Grüne Mark und Weißer Tod
- Emons
- Erschienen: Mai 2025
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Mordserie in der Steiermark.
Graz, September 1897. Der junge Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum wird zu einem Tatort gerufen, an dem eine männliche Leiche gefunden wurde. Das Opfer wurde erwürgt und in seinen Kleidern werden seltsame Nachrichten gefunden; zudem finden sich in unmittelbarer Nähe auch kleine blaue Glasscherben. Stahlbaum hat seinen ehemaligen Klassenkameraden und wiedergefundenen Freund Dr. Titus Pyner im Schlepptau, der den Toten untersucht. Ein paar Tage später findet man eine weitere männliche Leiche, erwürgt, wieder mit Nachrichten und blauen Glassplittern in der Nähe.
Alle Untersuchungen verlaufen ins Leere, bis eine dritte Leiche gefunden wird. Eine Spur führt die beiden schließlich in die Lungenanstalt „Eichenheim“ im Wienerwald, wo es ein Gebäude für „normale“ Patienten und eines für eher elitäre Patienten gibt. Doch der Anstaltsleiter Dr. Höllweger gibt sich nicht sonderlich kooperativ, und so treten die Ermittlungen von Franz und Titus auf der Stelle.
Während der karrierebewusste Kriminalassistent Meisl eine vermeintlich bedeutendere Spur als die Klinik verfolgt, kommt Hilfe von unerwarteter und unerbetener Seite: Die Freundinnen von Titus und Franz, Resi und Salome, schleusen sich als dringend gesuchte Mitarbeiterinnen in die Klinik ein und versuchen, weitere Morde zu verhindern und Hinweise auf den Täter der bisherigen Morde zu finden. Dabei geraten sie trotz aller Vorsicht in Gefahr, je näher sie der Wahrheit kommen…
Ermittlungen in einer Lungenheilanstalt
Die steirische Autorin Gudrun Wieser präsentiert mit „Grüne Mark und Weißer Tod“ den zweiten Fall des Ermittlerduos Franz Stahlbaum, junger Untersuchungsrichter, und Dr. Titus Pyrner, der gerade für einen älteren Kollegen während dessen Demission seine Arztpraxis stellvertretend übernommen hat. Nachdem sich das Duo in „Geheimnisse in der grünen Mark“ nach langem Ringen gefunden hat, können sie nun aufeinander vertrauen und helfen sich gegenseitig beim Ermitteln und auch bei kleineren privaten Wehwehchen. Die drei Morde, die nach einer Serientat aussehen, sind ihr neuester Fall und nach einiger Zeit treten sie immer noch auf der Stelle.
Kriminalassistent Meisl ist auch keine Hilfe, da er lieber an seiner eigenen Karriere bastelt und seinen eigentlichen Vorgesetzten Stahlbaum gerne schnell hinter sich lassen würde. Doch ist man gezwungen, zusammenzuarbeiten, doch bevorzugt Stahlbaum es, Meisl immer noch nicht in alle Untersuchungsergebnisse einzuweihen.
Wie der Vater…
Hat die Autorin in ihrem ersten Krimi die Ausgangssituation für die Ermittler geschaffen, kann sie nun mit den Personen spielen und sie in teilweise sehr amüsante Situationen bringen. Titus Pyrner wird für weitere Informationen quasi gezwungen, sich an seinen Vater zu wenden, der auch Arzt ist und von den Ambitionen seinen Sohnes nichts hält, zumal er von seinem Sohn generell gar keine gute Meinung hat. Ein Besuch im Elternhaus bringt trotz Beistand von Franz nur wenig Neues zutage, wirft in Titus aber die Frage auf, ob sein Vater mit den Morden irgendetwas zu tun haben könnte?
Da Titus und Franz in „Eichenheim“ bereits bekannt sind, sind weitere Ermittlungen ihrerseits vor Ort nicht erfolgversprechend. Da bieten sich ihre beiden Freundinnen, Salome und Resi an, quasi „undercover“ dort zu ermitteln, was zunächst auf wenig Begeisterung bei den beiden Herren stößt, aber gegen ihre forschen Freundinnen gibt es keine Argumente, und so begeben sich die beiden gegen alle Vorschriften in die Höhle des Löwen.
Mit viel Humor gewürzt
Gudrun Wieser schafft es, die Spannung auf jeder Seite hochzuhalten und würzt das Ganze mit einer guten Prise Humor. Wie die beiden Männer immer wieder gegen den Tatendrang ihrer Freundinnen ankämpfen, aber genau wissen, dass sie keine Chance dagegen haben, ist amüsant und leicht und locker zu lesen. Auch die Wortgefechte mit Meisl sind spaßig, vor allem die Gedankengänge der beiden sind unbezahlbar.
„Du solltest aufhören, von vornherein alles abzulehnen, was ich vorschlage.“ – „Resi, bring mich nicht dazu, etwas zu sagen, was ich nicht mehr zurücknehmen kann.“
Bei allem Humor wird aber ein spannender Kriminalfall konstruiert, bei dem man natürlich ab einem gewissen (glücklicherweise recht späten) Zeitpunkt den Täter erahnt, natürlich mit ein paar Fehldiagnosen und Sackgassen auf dem Weg dorthin. Das dramatische Finale lässt hoffen, dass diesem zweiten Fall noch weitere folgen könnten.
Mehr davon!
Die 284 Seiten aus dem Emons Verlag vergehen wie im Fluge, die Zeit des späten 19. Jahrhunderts in der Steiermark wird gut beschrieben und mit den damals möglichen medizinischen Mitteln kombiniert. Eine gewisse steirische Sturheit kommt ebenso zutage wie der damals übliche Standesdünkel, wo reiche und studierte Männer immer noch denken, sie wären etwas Besseres als „normale“ Menschen und Patienten. Ein interessantes Nachwort ergänzt den Krimi.
Obwohl der Roman eine eigenständige Geschichte ist und mit dem Vorgängerroman nichts zu tun hat, empfiehlt es sich doch, den ersten Roman vorher zu lesen, denn dann versteht man besser, wie sich die Personenkonstellation zusammengesetzt hat, wie die Ermittler zueinander fanden und wie die Sache mit den zwischenmenschlichen Beziehungen eigentlich aussieht. Mit Kenntnis des ersten Teils wird der zweite noch amüsanter.
Fazit
„Grüne Mark und Weißer Tod“ ist der zweite Fall für die Ermittler Stahlbaum und Pyrner und führt sie in den Dunstkreis einer Lungenheilanstalt, wo vermeintlich der Mörder der drei Patienten vermutet wird. Mit ungewöhnlicher, aber amüsanter Hilfe kann der Fall geklärt werden, und es bleibt zu hoffen, dass diesen beiden Fällen noch weitere folgen werden.

Gudrun Wieser, Emons
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