Pfauenprinzessin

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  • Erschienen: Januar 2003
  • 1
  • , 2002, Titel: 'The Twentieth Wife', Originalausgabe
Pfauenprinzessin
Pfauenprinzessin
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Birgit Stöckel
791001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2007

Ein überraschend vielschichtiger Roman

Am Rande des Hofes wächst Mehrunissa auf, ein aufgewecktes, intelligentes Mädchen, deren saphirblaue Augen so ungewöhnlich wie wachsam sind. Denn sie ist nur die Tochter eines kleinen Höflings. Als sie dem Kronprinzen Jehangir zum ersten Mal begegnet, wird gerade sein Hochzeitstag gefeiert. Sie spürt, dass sie beide schicksalhaft miteinander verbunden sind, aber sie kann noch nicht ahnen, welchen Preis sie und ihre Familie für diesen Traum werden bezahlen müssen. Denn Jehangirs Vater, Mogulkaiser Akbar, hat das Mädchen einem Adligen versprochen und verbietet seinem Sohn die Verbindung mit ihr. Inmitten der bewegten Geschichte der Zeit geht Mehrunissa ihren Weg, von der erzwungenen, unglücklichen Ehe durch die gefahrvollen Intrigen der Politik bis in die Rebellion gegen Akbar. Durch alle Wirren des Lebens zieht sich Mehrunissas und Jehangirs Sehnsucht nach der Erfüllung einer Liebe, die sie nicht aufgeben können.

Das Schicksal des riesigen Reiches, der Thron Indiens gerät in den Sog ihrer Leidenschaft.

Zugegebenermaßen klingt der Klappentext nur eingeschränkt einladend: Ein junges schönes Mädchen, ein gutaussehender Prinz, die große, alles überdauernde Liebe auf den ersten Blick, diverse, scheinbar unüberwindbare Hindernisse, die dieser Liebe im Wege stehen und das Ganze eingebettet in die exotische, fremdartige Atmosphäre des historischen Indiens zur Zeit des Mogulreichs.

Doch handelt es sich bei Indu Sundaresans Roman Pfauenprinzessin um weit mehr als eine seichte, vor sich hin plätschernde Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund mit Romantik, Kitsch und Pathos. Sundaresan spannt einen Bogen von 34 Jahren und bringt ihren Lesern ein fremdes und faszinierendes Land näher.

Durchaus auch eine Liebesgeschichte...

Mehrunissas Geburt steht unter keinem guten Stern: Ihre Eltern sind persische Flüchtlinge, völlig mittellos und sie kämpfen um das nackte Überleben. Doch dann findet Ghias Beg, Mehrunissas Vater, einen Mentor, der ihn am Hofe des Mogulkaisers Akbar einführt und damit Ghias Begs steile Karriere begründet. Als Mehrunissa den ältesten Erben des Mogulkaisers, Prinz Salim, das erste Mal sieht, verliebt sie sich sofort in ihn und auch er ist bei ihrem ersten Treffen, Jahre später, sehr von ihr angetan. Doch die Umstände sprechen gegen diese Liebe und Mehrunissa muss einen anderen heiraten. Erst viel später, als Salim als Kaiser Jahangir den Thron besteigt, scheint es eine Möglichkeit für die beiden zu geben.

Natürlich ist das Buch auch eine Liebesgeschichte und nicht immer sind die tiefen Gefühle, die Mehrunissa für den späteren Kaiser Jahangir von Anfang an empfindet, nachvollziehbar. Ebenso wie umgekehrt. Schließlich gründet die Liebe der beiden auf wenigen, kurzen Treffen, in denen sie kaum ein paar Worte wechseln. Dass darauf eine solche tiefgehende, alle Trennungen und Widerstände überdauernde Verbindung entstehen soll, ist sicherlich nicht für jeden Leser nachvollziehbar. Doch glücklicherweise kommen diese Szenen längst nicht so oft vor, wie man nach Lektüre des Klappentextes meinen könnte, der Kitsch hält sich in Grenzen und generell steht die Liebesgeschichte nicht im Zentrum des Romans.

...aber auch Macht, Politik und Intrigen im indischen Mogulreich

Indu Sundaresan breitet stattdessen ein exotisches und sehr informatives Bild des alten Indiens aus. Man erfährt einiges über den Aufbau und die Verwaltung des großen Reichs, über Kriege, Bestechung, Intrigen und Machtgerangel, die Stellung der Frau, und die Zenana, den Harem. Dabei geht es nicht immer zimperlich zu, denn gerade Krieg und auch der immer wieder aufflammende Streit um die Nachfolge des jeweils herrschenden Mogulkaisers erfordern immer wieder drastische Maßnahmen und die eine oder andere Szene ist nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet.

Vergnüglich wird das Buch auch durch die gelungene Figurenzeichnung, besonders Kaiser Jahangirs. Schon als Prinz zeigt er zum einen eine weiche, empfindsame Seite, aber auch den Willen zur Macht und die Gier nach der Krone, der ihn mehr als einmal gegen seinen Vater, Kaiser Akbar, rebellieren lässt, obwohl er seinen Vater liebt. Als sein eigener Sohn allerdings das Gleiche macht, ist es mit Jahangirs Verständnis nicht weit her. Ebenso ist der Unterschied zwischen seinem Bemühen, ein wirklich guter Herrscher zu sein, seiner teilweisen Großmütigkeit und seiner Fähigkeit zu Grausamkeit sehr interessant.

Auch Mehrunissa ist eine mehrschichtige Protagonistin. Neben ihrer Schönheit und Klugheit sind auch ihre Sturheit, ihr Gefallen an der Macht und ab und an auch ihre Zickigkeit Teil ihrer Persönlichkeit.

Es macht Spaß Pfauenprinzessin zu lesen, besonders, da aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird und somit der Leser einen umfassenden Einblick bekommt. Es ist ein Roman, der außerhalb der mitteleuropäischen Geschichte spielt, in einem faszinierenden Land, das damals noch nicht unter britischer Vorherrschaft stand, mit interessanten Protagonisten, die man zumeist gerne begleitet und einer Liebesgeschichte, die nicht allzu sehr ins Kitschige abgleitet und gut erträglich ist.

Abgerundet wird das Ganze durch eine Karte des Mogulreichs, einen Stammbaum, ein Personenverzeichnis mit den wichtigsten Charakteren (sowohl Stammbaum als auch Personenverzeichnis leisten bei der Vielzahl ungewohnter Namen gute Dienste) und einem Glossar für indische Begriffe.

Pfauenprinzessin

Indu Sundaresan, -

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