Im Süden

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  • Erschienen: September 2025
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Im Süden
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Monika Wenger
931001

Histo-Couch Rezension vonDez 2025

Eine unglaublich bildhafte Sprache und ein Gespür Menschen und ihre Geschichte.

Louisiana während des Bürgerkriegs im Jahr 1863: James Lee Burke erzählt schnörkellos aus dem Leben der Menschen in den Bayous. Die Unionssoldaten kämpfen sich in den Süden vor und es gibt täglich kleinere und grössere Scharmützel zwischen Soldaten, Freischärlern und Rebellen. Davon sind vor allem die weissen Plantagenbesitzer und die verbliebenen Sklaven betroffen.

Beschützen

Mitten in diesen Wirren versucht der Constable Pierre Cauchon, für Ordnung zu sorgen. Gerade jetzt muss er den Mord an dem Plantagenbesitzer Suarez aufklären. Verdächtigt wird die Sklavin Hannah Laveau. Sie lebt auf der Plantage der Lufkins. Charles Lufkin hat seinen Neffen Wade bei sich aufgenommen. Dieser war als Sanitäter in Virginia im Einsatz und ist mit einer Verletzung zurückgekehrt. Nun hofft er auf ein beschauliches Leben bei seinem Onkel. Er schwärmt für die Sklavin Hannah und versucht sie zu schützen. Doch er kann nicht verhindern, dass Hannah auf Grund der Anschuldigungen verhaftet wird. Von der Inhaftierung hat auch die abolitionistische Lehrerin Florence Milton erfahren. Ihr gelingt es, gemeinsam mit Hannah zu flüchten. Für die beiden Frauen wird es jedoch ein Spiessrutenlauf zwischen all den marodierenden Gruppen.

«Wahrscheinlich wissen die Männer selbst nicht, was sie mit sich und uns vorhaben. Sie sind Feiglinge, die sich gegenseitig aufstacheln, um Dinge zu tun, die sie allein nicht tun würden.»

Ungeschönt

Das Besondere an diesem Roman ist nicht nur seine schnörkellose Sprache und der immerwährende Perspektivenwechsel. Jede der Hauptfiguren berichtet von den Ereignissen und offenbart ihre tiefsten Gedanken und Gefühle. So entsteht ein unglaublich facettenreiches Bild. Die Charaktere sind einzigartig und ihre Geschichten berühren auf besondere Weise. Sie zeigen, dass in jedem Menschen sowohl das Gute als auch das Böse steckt. Je nachdem, was das Leben bringt, dominiert das eine oder das andere. Aber James Lee Burkes Figuren haben immer eine Wahl. Dies darzustellen, das Monströse zu beschreiben, ist die grosse Kunst, die der Autor beherrscht.

In seinem Roman erzählt James Lee Burke jedoch nicht nur von den Gräueln des Sezessionskrieges. Er beschreibt ebenso die Schönheit Louisianas, das Erwachen eines Tages in den Sümpfen. Er erzählt von der Liebe eines ungleichen Paares und von Freundschaft. Zwischen den Zeilen blitzt auch immer wieder ein ganz besonderer schwarzer Humor auf. Das bringt ein wenig Leichtigkeit mit sich, was der Geschichte zugutekommt.

«Verstehen Sie mich nicht falsch! Der Sheriff, Jimmy Lee Romain, ist kein schlechter Mensch, aber leider ein Trottel. Unglücklicherweise wurde er nicht trotz, sondern gerade wegen seine Dummheit in sein Amt gewählt. In Louisiana wählen wir unfähige und korrupte Leute in öffentliche Ämter, damit sie ihrer Tätigkeit in weit entfernten Städten ausüben. Je ungeeigneter sie sind, desto weiter weg schicken wir sie. Schon mal das Kapitol besucht?»

Es ist eine einzigartige Erzählung, die sich langsam entfaltet und eine besondere Zeit in der amerikanischen Geschichte beleuchtet.      

Fazit

James Lee Burke hat die Atmosphäre des Krieges und des Südens auf einzigartige Weise eingefangen. Direkt, schnörkellos und doch, bei einzelnen Gelegenheiten, sanft, erzählt er die Geschichte von Sklaven, Soldaten und Plantagenbesitzern. Der Roman lebt von seinen Gegensätzen: von Gut und Böse, Gewalt und Sanftheit, Hass und Liebe. All dies macht ihn so lebendig und nachhallend.

Im Süden

James Lee Burke, btb

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