Südwinde

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 2001
  • 2
  • Scherz, 2001, Titel: 'Südwinde', Originalausgabe
Südwinde
Südwinde
Wertung wird geladen
Bettina Weiß
961001

Histo-Couch Rezension vonAug 2007

Eine Jugend auf Tahiti

Eine Reise in die Südsee, voller Abenteuer, Exotik und Entdeckungen. 1764 geht vor Tahiti das Handelsschiff Seagull unter, mit an Bord war Brittany, die 12jährige Tochter des Kapitäns, die das Unglück als Einzige überlebt. Sie wird gerettet und lebt fortan bei einer Heilerin auf Tahiti und wird von dieser auch wie eine Tochter geliebt und ausgebildet. Als James Cook und sein Mannschaft der Endeavour im Jahr 1769 auf Tahiti landen, erklärt sich James Cook bereit, Brittany mit an Bord gehen zu lassen, um sie nach England zu ihrer Familie zu bringen.

Entdeckungsreiche Reise nach England           

Es beginnt eine Reise, die zunächst nur astronomischen Vermessungen dienen soll, die sich dann aber als Entdeckungsreise im Auftrag der Admiralität entpuppt, um terra australis incognita aufzuspüren. Auf der Reise werden Cook und die Endeavour Neuseeland genau kartografieren, es werden Pflanzen und Früchte entdeckt und gesammelt, Ureinwohner kennengelernt und schließlich die Ostküste Australien betreten. Der Autorin gelingt es, diese Geschehnisse so bildlich zu beschreiben, dass der Leser dabei ist und an allen Entdeckungen teilnehmen kann. Jedes Mitglied der Mannschaft wird ein Bekannter und die vielen Vorkommnisse auf der Reise schildern die Gefahren und Freuden der damaligen Seefahrt.

Ein starker Mann - eine starke Liebe

Zwischen Brittany und dem ersten Offizier an Bord, Zachary Hicks, entwickelt sich bald eine intensive Beziehung, die nicht frei von Sorgen und Anfeindungen ist, zumal sich auch der an Bord befindliche Joseph Banks in Brittany verliebt hat. Brittany muss sich entscheiden, zu wem sie gehören möchte. Diese Liebesgeschichte zwischen Brittany und den beiden Männern ist ein wichtiger Bestandteil des Romans, sie ist einfühlsam beschrieben, wunderschön, teilweise unheimlich traurig, aber zu keiner Zeit kitschig. Sie nimmt aber nicht den nach dem Klappentext zu vermutenden Raum ein. Die Liebesgeschichte ist vielmehr in die Handlung eingebettet und wird von vielen kleinen, feinen Geschichten rund um die Besatzung der Endeavour ergänzt. Das Leben der Mannschaft von den Offizieren bis zu den einfachen Matrosen und die Gefahren der Seefahrt werden so anschaulich beschrieben, dass sich der Leser als Teil der Besatzung fühlt.

Tagebuchaufzeichnungen und Logbucheinträge für den Roman

Der Roman beschreibt in schönen, teilweise auch traurigen und anrührenden Bildern, was auf der ersten Reise von James Cook in den Jahren 1769 bis 1771 an Bord der Endeavour passiert ist. Ergänzt wird die Romanhandlung durch sehr passend in die Handlung eingefügte  Zitate aus dem Logbuch sowie den Tagebuchaufzeichnungen von James Cook und Joseph Banks. Dadurch gewinnt die Handlung an Tiefe und Nachdrücklichkeit. Es ist spürbar, welche Mühe sich die Autorin mit der Recherche gemacht hat und wie sie um die historische Genauigkeit gerungen hat, insbesondere da wesentliche Personen des Romans historische Persönlichkeiten sind. Trotz allem ist die Geschichte voller Wendungen und überraschender Ereignisse und hat an keiner Stelle Längen oder wäre gar langatmig.

Die Charaktere der fiktiven Figuren sind facettenreich und tiefgründig beschrieben, auch die historischen Persönlichkeiten sind glaubhaft und lebendig geschildert, so dass sie alle während des Lesens zu guten Bekannten werden.

Die Sprache ist leicht verständlich und flüssig zu lesen. Tahitische Ausdrücke oder Fachworte werden in den Text eingebettet erklärt, ohne dass dabei der Lesefluss gestört wäre. Im Epilog wird in jeweils einem kurzen Abriss der weitere Lebensweg der historisch belegten Persönlichkeiten geschildert, was einen schönen Abschluss der Geschichte bildet und die Romanhandlung abrundet. Dabei bleibt Raum für die fiktive Person Brittany eine Entwicklung zu fantasieren.

Alles in allem ein Buch, das sehr viel Freude bereitet, nach dem Lesen nachklingt und zum Weiterdenken anregt. Soweit der Klappentext die Handlung auf die Liebesgeschichte von Brittany reduziert, wird dies diesem wunderschönen und spannenden Roman über die erste Reise des James Cook und die Entdeckung Australien leider nicht gerecht. Der Roman hat es verdient, in allen seinen Facetten beschrieben zu werden und schürt die Vorfreude auf weitere Werke der Autorin.

Südwinde

Nicole C. Vosseler, Scherz

Südwinde

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Südwinde«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren