Iny Lorentz

„Es sieht nicht so aus, als würde uns so schnell die Puste ausgehen.“

11.2007 Das Autorenehepaar Iny Lorentz sprach mit der Histo-Couch über seinen neuen Roman Die Feuerbraut, über Leserkritik und potenzielle Verfilmungen.

Histo-Couch: Iny und Elmar – alle Pseudonyme mitgezählt, habt ihr mit der Feuerbraut inzwischen euren 16. Roman veröffentlicht. Geht einem da nicht irgendwann die Puste aus? Wie fühlt ihr euch im Moment?

Iny Lorentz: Zwei weitere Romane sind bereits abgeliefert, ein dritter wird dieser Tage fertig und die beiden darauffolgenden Romane sind auch schon in Arbeit. Es sieht also nicht so aus, als würde uns so schnell die Puste ausgehen.

Histo-Couch: Auf eurer offiziellen Homepage berichtet ihr unter anderem, dass ihr knapp sechzig Mini-Exposés, also Romanideen, auf eurer Liste habt. Ganz ehrlich: Wer von euch beiden ist kreativer? Oder seid ihr gleich viel an der Entwicklung von neuen Ideen beteiligt?

Iny Lorentz: Das ist wie bei Erbsen, die von zwei Leuten geerntet und in eine Schüssel geworfen werden. Hinterher weiß man auch nicht mehr, welche von wem stammt. Genauso geht es uns mit den Ideen. Sie kommen von beiden Seiten und fließen in den großen Topf unserer gemeinsamen Ideen ein.

Histo-Couch: Eure Romane sind zwar allesamt sehr erfolgreich, aber gerade in letzter Zeit auch oft starker Kritik ausgesetzt. In der Feuerbraut fällt nun auf, dass Irmela von Hochberg keinesfalls so perfekt und wunderschön ist, wie es eure vorherigen Heldinnen waren. Habt ihr euch die Kritik der Leser zu Herzen genommen?

Iny Lorentz: Ehrlich gesagt wundert uns die Kritik, wir würden immer nur über gleichermaßen wunderschöne und perfekte Frauen schreiben. Wer unsere Romane liest, merkt sehr rasch, dass wir bis jetzt nur eine einzige wirklich schöne Frau gestaltet haben, nämlich Marie, die Wanderhure. Bei ihr war dies aber auch aus der Geschichte heraus wichtig. Von unseren anderen Frauen ist die Kastratin Giulia untersetzt und hat ein rundliches Gesicht. Die Goldhändlerin Lea ist zu groß und zu mager, ebenso die Tatarin Schirin. Die Löwin Caterina wird mit einem länglichen Gesicht und einer zu großen Nase gezeigt und die Pilgerin Tilla denkt selbst darüber nach, dass sie keine Schönheit sein muss, um einen akzeptablen Mann zu finden. Laut unserer Agenturlektorin ist es gerade unsere Stärke, so unterschiedliche und alles andere als perfekte Frauenfiguren aufzubauen, die aber trotzdem den Weg ins Herz der LeserInnen finden.

Histo-Couch: Zum Teil geht es in der Feuerbraut ziemlich zur Sache, Verstümmelungen und Vergewaltigungen werden recht detailiert beschrieben…

Iny Lorentz: Die Zeiten waren damals entsprechend. Wenn die Heere durchs Land zogen, kam es nun einmal zu allen möglichen Exzessen. Diese bei einem Roman auszuklammern oder zu beschönigen, würde das Bild des Lesers über diese Epoche verfälschen.

Histo-Couch: Irmela, die Feuerbraut, nimmt in einem großen Teil des Romans eher eine Beobachterrolle ein. Erst zum Schluss wird sie aktiver, mischt sich ins Geschehen ein. War das beabsichtigt? Ist es besonders schwierig, aus einer solchen Sichtweise heraus zu schreiben?

