Die Chirurgin von London

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2023
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Monika Wenger
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Histo-Couch Rezension vonFeb 2023

Die Rechte der Frauen aus verschiedenen Blickwinkeln

Schauplatz dieses Romans ist das viktorianische London. Die Waise Nora Beady wächst beim etwas eigenwilligen Dr. Horace Croft auf. Ihre Erziehung ist deshalb ein wenig unkonventioneller, als dies für Frauen in dieser Zeit üblich ist. Sie ist bodenständig und unvoreingenommen und spürt gerade deshalb die Fesseln, die ihr als Frau von der Gesellschaft auferlegt werden, ganz besonders.

Den Frauen nicht gestattet

Für Nora ist es das Natürlichste, Dr. Croft bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur Hand zu gehen. Sie interessiert sich sehr für alle medizinischen Belange. „Während andere junge Damen sich mit Handarbeiten und höflicher Konversation beschäftigen, assistiert Nora Dr. Croft bei seinen Operationen und fertigt anatomische Skizzen an.“ Dieses Engagement und ihr Interesse an allem Medizinischem ist für Nora gefährlich. Frauen dürfen, seit sie von Heinrich dem VIII aus der Company of Barber Surgeons verbannt wurden, nicht als Chirurgen wirken. Mit dem Einzug des Assistenzarztes Dr. Daniel Gibson in Dr. Crofts Haus erhöht sich die Gefahr einer Entdeckung um ein Vielfaches.

Charakterköpfe, Missverständnisse und Gefahren

Noras Interesse an der Medizin ist in diesem Roman auf jeder Seite spürbar. Trotz der lauernden Gefahren will sie mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit weitermachen. Die mitunter turbulente und spannende Geschichte ist den beiden Autorinnen Jaima Fixsen und Regina Sirois, die unter dem Pseudonym Audrey Blake arbeiten, jedenfalls gelungen. Englischer Humor, verzwickte Situationen und nicht gerade zimperliche Einblicke in die Medizin sind prägende Elemente dieser Geschichte. Zu Beginn eher bedächtig, nimmt sie mehr und mehr Fahrt auf und entwickelt sich zu einer spannenden Lektüre.

Nebst der herzensguten Haushälterin, Mrs. Phipps, dem Rückgrat des Croft‘schen Haushalts, gibt es selbstverständlich einen Widersacher in der Person des Klinikleiters Dr. Vickery. Er stellt eine ständige Bedrohung dar, neidet er doch Dr. Crofts Ruhm und will die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenken. So sind Missverständnisse, Tücke und List mit im Spiel und verhelfen dem Roman zu spannenden Abschnitten, die ihm guttun und einige Längen kaschieren.

„Die traurige Wahrheit ist, dass denkende Frauen durch die Konventionen dazu gezwungen waren, anonym oder im Schatten ihrer Ehemänner, Brüder und Väter zu arbeiten, und das nicht nur im Bereich der Medizin.“ Diese Anmerkung stammt von den Autorinnen. Das vollständige Interview lässt sich im Nachwort nachlesen und gibt einige wichtige Hintergrundinformationen zur Entstehung des Romans.

Fazit

Eine tolle Geschichte rund um eine hartnäckige junge Frau, die für ihre Leidenschaft, als Ärztin wirken zu dürfen, kämpft. Herrlich skurrile Situationen und Charaktere bilden einzelne Höhepunkte. Es ist eine gelungene Mischung aus sehr gut recherchiertem medizinischem Wissen, Frauenrechte und Romantik.

Die Chirurgin von London

Audrey Blake, Goldmann

Die Chirurgin von London

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