1794

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2020
  • 1

Leena Flegler (Übersetzung)

1794
1794
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJun 2020

Fortsetzung des Erfolgsthrillers

Winter 1794. Erik Drei Rosen und Linnea Charlotta Colling sind ein junges Liebespaar, obwohl beide noch keine 18 Jahre alt sind, wissen sie aber, dass sie einst heiraten wollen. Erik wird von seinem Vater aber zunächst auf große Reise geschickt, auf die karibische Insel St. Bartelemi. Begleitet wird er von seinem Vetter Johan Axel. Auf der Insel lernen sie den Landbesitzer Tycho Ceton kennen, der schnell eine Art väterlicher Freund für Erik wird. Als Erik erfährt, dass sein Vater und sein Bruder gestorben sind und er nun Erbe des familiären Anwesens ist, segelt er zurück, in Begleitung  von Ceton, der das geschäftliche regeln soll, unter anderem auch die Hochzeit mit Linnea.

Als in der Hochzeitsnacht die Braut die Braut grausam getötet wird, wird Erik als Täter festgemacht und in ein Irrenhaus eingewiesen. Einzig eine Verwandte der Braut glaubt nicht daran und wendet sich an den heruntergekommenen Ermittler Jean Michael Cardell. Dieser übernimmt den aussichstlos erscheinenden Fall und macht sich gemeinsam mit Emil Winge, dem jüngeren Bruder seines ehemaligen Partners Cecil Winge, an die Arbeit. Emil war wegen des Erbes von Cecil an Cardell getreten. Gemeinsam verfolgen sie die wenigen Spuren und geraten dabei nicht nur regelmäßig an die eigenen Grenzen, sondern auch an die Grenzen der Gesellschaft.

Viele Parallelen zu „1793“

Das Erstlingswerk des schwedischen Schriftsteller Niklas Natt och Dag „1793“ war ein internationaler Erfolg, hochgelobt und mit diversen Preisen bedacht, unter anderem auch der „Histo des Jahres 2019“ der Histo-Couch. Mit so vielen Lorbeeren ausgestattet, verfasste der Autor eine Fortsetzung, die sich daher in gewisser Weise mit dem Vorgänger messen lassen muss, schließt sie doch mehr oder weniger nahtlos an ihren Vorgänger an.

Die Struktur ist gleich geblieben: Das Buch besteht aus vier Teilen, wobei die ersten drei Teile jeweils eigene Geschichten erzählen, die in der vierten dann vereint und zusammengeführt werden. Der erste Teil erzählt die Geschichte Erik Drei Rosens, die zunächst wie eine Abenteuergeschichte daherkommt, wie es sie aus den Piraten- und Seefahrerromanen aus dieser Zeit einige gibt. Eindrucksvoll schildert der Autor das Leben auf Sankt Bartelemei mit seiner Hauptstadt Gustavia, dem Leben dort und vor allem dem Sklavenhandel, obwohl in Frankreich seit fünf Jahren eine Revolution tobt, die das verbieten müsste, das ist aber noch nicht bis in die Karibik vorgedrungen, oder es ihnen egal, wen interessiert schon eine abgelegene Insel im Nirgendwo. Dieser Teil endet mit der Hochzeit und dem Erwachen danach, als nichts mehr so ist wie gedacht und das junge Leben Eriks zerstört ist.

Der zweite Teil des Romans ist dem Ermittlerduo Cardell/ Winge gewidmet, wie sie sich kennenlernen und zu einem Ermittlerteam werden und eben über diese Ermittlungen. Allerdings haben sowohl Cardell als auch Winge viel mit sich selbst zu kämpfen, beide sind krank und am Rande des Abgrunds, Emil Winge ebenso wie es im ersten Teil sein Bruder war, womit es unübersehbare Parallelen gibt. Mal hat der eine die Oberhand, mal der andere, und nach und nach lernen sie mehr über das Leben Eriks und seiner Braut und deren Familien und kommen so einer Lösung näher.

Alte Bekannte, neue Bekannte

Der dritte Teil ist wie im Vorgänger der jungen Frau Kristina Anna gewidmet, die einst bei Cardell Zuflucht suchte und nun hochschwanger versucht, ihre Leben zu fristen. Auch dieser Handlungsteil wird noch am Ende Bedeutung haben. Im vierten Teil werden alle Fäden zusammengefügt und obwohl man bereits das Ende kennt, liest man gebannt weiter, wie es mit den Figuren weitergeht, denn man kann sich nie sicher sein, ob es nicht auf der nächsten Seite eine Überraschung gibt, die alles bisherige zunichtemacht oder zumindest auf den Kopf stellt.

Die Stärke des Autors liegt in jedem Fall in seiner Erzählweise, die bereits seinen ersten Roman ausgezeichnet hat. „1794“ ist allerdings nicht so düster und eklig geraten wie der erste Teil, wenngleich er auch seine gewöhnungsbedürftigen Momente hat. Verheisst der Karibikteil des Romans noch ein interessantes Abenteuer, merkt man aber handlungsmäßig im zweiten Teil, wo die Ermittler zusammenfinden, dass man das alles irgendwie schon einmal gelesen hat, nur besser.

Schwächer als der Vorgänger

Wenn auf einen Romanerfolg eine Fortsetzung folgt, besteht immer die Gefahr, dass die Fortsetzung schwächer ist als der Erstling, ein Abklatsch wird und qualitativ nicht mit dem Vorgänger mithalten kann. Man kommt im Laufe des Romans nicht umhin zu bemerken, dass Ideen sich wiederholen, und das nicht immer auf originelle Weise, sondern einfach nur wiederholt. Dass Emil Winge seinem älteren Bruder zum Verwechseln ähnlich sieht, ihn also zu einer Art Kopie macht, gegen die er nicht mithalten kann, ist dabei nur eines dieser Motive. Zudem gibt es noch eine ältere Schwester…

Wer „1793“ nicht gelesen hat, wird viele Sachen in „1794“ nicht verstehen, weil sie sich aufeinander beziehen. Daher sollte „1793“ auf jeden Fall vorher gelesen werden. Und dann kann „1794“ auch weggelassen werden, denn die Bezüge sind offensichtlich, werden aber teilweise nicht aufgelöst. Am Ende weiß man zwar, wie die Hochzeitsnacht abgelaufen ist, aber das tatsächliche Ende des Buches hinterlässt beim Leser doch ein paar ungeklärte Fragen, da der Autor so geheimnisvoll herumschwadroniert, dass man nicht mehr genau weiß, welche losen Enden nun zusammengeführt wurden und welche nicht. Insgesamt fängt der Roman mittelstark an und lässt zum Ende hin an Spannung deutlich nach.

Ein Roman „1795“ wurde in Schweden bereits angekündigt, vielleicht sind die losen Enden als Cliffhanger gedacht. Wenn man denn so lange durchhält.

Fazit:

Mit seinem Roman „1794“ schließt der Autor Niklas Natt och Dag nahtlos an dessen Vorgänger an, kann aber mit diesem nicht mithalten. Sprachlich ebenbürtig, von der Spannung und inhaltlich aber deutlich schwächer, setzt er die Ermittlungen Mikel Cardell fort. Die wenigen Einblicke in die Geschichte schaffen nicht genug Atmosphäre wie im Vorgänger, einzig der Karibikteil bringt dem Leser ein gewisses Histo-Feeling. Es fragt sich, ob sich der Autor mit diesem Roman einen Gefallen getan hat, und man wird sich gut überlegen, ob man bei einem dritten Teil wieder zugreifen wird. Schade.

1794

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