Tankred: Hammer und Kreuz

882 n. Chr. Nachdem es Tankred gelungen ist, seine Schwester zu befreien, strebt er danach, seinen Halbbruder und seine Stiefmutter von seinem Land zu jagen und dieses zu übernehmen, allerdings will er dies auf legalem Wege tun. Daher muss die Ehe seines Vaters mit seiner Stiefmutter für unrecht erklärt werden, damit die Ehe seines Vaters mit seiner Mutter wieder rechtmäßig ist und er Anrecht auf seinen Besitz hat. Es gelingt ihm, beim Kaiser vorzusprechen, doch der Kaiser ist schwach und stellt eine Bedingung: Tankred soll bei einer Schlacht mitkämpfen, da er sich als tapferer Kämpfer erwiesen hat, und danach will der Kaiser ihm seinen Wunsch gewähren.

Als Tankred mit seinen Mitstreitern zur Maas kommt, stellt ihm auch der Bischof eine Bedingung, um das Dokument rückgängig zu machen: Sein Sohn wurde von den Dänen entführt, und wenn Tankred diesen heil zurückbringt, wird sein Wunsch gewährt. Dumm nur, dass auch Tankreds Halbbruder Gerold auf der Suche nach des Bischofs Sohn ist. Als bei Roermond eine Burg auf einer Insel gestürmt werden soll, die von Dänen gehalten wird, ist Tankreds Verstand gleichermaßen wie sein Schwert gefragt…

Eine Hand wäscht die andere

Es könnte so einfach sein: Man hat sich einen guten Ruf erarbeitet und erkämpft, die wichtigen Menschen sind einem gewogen und können einem eigentlich keinen kleinen Wunsch abschlagen. Doch Tankred hat sich als zu begabt mit der Klinge erwiesen, und so nutzen sowohl der gebrechliche Kaiser Karl, der krank ist, was aber niemand wissen darf, als auch Bischof Franko von Lüttich, der seinen stummen Sohn vermisst, Tankreds Lage aus. So gerät Tankred zwischen die politischen Fronten und wird ungewollt zum Spielball, allerdings versteht er es auch mehr und mehr, seinen Nutzen daraus zu ziehen, was ihm an der einen oder anderen Stelle doch weiterhilft.

Michael Römling erzählt im mittleren Teil seiner Tankred-Trilogie temporeich eine spannende und unterhaltsame Geschichte weiter, die für jeden etwas bietet. Neben Kämpfen, Taktik und Politik kommen auch Spionage, Witz und Maskerade vor, und ein bißchen Liebe darf auch im Spiel sein

Historisch belegte Belagerung

Wenn Tankred nicht gerade an einem Lagerfeuer sitzt oder bei seiner Geliebten Fidis in Maastricht ist, legt der Roman ein angenehmes Tempo vor. Da Tankred sich dank seiner Verdienste nun auch in höheren Kreisen bewegen kann, bekommt man auch den politischen Aspekt der Belagerung der Insel bei Roermond gut erklärt. Überhaupt versteht es der Autor immer, den Leser seine Gedanken mitvollziehen zu lassen, und was nicht erklärt wird, spielt garantiert später noch eine Rolle. Natürlich weiß man bei manchen Personen nie genau, ob sie Freund oder Feind sind, aber auch das macht den Roman spannend und lesenswert.

Die kleinen Wortscharmützel zwischen Arnulf von Kärnten und seinem Widersacher Heinrich erinnern an kleine Kinder, die ihrem König gefallen wollen, und so hat der Leser hier ordentlich Gelegenheit zum Schmunzeln. Generell ist niemand in diesem Roman auf den Mund gefallen, was auch ein Grund ist, dass sich der Roman zügig weglesen lässt. Dass sich dabei der eine oder andere Modernismus einschleicht, ist gerne zu verzeihen.

Der Leser fiebert gerne mit den Protagonisten mit, und da die Geschichte aus Tankreds Ich-Perspektive erzählt wird, ist man immer mittendrin in Schlacht und Taktik, was der Lektüre eine besondere Würze verleiht. Am Ende darf man sich freuen, dass noch ein Roman folgen wird, der dann wohl allem ein zufriedenstellendes Ende verleihen wird. Eine Karte mit der Maas um Roermond und ein interessantes Nachwort umrahmen den unterhaltsamen Roman, der Lust macht auf den dritten Teil.

Fazit

Der zweite Teil der Tankred-Trilogie setzt nahtlos den ersten Teil fort und überzeugt durch eine gut durchdachte Dramaturgie, einen flotten Schreibstil und natürlich das ein oder andere Gemetzel. Taktik und Politik  spielen eine große Rolle, und das Gesamtpaket weiß zu überzeugen. Wer sich für das späte 9. Jahrhundert und eine unterhaltsame Geschichte interessiert, ist in dieser Trilogie gut aufgehoben.