Der Hunger nach Freiheit
- Tinte & Feder
- Erschienen: Januar 2023
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Jahre voller Entbehrungen und Leid, allein ertragen durch die Hoffnung, die Liebsten wiederzusehen.
Die Fortsetzung der Reihe “Wege des Schicksals” beginnt im Sommer 1941. Noah Haffner ist in die Sowjetarmee eingezogen worden. Gerade noch wollte er mit Jakobine die Verlobung feiern. Nun weiss er nicht, ob sie von seiner plötzlichen Rekrutierung überhaupt erfahren hat. Tagelang werden er und die anderen jungen Männer in übervollen Zügen Richtung Westen gefahren. Wieder wird Noahs Leben durchgerüttelt und ein nächster Überlebenskampf steht an. «Es war durchaus möglich, dass er gezwungen sein würde, dieses selbst ernannte Arbeiter- und Bauernparadies, das ihm bereits den Vater und den Bruder genommen und ihm nichts als Schikane und Willkür gebracht hatte, mit seinem Leben zu verteidigen.»
Ausgeliefert
Die Beschreibungen von Noahs Einzug und seinem Leben in der Sowjetarmee bestimmen in diesem zweiten Band das Geschehen. Für den jungen Mann ist seine selbst auferlegte Zurückhaltung überlebenswichtig. Noahs Weg führt bis nach Estland, während seine Verlobte Jakobine vorerst in ihrem Heimatdorf bleiben kann. Sie wird erst viel später, mit dem Vorrücken und der Übernahme der Ukraine durch die deutsche Wehrmacht, mit anderen Dorfbewohnern in den Warthegau gebracht. Die Hoffnung, Noah wiederzufinden, schwindet mit jedem Tag.
Hunger und Elend ohne Ende
In «Der Hunger nach Freiheit» erzählt Ella Zeiss in ihrer eher zurückhaltenden Art von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Gemeinschaft der Russlanddeutschen. Sie richtet den Fokus gezielt auf diese Volksgruppe. Man erfährt von den Umsiedlungen ganzer Dörfer nach Osten. Das harte Durchgreifen des Sowjetregimes beschreibt sachlich, mit viel emotionalem Abstand. Damit erreicht sie die nötige Distanz zum Geschehen, denn die Umstände sind erschütternd.
Für Noah sind es zwei Welten, in denen er sich äusserst umsichtig bewegen muss. Zu Beginn ist es von Vorteil, wenn er sich nicht als Russlanddeutscher zu erkennen gibt. Etwas später wiederum verschweigt er seine Russisch Kenntnisse. In all den Jahren kennt Noah nur eine Konstante und das ist der Hunger.
Wie Ella Zeiss im Nachwort festhält, basiert ihr Roman auf Berichten von Zeitzeugen. Unvorstellbar, wie diese Menschen über lange Zeit verfolgt, gepeinigt und unterdrückt wurden. Nach dem Krieg sind viele, auf der Suche nach Freiheit, nach Südamerika ausgewandert.
Fazit
Die aus der Sicht der Russlanddeutschen erzählte Geschichte eröffnet ganz besondere Perspektiven. Es ist deshalb von Vorteil, dass Ella Zeiss auf eine eher neutrale Erzählweise setzt. Eine aufwühlendes Stück Zeitgeschehen.
Ella Zeiss, Tinte & Feder
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