Mord im alten Athen
- Kampa
- Erschienen: März 2025
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Mordermittlung mit Hilfe von Aristoteles.
Athen, zur Zeit Alexanders des Großen. Als Stephanos im Morgengrauen durch die Straßen der Stadt geht, ertönt aus einer Villa ein Schrei und ein Sklave kommt auf die Straße gelaufen und ruft, sein Herr sei getötet worden. Schnell versammeln sich viele Männer im Haus, und tatsächlich liegt sein Herr, Boutades, in einer Blutlache auf dem Boden - mit einem Pfeil in seiner Kehle.
Polygnotos, der Neffe von Boutades, beschuldigt öffentlich ausgerechnet Stephanos‘ Vetter Philemon, den Mord verübt zu haben. Philemon befindet sich jedoch gar nicht in Athen, er ist als Soldat im Krieg und kann es nicht gewesen sein. Stephanos als Familienoberhaupt obliegt es nun, seinen Vetter zu verteidigen und womöglich auch den wahren Täter zu stellen. Da er sich keinen anderen Rat weiß, befragt er seinen Lehrer um Hilfe. Dieser Lehrer ist ausgerechnet der berühmte Philosoph Aristoteles, der ein bisschen den Schalk im Nacken hat und froh ist, bei einer Mordaufklärung helfen zu können.
Ein Mord mit unmöglichem Täter
Mit „Mord im alten Athen“ hat die kanadische Schriftstellerin Margaret Doody einen Krimi aus dem antiken Griechenland geschrieben, in dem neben dem ermittelnden jungen Mann Stephanos vor allem dessen Lehrer, der berühmte Philosoph Aristoteles, im Mittelpunkt steht. Der Tradition folgend ist Stephanos das Familienoberhaupt, da sein Vater bereits gestorben ist, und so muss er den Namen seines Familienangehörigen reinwaschen, zumal dieser im Krieg und gar nicht da ist und daher auch nicht der Täter sein kann. Doch Stephanos hat keine Ahnung, wo er ansetzen soll und fragt daher seinen Lehrer Aristoteles um Hilfe.
Aristoteles ist ein älterer verschmitzter Herr, der Spaß an den Ermittlungen hat, zumal er wohl froh ist, sich mal mit etwas anderem als Philosophie beschäftigen zu können, wobei der ein oder andere philosophische Gedanke schon Einfluss auf seinen Ideenreichtum hat. Er wirkt teilweise ein wenig verschroben und lässt sich von den Athenern zahlreiche Waffen bringen, da er eine Schrift über die Waffen Griechenlands verfassen möchte.
Stephanos hingegen ist erst zweiundzwanzig Jahre alt, dementsprechend lebensunerfahren und nun lastet auf ihm die Pflicht, in einem Gerichtsverfahren als Familienoberhaupt seinen Vetter verteidigen zu müssen, wie es das athenische Gesetz vorschreibt. Dass dieser der Logik nach nicht der Täter sein kann, da er ja gar nicht in Athen weilt, spielt da keine Rolle.
Interessante Einblicke in das antike Griechenland
Überhaupt erfährt man viel über die besondere Gesetzgebung in Athen, über die altgriechischen Sitten und Gebräuche und die Traditionen. Diese sind allen Athenern wohlbekannt und niemand würde sich gegen die Regelungen stellen. Ob das eine Hilfe für Stephanos ist oder nicht, ist egal, man folgt den Bestimmungen, und so hat er in zwei Vorprozessen und einem Hauptprozess die Gelegenheit und die Pflicht, Argumente für seine Seite vorzutragen, die Philemon entlasten und als Täter freisprechen.
Für Stephanos stellt sich also nicht nur die Frage, wie er seinen Vetter verteidigen kann, von dem er bald feststellt, dass er verheiratet war und ein Kind hat, was ihm bislang nicht bekannt war. Zur sicheren Entlastung muss er möglichst auch den wahren Täter entlarven, um Philemons Namen reinzuwaschen und die Ehre der Familie wieder herzustellen. Doch die Autorin enthüllt nach und nach die Geheimnisse und behält sich für die Schlußverhandlung einige Überraschungen vor. Das ist spannend konstruiert, und zeigt noch einmal auf, dass dieser Krimi tatsächlich nur in dieser Zeit an diesem Ort spielen kann, was eben einen guten historischen (Kriminal-)Roman ausmacht.
Hoffnung auf mehr
Die Autorin hat derweil diesem Fall noch sieben weitere Romane folgen lassen und somit eine Aristoteles-Reihe geschrieben. Es ist zu hoffen, dass der Kampa Verlag die weiteren Fälle auch noch herausbringt. Die Reihe ist eine historische Erfrischung im sonstigen Einerlei und sollte mit weiteren Übersetzungen belobigt werden.
Leider hat der Roman, der immerhin als Hardcover erscheint, neben der Geschichte keinerlei Extras wie ein Nachwort oder eine Karte von Athen zu bieten. Immerhin gibt es aber zu Beginn ein Personenverzeichnis der Hauptfiguren, dazu aber leider keinen Hinweis, welche der Figuren real ist und welche fiktiv. Dennoch bietet der Roman auf 360 Seiten gute Unterhaltung und einen spannenden Einblick in das alte Athen.
Fazit
Der historische Kriminalroman „Mord im alten Athen“ der kanadischen Schriftstellerin Margaret Doody bietet beste Kriminalunterhaltung, und das im eher nicht so häufig beschriebenen Zeitraum des antiken Griechenlands zur Zeit Alexanders des Großen. Mit dem berühmten Philosophen Aristoteles, als Unterstützer des Ermittlers, steht diesem ein prominentes Schlitzohr zur Seite, dem man gerne folgt und der dem Roman seine gewisse Würze verleiht. Hoffentlich werden bald weitere Bände aus der Reihe auf Deutsch erscheinen.

Margaret Doody, Kampa

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