Die Liebe sucht ein Zimmer
- Rowohlt
- Erschienen: Mai 2025
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Dem Leben Sinn geben und gleichzeitig den Menschen Unterhaltung bieten.
Die Idee für David Safiers Roman stammt aus dem Theaterstück von Jerzy Jurandot. Das Stück wurde am 16. Januar 1942 im Femina-Theater im Warschauer Ghetto uraufgeführt. Damals war das Theater die einzige mögliche Form der Unterhaltung für die Juden im Ghetto. Nun hat der Autor eine fiktive Geschichte rund um das Theaterstück «Die Liebe sucht ein Zimmer» geschrieben und daraus auch einzelne Elemente übernommen.
Auf die Bühne, in die Welt
Jahre zuvor wurde Sara im Alter von dreizehn Jahren verheiratet. Nach den traumatischen Erlebnissen in der Hochzeitsnacht und dem herzlosen Verhalten ihrer Eltern, flieht das Mädchen. Sie findet Unterschlupf und eine neue Heimat bei Ada und ihrer Theatertruppe. Für Sara wird das Theater zum Lebensinhalt. Jetzt, im Januar 1942, ist die Not der Bevölkerung im Warschauer Ghetto bereits gross und die Repressionen der Deutschen kaum auszuhalten. Aber für Sara sind die Menschen wichtig, die sich durch das Theater ein wenig unterhalten wollen. Dem Alltag entfliehen, auch wenn sie wieder zurück müssen in die harte Realität. Gerade deshalb ist es der jungen Schauspielerin ein Anliegen, ihre Rolle perfekt zu spielen. Ihre erste Hauptrolle. Doch kurz vor ihrem Auftritt macht ihr der Autor und Regisseur Michal, Saras Ex-Freund, ein unglaubliches Angebot. Das Angebot zur Flucht.
Einfach beeindruckend
Mit der ersten Zeile fällt man quasi bereits in die Geschichte, die einen dann nicht mehr loslässt. Diese atemlose Eile, die Sara quer durch die Stadt zu ihrem Theater und ihrem Auftritt treibt, sie steht sinnbildlich für diese berührende Erzählung. Es ist die Zeit, die rasche Entscheidungen verlangt. Gerade jetzt. Sara hat nur diesen Abend, beziehungsweise nur die Zeit, bis der Vorhang fällt, um sich zu entscheiden und das Angebot zur Flucht anzunehmen. Ihre Überlegungen und ihre Zweifel spiegeln sich auf beeindruckende Weise im Theaterstück wider. David Safier beschreibt ihr Dilemma unglaublich realistisch und ergreifend, vermischt Realität mit Fiktion. Gleichzeitig baut er immer wieder humorvolle, teils satirische Elemente in die Geschichte ein.
«Damals, in den Jahren zwischen den Pogromen der Polen und dem Einmarsch der Nazis, starben Juden für wenige Jahre tatsächlich eines natürlichen Todes wie andere Menschen auch.»
Diese Auflockerungen sind extrem wohltuend und schmerzlindernd. Auch weil wir wissen, wie es mit dem Ghetto ausgegangen ist.
Fazit
Dieser Roman ist erstaunlich. Er ist fesselnd, tragisch, heiter und dennoch angenehm zu lesen. Eine durchdachte Mischung für eine dramatische Geschichte, die im Warschauer Ghetto spielt. Vor diesem Hintergrund erzielen die Lebendigkeit und die Heiterkeit der Theaterleute eine ganz besondere Wirkung. Und das hat David Safier einfach unglaublich gut hinbekommen.

David Safier, Rowohlt

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