Robert Fabbri

08.2022 Carsten Jaehner im Gespräch mit Robert Fabbri

Vergangene Zivilisationen haben mich schon fasziniert, seit ich mit acht oder neun Jahren The Luck of Troy von Roger Green gelesen habe...

Robert Fabbri, geb. 1961, arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre als Regieassistent beim Film. Er war an so unterschiedlichen Produktionen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot – I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3.500 Zinnsoldaten – und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner Romanserie über den römischen Kaiser Vespasian wurde Robert Fabbri Bestsellerautor. Er lebt in London und Berlin.

Histo-Couch: Herr Fabbri, in Kurzbiografien über Sie ist zu lesen, dass sie 3500 selbstbemalte, u.a. römische, Zinnsoldaten besitzen. Rührt daher Ihr Interesse an der geschichtlichen Antike oder war es eher umgedreht?

Robert Fabbri: Mittlerweile sind es sogar schon über 4.000, lieber Carsten; in den letzten drei, vier Jahren war ich viel mit Bemalen beschäftigt. Aber ich kann sicher sagen, dass die Soldaten ein Produkt meines geschichtlichen Interesses an der Antike sind, nicht andersherum. Vergangene Zivilisationen haben mich schon fasziniert, seit ich mit acht oder neun Jahren The Luck of Troy von Roger Green gelesen habe; das hat mich süchtig nach antiker Geschichte und historischen Romanen werden lassen. Danach habe ich mit Mary Renault und schließlich mit Wallace Breem und Alfred Duggan weitergemacht. In der Schule habe ich u.a. Thukydides und Tacitus studiert. Die Antike war also schon immer mein Interessensgebiet, und die Zinnsoldaten sind eine physische Manifestation davon.

Histo-Couch: Stellen Sie die Schlachten, die Sie beschreiben, mit Ihren Zinnsoldaten nach?

Robert Fabbri: Ja! Ich finde es äußerst hilfreich, die Aufstellung vor mir auf dem Tisch zu sehen; das gibt mir so ein Gefühl von Unmittelbarkeit, als wäre ich mitten dabei. Gerade was Schlachten angeht, über die wir nicht viel mehr wissen außer, dass sie stattgefunden haben und wer als Sieger hervorging, ist das ein großartiges Werkzeug, um das Kampfgeschehen (wenn auch rein fiktional) zum Leben zu erwecken.  

Histo-Couch: Bei Vespasian gibt es einige Lücken in der biografischen Beschreibung. Wie entscheidet man sich, wie diese gestopft werden?

Robert Fabbri: Meistens werfe ich einen Blick darauf, was soziokulturell zu der Zeit gerade los war, und versuche, Vespasian nahtlos darin einzufügen. So habe ich ihn z.B. in Britannien weilen lassen, als Boudicca dort rebellierte, oder in Germanien auf die Suche nach den fehlenden Adlern geschickt zu einem Zeitpunkt, als einer dort nachweislich gefunden wurde. Vespasian war wahrscheinlich nicht wirklich dabei, aber warum es sich da nicht zunutze machen, wo wir es nicht besser wissen? Das macht ja gerade den Spaß am Schreiben von historischen Romanen im Gegensatz zu Sachbüchern aus.

Histo-Couch: Wie behält man bei einer so komplizierten Handlung, wie bei „Alexander“, den Überblick? Gerade bei so vielen Personen?

Robert Fabbri: Ich führe Diagramme und Tabellen, um nachzuhalten, wo sich jede Figur zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgehalten und was sie dort getrieben hat. Ich konzentriere mich außerdem nie auf mehr als acht oder neun Figuren gleichzeitig – um meiner geistigen Gesundheit willen!

Histo-Couch: Die „Alexander“-Reihe beginnt mit dem Tod Alexanders und beschreibt die Probleme, die er hinterlassen hat, da er keinen direkten Erben benannt hat. Wäre eine Reihe über sein Leben nicht auch für Sie in Frage gekommen?

Robert Fabbri: Nein Carsten, denn das haben schon zu viele vor mir gemacht, am besten (meines Erachtens) Mary Renault. … ein Weltreich zu erobern gehört für mich zu den ganz großen historischen Romanen.

Histo-Couch: In Deutschland ist für Herbst 2022 der dritte Teil angekündigt. Wie viele Teile wird die Reihe am Ende haben?

Robert Fabbri: Es wird sechs Teile geben, die uns letztlich bis in die Schlacht von Ipsos 301 v. Chr. führen werden (fünf sind bereits geschrieben). Anschließend plane ich noch etwa drei weitere Teile, in denen es um die jüngere Generation gehen soll: Demetrius, Antiochus, Pyrrhus usw.

Histo-Couch: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, einen Tag in der Vergangenheit zu verbringen, wann und wo wäre das - und warum?

Robert Fabbri: Schwierig. Aber ich würde wohl Babylon am Todestag Alexanders des Großen wählen – ein Ereignis enormer Tragweite.

Histo-Couch: Welche Projekte planen Sie noch für die Zukunft?

Robert Fabbri: Im Moment nehme ich eine kleine Auszeit vom Vermächtnis Alexanders und schreibe ein Buch über Titus und Berenike. Es überschneidet sich ein Stück weit mit Vespasian: Kaiser von Rom und wird auch den Fall Jerusalems beinhalten, dem Titus vorgestanden hat.

Das Interview führte Carsten Jaehner im Juli 2022.
Übersetzt aus dem Englischen von Yannic Niehr.
Foto: James Potter

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