Gold aus der Wiener Werkstätte

  • Emons
  • Erschienen: Mai 2025
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Julian Hienstorfer
821001

Histo-Couch Rezension vonJun 2025

Beate Maly erweckt mit ihrem Kriminalroman das Wien der Jahrhundertwende gekonnt zum Leben.

Das Wichtigste vorweg: Gold aus der Wiener Werkstätte ist nach Mord in der Wiener Werkstätte der zweite historische Kriminalroman aus dem Zyklus der Autorin Beate Maly. Er lässt sich aber auch sehr gut als eigenständiger Roman lesen. Schon durch das Cover, das an Gustav Klimts Seerosen-Gemälde erinnert, wird die Handlung verortet: wir befinden uns im Wien zur Zeit der Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert. Und so ist auch der Kriminalroman voller Secession-Künstlerinnen und -künstler und von gehörigem Lokalkolorit durchwebt.

Die Autorin lotet aber auch die Widersprüche der Wiener Gesellschaft zwischen bitterer Armut und blaublütiger Dekadenz aus – und erforscht ganz nebenbei den Handlungsspielraum der Frau zu Zeiten der k. u. k. Monarchie. Die sexuelle Doppelmoral der Wiener (Herren-)Gesellschaft schwingt dabei unterschwellig immer mit: Frauen sind für diese entweder Heilige oder Huren.

Babylon Wien

Passenderweise ermittelt Max von Krause in seinem aktuellen Fall im Rotlichtmilieu – und das auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen. Schon bald stellt sich für ihn die Frage nach Recht und Gerechtigkeit und wo seine Loyalität eigentlich liegt.

Von den Adelspalais über die Kreise der Künstler und Journalisten bis in die Abgründe von Armut und Verbrechen im Ratzengrund und auf dem Spittelberg liefert Beate Maly eine beeindruckende Sozialstudie des historischen Wiens und schildert die prekären Zustände in der Wiener Unterschicht.

Es geht in Gold aus der Wiener Werkstätte aber in erster Linie, um die systematische Ausbeutung von Frauen und Mordtaten, die in diesem Kontext geschehen. Konkret: eine Mordserie, bei denen die Körper der ermordeten Frauen zur Leinwand für kryptische Botschaften werden. Ein Fall für den königlich-kaiserlichen Polizeikommissar Max von Krause.

Fingerabdrücke, Fotografie und moderne Forensik

Auch die kleinkriminelle Putzfrau und Teilzeitkünstlerin Lili Feigl, die mit Verve ihren Alltag bewältigt, wird wieder in die Ermittlungen hereingezogen. Bei einer Frauenleiche wurde nämlich ein von ihr entworfenes Schmuckstück aus der Wiener Werkstätte gefunden. Und so beginnt für das Ermittlungsduo wider Willen ein Spiel gegen die Zeit, wollen sie den Täter stoppen, bevor er erneut zuschlägt.

Ganz nebenbei tauchen im Handlungsverlauf des Kriminalromans auch technische Neuerungen in der polizeilichen Ermittlungsmethodik auf. Allen voran sind hierbei die Fotografie und die Erfassung von Fingerabdrücken zu nennen, deren Aufkommen die moderne Forensik begründete.

Fazit

Man folgt den beiden Protagonisten voller Spannung durch das kunstvoll komponierte Labyrinth des Kriminalromans und fiebert mit ihnen mit. Gerne sieht man bei der Lektüre dieses gelungenen und vor allem hervorragend recherchierten Cosy Crime über den ein oder anderen hölzernen Dialog hinweg.

Gold aus der Wiener Werkstätte

Beate Maly, Emons

Gold aus der Wiener Werkstätte

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