Iny Lorentz: Wie weiter oben bereits erwähnt, wollen wir über unterschiedliche Frauen schreiben, da wir es langweilig fänden, wenn sie sich zu sehr gleichen würden. Irmela wurde daher so aufgebaut, dass die LeserInnen ihre Entwicklung von einem noch unsicheren Kind hin zu einer jungen und selbstsicheren Frau mit vollziehen können. Dazu gehörte nun einmal, dass sie eine gewisse Zeit lang eher passiv reagiert und mehr beobachtet, was um sie herum geschieht. Für uns als Autoren macht es einen besonderen Reiz aus, einen Roman auch einmal von einer ungewöhnlichen Seite anzugehen.

Histo-Couch: Wie durchkonstruiert sind eure Geschichten? Wird bis ins kleinste Detail alles geplant oder schreibt ihr darauf los und korrigiert logische Fehler hinterher?

Iny Lorentz: Wir folgen einem vorher erstellten Gerüst, das uns in etwa den Weg weist, planen jedoch nicht jede Einzelheit im Voraus, da dies die schöpferische Kraft bei der Erstellung des Rohtextes einengen und spontane Einfälle verhindern würde. Gerade diese kleinen Einzelheiten, die während des Schreibens in den Text einfließen, machen den Roman erst richtig lebendig.

Histo-Couch: Gibt es noch immer Situationen in euren Romanen, die zu beschreiben euch schwer fällt?

Iny Lorentz: Natürlich macht es nicht gerade Spaß zu erzählen, wie jemand verstümmelt oder vergewaltigt wird. Aber wir waren uns von Anfang an im Klaren, dass wir diesen Herausforderungen nicht aus dem Weg gehen dürfen, wenn wir glaubwürdig schreiben wollen.

Histo-Couch: Welche Mitentscheidungsrechte habt ihr, wenn es um die Veröffentlichung eurer Romane geht? Dürft ihr bei der Titelauswahl oder beim Layout der Cover mitbestimmen?

Iny Lorentz: Im Allgemeinen ist die Auswahl des Titels und des Covers Verlagssache. Allerdings sind wir mittlerweile in der Position, auch mal sagen zu können, wenn uns etwas nicht gefällt. Aber das war bis jetzt kaum nötig.

Histo-Couch: Etliche eurer Romane gibt es auch als Hörbücher. Findet ihr die Umsetzung dieser Audioversionen gelungen?

Iny Lorentz: Bei dieser Frage werden wir voll auf dem falschen Fuß erwischt, denn wir haben bisher bei allen Hörbüchern nur die ersten Minuten angehört. Wir schaffen es irgendwie nicht, uns unsere eigenen Geschichten von anderen Leuten erzählen zu lassen. Von Bekannten, die die Hörbücher gehört haben, konnten wir erfahren, dass diese zum größten Teil sehr gut umgesetzt worden sein sollen. Allerdings gab es bei der einen oder anderen Stelle Kritik wegen verschiedener Kürzungen gegenüber dem gedruckten Roman.

Histo-Couch: Wenn es feststehen würde, dass einer eurer Romane verfilmt würde und ihr dürftet entscheiden, welcher – welchen Titel würdet ihr auswählen und weshalb?

Iny Lorentz: Da müsste sich erst jemand finden, der einen unserer Romane überhaupt verfilmt. Wenn man bedenkt, wie lange es bei einem Welterfolg wie Die Päpstin gedauert hat, bis sich da was tut, sollte man hier nicht zu optimistisch sein. Doch nehmen wir ganz theoretisch an, jemand würde einen unserer Romane verfilmen wollen und uns die Entscheidung überlassen, welcher es sein sollte, so würde Iny wahrscheinlich Die Goldhändlerin wählen und Elmar Die Tatarin. Iny wegen der Hauptheldin Lea und deren Kampf um das Überleben ihrer Familie und Elmar wegen des Schauplatzes Russland und dem ganzen Hintergrund um den großen nordischen Krieg.

Histo-Couch: Was für Geschichten dürfen wir demnächst von euch erwarten?

Iny Lorentz: Hoffentlich noch viele, spannende Romane.

Histo-Couch: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Katharina Lewald.

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