Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer
- Scherz
- Erschienen: August 2025
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Geschichte leicht und verständlich.
Mit dem Roman «Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer» entführt Peter Prange seine Leser in das Europa der Jahre von 1871 bis 1900. Der böhmische Kurort Karlsbad geniesst Weltruf. Alles, was Rang und Namen hat, trifft sich hier, um zu sehen und gesehen zu werden. Das macht ihn zum beliebten Aufenthaltsort für junge Leute. Fern der Heimat und den gesellschaftlichen Zwängen geniessen sie ein Stück Freiheit.
Drei Freunde, drei Länder
Karlsbad, 1871: Die englische Industriellentochter Vicky wird Zeugin eines Streitgesprächs zwischen zwei jungen Männern. Mutig geht sie dazwischen und trennt die Streithähne. Als Belohnung winkt ihr nun ein Treffen am Dianaturm mit Überraschungen. Die beiden Männer, der Deutsche Paul und der Franzose Auguste, lassen sich nicht lumpen und begeistern Vicky mit ihrem Ideenreichtum. Der gelungene Tag ist der Beginn einer Freundschaft, die Jahrzehnte überdauern wird.
Obwohl sich die Wege der drei Freunde trennen, bleiben sie ab diesem Zeitpunkt immer miteinander verbunden. Vicky reist mit ihrer Familie zurück nach London. Paul, der Ingenieur, lebt in Berlin. Nach einigen Querelen und Tiefschlägen übernimmt er die Baufirma seines Vaters und befasst sich unter anderem mit dem Bau des Kurfürstendamms. Ausserdem engagiert er sich in der Politik. Auguste wiederum verfolgt mit grossem Eifer sein Ziel, ein berühmter Koch zu werden.
Doch sobald sich eine Gelegenheit bietet, treffen sie sich. Bis es jeweils so weit ist, vergehen jedes Mal mehrere Jahre, in denen die drei ihr eigenes Leben meistern. Seit ihrem ersten Treffen in Karlsbad ist von der anfänglichen politischen Aufbruchstimmung in Deutschland nicht mehr viel zu spüren. Das politische Klima verändert sich zusehends und hat grossen Einfluss auf die Lebensumstände von Vicky, Paul und Auguste.
Leicht, lehrreich und unterhaltsam
Es ist ein stattliches Buch, das dreissig Jahre Geschichte umfasst. Drei Handlungsstränge, die sich in rascher Folge abwechseln, stehen für die unterschiedlichen Perspektiven. Vicky, Paul und Auguste sind nicht nur die Hauptfiguren in einer fiktiven Geschichte, sie verkörpern zugleich die Politik und die Gesellschaft ihres Landes. Jede Nation verändert sich in diesen dreissig Jahren, ebenso wie die Protagonisten in diesem Roman. Technischer Fortschritt, politische Entscheidungen und kulinarische Höhenflüge prägen die Geschichte und erzählen vom Wandel innerhalb einer Epoche.
Der fiktive Teil des Romans ist unterhaltsam, vorhersehbar und dennoch interessant. Beeindruckend ist, wie es dem Autor gelingt, die Träume und Erwartungen junger Menschen zu beschreiben. Verursacht durch Niederlagen, Schicksalsschläge und bittere Erfahrungen verlieren sie im Verlauf der Zeit ihre Unbeschwertheit und auch ihre Zuversicht. Dieser fiktive Teil bildet den Rahmen für das historisch verbürgte Zeitgeschehen. Es ist eine ausgesprochen gelungene Erzählung, die politische und gesellschaftliche Zusammenhänge verdeutlicht und diese auch verständlich darstellt.
Peter Prange gelingt es zweifelsfrei, eine authentische Atmosphäre zu schaffen und dabei sehr viel Zeitgeschehen darin zu verpacken. Durch seine Darstellung der Geschichte sind die sich nicht nur in Deutschland anbahnenden politischen Veränderungen sehr gut zu erkennen. Bemerkenswert ist seine unkomplizierte, verständliche und klare Erzählweise. So macht Geschichte einfach Spass.
Etwas Kritik muss trotzdem sein: Die Kapitel sind zum Teil sehr kurz und springen häufig zwischen den drei Protagonisten hin und her. Diese beständigen Wechsel stören den Lesefluss etwas.
Fazit
Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit Peter Prange zu erzählen weiss. Ihm gelingt das Kunststück, komplexe historische Zusammenhänge so lebendig zu vermitteln, dass man das Gefühl hat, selbst durch die Salons des 19. Jahrhunderts zu wandeln. Die vergnügliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert zeigt sowohl die politische als auch die gesellschaftliche Entwicklung auf. Ein absolut gelungenes Zusammenspiel und das Ergebnis von Fachkenntnis und schriftstellerischer Freiheit. Das ist Geschichtsunterricht par excellence.

Peter Prange, Scherz
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