Bertha Benz und die Straße der Träume

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Mai 2024
  • 1
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Monika Wenger
751001

Histo-Couch Rezension vonJun 2024

Eine mutige Frau trotz ihrer Zeit.

Cäcilie Bertha Benz war ihrer Zeit weit voraus. Sie war die erste Frau, die im 19. Jahrhundert ein Automobil lenkte. Gleichzeitig war sie ihrem Mann Carl Benz eine grosse Stütze und half ihm mehr als einmal, technische Probleme zu lösen. Doch da sie in einer Männergesellschaft hineingeboren wurde, blieb sie nur die Frau an der Seite von Carl Benz.

Legendäre Fahrt

Bertha Benz wurde 1849 in Pforzheim geboren. Ihr Vater, Karl Friedrich Ringer, hatte es vom einfachen Zimmermann zum Wohlstand gebracht. Er war stolz auf seine technisch interessierte Tochter und förderte sie. Als Mädchen durfte Bertha sogar die höhere Töchterschule besuchen. Das war damals ungewöhnlich. Ihre vielseitigen Interessen und ihre rasche Auffassungsgabe kamen Bertha zugute, als sie Carl Benz kennenlernte. Der eher lebensfremde, aber geniale Ingenieur, konnte sich dank Berthas Unterstützung seinen Erfindungen widmen. Schon vor der Hochzeit unterstütze Bertha ihn mit einem Anteil ihrer Mitgift. Nach der Heirat 1872 hatte das Paar immer wieder mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Carls Erfindung des Gasmotors wollte sich trotz Investoren einfach nicht durchsetzen. Bertha tat in dieser Zeit ihr Bestes, um die inzwischen sechsköpfige Familie über die Runden zu bringen.
Im Jahr 1888 versuchte Bertha einmal mehr ihren Mann zu überzeugen, seinen dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen Nr. 3 der Öffentlichkeit vorzustellen. Obwohl Carl, wie so oft, immer wieder Kleinigkeiten findet, die es zu verbessern gilt. Aber er zögert – wie stets. Da reisst Bertha der Geduldsfaden. Ohne ihren Ehemann zu informieren, macht sie sich mit den beiden Söhnen auf den Weg nach Pforzheim zur Mutter. Carls Erfindung soll endlich bekannt werden, und das geht nur, wenn das Gefährt unter die Leute kommt.

Eine unermüdliche Kämpferin

In dem biografischen Roman von Alexander Schwarz über Bertha Benz spürt man die gute Recherche und die Bewunderung für diese aussergewöhnliche Frau. Sie wächst in einer Zeit auf, in der man dem weiblichen Gehirn nicht zutraut, komplexe Zusammenhänge zu begreifen. Frauen sind nicht selbstbestimmt, ihr Platz in der Gesellschaft ist vorgegeben. Genau dem widerspricht das Wesen von Bertha Benz. Sie schafft es, ihrem Mann zu Ruhm zu verhelfen. Gerade weil ihr Vater seine Tochter von klein auf unterstützte und sie in seiner Werkstatt mithelfen liess, kann sie sich in die technischen Probleme ihres Mannes hineinversetzen. So kann sie ihrem weltfremden, aber genialen Mann unter die Arme greifen und Lösungen finden.
Liebevoll verbindet Alexander Schwarz Fiktives und Biografisches, wobei das Fiktive mehr Raum einnimmt. Ausführlich erzählt der Autor von Berthas Jugend. Dabei erfährt man sehr viel über das Leben und Denken der Menschen im 19. Jahrhundert. Gleichzeitig nimmt man teil an den Veränderungen in der Stadt Pforzheim. Richtig spannend wird es im zweiten Teil des Romans. Dann nämlich, wenn Bertha mit ihren Söhnen auf dem motorisierten Gefährt über Land fährt und so manche Herausforderung meistern muss.

«Einer Erfindung, und ich sage Ihnen voraus, sie wird bahnbrechend sein, die, wie man es auch dreht oder wendet, nur deshalb zustande kommen konnte, weil Wissen und Kapital und dazu noch eine gewisse Unerschrockenheit zusammengefunden haben.»

Obwohl es immer mal wieder langatmige Passagen gibt, ist das Buch angenehm zu lesen. Die bildhaften Beschreibungen unterstreichen die Erzählung und geben einen tollen Einblick in die damalige Zeit.

Fazit

Der Roman ist die Würdigung einer aussergewöhnlichen Frau und Pionierin. Gleichzeitig zeichnet Alexander Schwarz ein umfassendes Bild der Zeit und der Veränderungen durch die Industrialisierung. Bertha Benz bleibt als unermüdliche Kämpferin für die Erfindungen ihres Mannes, Carl Benz in Erinnerung.

Bertha Benz und die Straße der Träume

Alexander Schwarz, Droemer-Knaur

Bertha Benz und die Straße der Träume

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