Eismusik

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: November 2023
  • 1
Eismusik
Eismusik
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Nicole Goersch
951001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2024

Fesselnde Liebes- und Lebensgeschichte.

Der Polarforscher Fridtjof Nansen ist als Frauenheld bekannt, als Eva Sars ihm das erste Mal begegnet. Deshalb versucht sie, ihn auf Abstand zu halten, was ihr allerdings nicht gelingt. Fridtjof bleibt hartnäckig und erobert so das Herz der gefeierten Sängerin. Damit er seinen Traum von der abenteuerlichen und mitunter auch gefährlichen Arktisexpedition leben kann, stellt sie den ihren zurück, um ihren Mann zu unterstützen und sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Als jedoch die Monate vergehen, in denen Eva vergebens auf eine Nachricht oder zumindest ein Lebenszeichen Fridtjofs wartet, kommen ihr Zweifel, ob es der Lebensweg ist, den sie zu gehen bereit ist.

Zu Beginn des Romans über das Leben von Fridtjof Nansen und seiner Frau Eva Sars gibt es einige Informationen, wie etwa die Anmerkungen der Autorin zu Städtenamen, die am Ende des 19. Jahrhunderts noch anders lauteten als heute und für Irritationen sorgen könnten, oder auch eine Personenliste mit den wichtigsten Figuren der Geschichte, wobei auch diejenigen (wenigen) markiert sind, die fiktiv sind, aber Charaktere der damaligen Zeit aufgreifen. Eine davon ist Eleonora Siemens, die trotz Interesses an anderen Ländern nationalistische Züge zeigt, wie sie nicht untypisch für Personen aus der industriellen Oberschicht damals waren.

Konflikte in der Karrieregestaltung

Das Buch ist in vier Teile und zweiundzwanzig Kapitel aufgeteilt. Jedem Kapitel ist ein Zitat vorangestellt, das beispielsweise von Nansen selber stammt, aber auch von anderen Polarforschern oder Autoren. Die Kapitel sind mitunter noch einmal unterteilt. Fettgedruckt wird auf das Datum und den Ort verwiesen, wann und wo der Abschnitt spielt.

Die Sichtweise wechselt zwischen Fridtjof und Eva, so dass die Konflikte, denen die Ehe ausgesetzt war, die Gegensätze, aber auch die Gemeinsamkeiten anschaulich dargestellt werden. Dementsprechend werden einige Szenen aus beiden Perspektiven verdeutlicht, was dem Lesenden die unterschiedlichen Eindrücke näherbringt.

Dass Eva Fridtjofs Liebe mit dem ewigen Eis teilen musste, wird dabei sehr verständlich, ebenso wie die unterschiedlichen Einstellungen zum Leben. Eva, die ihre Träume einer Gesangskarriere Frido zuliebe begräbt, ihre Trauer über den Verlust ihrer totgeborenen Kinder, ihre Zerrissenheit zwischen Tradition und Ausbruch, erhält dabei genauso viel Raum wie Fridtjof, der seine Träume unbeirrt umsetzt, allen Widerständen trotzt und bei Eva seinen sicheren Hafen weiß.

Fram-Expedition ins ewige Eis

Auf die berühmte Expedition mit dem ungewöhnlichen Schiff „Fram“ muss der Lesende eine ganze Weile warten, da die Autorin sich Zeit nimmt, ihre Hauptfiguren vorzustellen und ihre Charaktereigenschaften zu beschreiben. Allerdings wird es nie langweilig, da Angela Lund mit ihrer unaufgeregten, aber anschaulichen Erzählweise zu fesseln weiß. Die Beschreibungen der Expedition sind spannend und nachvollziehbar erzählt, so dass man sich einigermaßen vorstellen kann, wie kräftezehrend und einsam es gewesen sein muss.

Ergänzend und hilfreich dazu sind das Nachwort, die Literaturhinweise und das Glossar. Hier merkt man sehr deutlich, dass die Autorin gut und viel recherchiert und einige Textpassagen sogar aus Fridtjof Nansens Expeditionsbericht entnommen hat, um eine möglichst große Authentizität zu erlangen. Sie verheimlicht dabei nicht, welche Änderungen sie vornehmen musste, um eine flüssige Geschichte schreiben zu können.

Das Buch „Eismusik“ regt dazu an, sich näher mit dem Phänomen „Fridtjof Nansen“ zu befassen, da er eine faszinierende und vielseitige Persönlichkeit war; der aber auch nicht davor zurückschreckte, für seine Träume und Pläne über Leichen zu gehen.

Fazit

Angela Lund bringt die Person hinter dem großen Namen „Fridtjof Nansen“ zum Vorschein und erzählt plausibel und versiert nicht nur die Geschichte zu seiner großen Liebe Eva Sars, sondern auch zu seinem größten und gefährlichsten Abenteuer.

Eismusik

Angela Lund, Droemer-Knaur

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