mühelos gelungen, das Leben am Hofe von England zu schildern. Man ist direkt dabei, wie Intrigen gesponnen werden und wie der Earl of Leicester den Kampf aufnimmt und für seine politischen Überzeugungen eintritt.

Bis zum bitteren Ende verteidigt er seine Ideale, auch seine Familie steht dabei fest hinter ihm. Als es mit den letzten Seiten zu Ende geht, mag man es kaum glauben, wie die Geschichte endet, die ja leider so von der Vergangenheit vorgegeben ist. Hierbei gerät das Leben der Familie Waringham fast in den Hintergrund.

Etwas unübersichtlich ist in diesem Teil vielleicht die Vielzahl der Protagonisten. Viele adlige Charaktere tragen zudem die gleichen oder ähnliche Vornamen, das macht es nicht einfacher, der eigentlichen Handlung zu folgen. Da ist es von Vorteil, dass ein Personenregister über die wichtigsten Charaktere vorhanden ist und man so als Leser den Überblick behalten kann. Überhaupt ist die Gestaltung dieses Hardcover wieder als gelungen zu bezeichnen. Neben dem bereits erwähnten Personenregister ist ebenfalls ein Nachwort vorhanden, welches noch einmal auf Fiktion und Wahrheit eingeht.

Fazit

Rebecca Gablé hat es wieder einmal verstanden, einen akribisch recherchierten historischen Roman abzuliefern. Mit ihrer fiktiven Lebensgeschichte der Familie of Waringham wird die englische Geschichte so richtig lebendig und lädt dazu ein, selbst nachzuschlagen, wie es damals gewesen ist. Ihre Erzählung wirkt authentisch und echt. „Drachenbanner“ entführt die Leser in eine Welt voller Intrigen, Verrat, Krieg, aber auch Liebe und Hoffnung. Ein Lesegenuss für alle, die sich darauf einlassen können.

Drachenbanner

Rebecca Gablé, Lübbe

Drachenbanner

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