Sharpes Beute

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2010
  • 6
  • Lübbe, 2001, Titel: 'Sharpe\\\'s Prey', Originalausgabe
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Sabine Bongenberg
701001

Histo-Couch Rezension vonJun 2010

Wenn die Helden müde sind

Kurzgefasst:

England, 1807: Napoleon setzt alles daran, die dänische Flotte in seinen Besitz zu bringen ═ was für England fatale Folgen hätte. Um dies zu verhindern, wird Captain John Lavisser nach Kopenhagen entsandt. An seiner Seite: Richard Sharpe. Sein Auftrag: Lavisser lebend ans Ziel zu bringen. Keine leichte Aufgabe ═ zumal Sharpe angeschlagen ist: Nicht nur, dass er degradiert wurde, er muss auch noch den Tod seiner großen Liebe Grace verkraften. Zu allem Überfluss erkennt Sharpe bald, dass der Feind in den eigenen Reihen lauert...

 

Richard Sharpe durchlebt schwere Zeiten. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Grace vergräbt er sich in seinem Kummer, seine Karriere stagniert und das Geld reicht hinten und vorne nicht. Daher ist es vermeintlich eine glückliche Fügung, als er als Leibwächter eines gewissen John Lavisser mit diesem nach Kopenhagen entsandt wird. Ein Leibwächter ist dabei wirklich von Nöten, reist Lavisser doch in geheimer Mission mit der Aufgabe, die Position der Briten bei den Dänen zu stärken und führt als "Anreiz" die nicht unerhebliche (Bestechungs-)Summe von 43.000 Guineas mit sich. Damals wie heute würde der gesunde Menschenverstand dafür plädieren, mit dieser Aufgabe eine absolut vertrauenswürdigen Person zu beauftragen, doch wurde hier offensichtlich der Fakt außer Acht gelassen, dass der auserkorene Bote hoch verschuldet ist und bereits ein vorgesehener Leibwächter auf ungeklärte Weise ins Jenseits befördert wurde. Sharpe erhält immerhin durch das misstrauische Außenministerium für den Notfall noch die Adresse eines Mittelsmannes, der den Briten gewogen ist und muss dann schneller als es ihm lieb ist, auf diesen Kontakt zurück greifen. Womit seine Probleme allerdings noch lange nicht gelöst sind...

In seinem mittlerweile achtzehnten Buch der "Sharpe"-Reihe scheint sein Schöpfer Bernhard Cornwell mittlerweile genauso erschöpft zu sein, wie sein Held. Zwar sind die wichtigsten Schlachten geschlagen, doch hat der Held privat erheblichen Schiffbruch erlitten und versucht aus den letzten Trümmern sein Leben neu zu ordnen. Nur dieser Umstand kann eigentlich erklären, dass Sharpes Beute zwar grundsätzlich im Stil des Abenteuerromans gestaltet ist, aber nicht ehrlich zu fesseln vermag. Sharpes Aktionen wirken erschöpft und leidenschaftslos und auch die Liebesgeschichte, die ihn immerhin kurzfristig aus seiner Trauer zu reißen vermag, bleibt blass und seltsam kühl. Vielleicht ist auch diese Ruhephase der Grund, warum Bernhard Cornwell die Geschichte in die Bombardierung Kopenhagens 1807 einbaute, auf den die Briten - laut seiner Aussage - nicht sonderlich stolz sein müssen. Auch Sharpe leistet hier unverdrossen seine Pflicht gegenüber dem Empire und bleibt auch trotz erheblicher finanzieller Engpässe der Helfer von Witwen und Waisen, doch warten hier keine Überraschungen auf den Leser.

Sicherlich täte man Bernhard Cornwell aber Unrecht, würde man seinen Roman als langweilig und uninspiriert bewerten, aber mitreißend und fesselnd wäre ebenso überbewertet. Vielmehr muss Sharpe - wie der Autor in seinem Nachwort bemerkt - noch einen weiten Weg bis Waterloo zurück legen. Und da braucht auch einmal ein Held eine gewisse Atempause.

 

Sharpes Beute

Bernard Cornwell, Lübbe

Sharpes Beute

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