Die Weltenseglerin

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Juli 2023
  • 3
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Carsten Jaehner
891001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2024

Auf Weltumseglung mit Magellan.

Portugal, 1519. Die junge Mariella soll mit einem gewalttätigen Mann verheiratet werden, den sie nicht mag. Sie beschließt, ohne Wissen ihres Vaters zu fliehen und schleicht sich mit ihrer Haushälterin Emilia heimlich auf ein Schiff ihres Onkels, der am Folgetag in See stechen will. Doch ihr Onkel ist der Seefahrer Fernando Magellan, der zu einer Reise zu den Gewürzinseln Indonesiens aufbricht und hierzu einen Seeweg durch den südamerikanischen Kontinent sucht.

Als sich die beiden Frauen als Männer verkleidet auf das Schiff schleichen, verliebt sich Mariella fast sofort in den Seemann Juan de Elcano, der auch sofort das Gefühl hat, dass dieser Matrose eine Frau ist und kein Mann. Doch er sagt nichts, und als die fünf Schiffe Magellans ablegen und auf die Kanaren zusteuern, geht zunächst alles gut. Auf den Kanaren wird die Scharade aufgedeckt, aber es ist zu spät, die beiden Frauen wieder zurückzuschicken. Mariella und Emi müssen sich an Bord nützlich machen und ihren Platz erkämpfen. Und Juan fährt auf einem anderen Schiff mit und ist für Mariella unerreichbar.

Niemand darf wissen, dass die beiden sich verliebt haben, denn Magellan hat klar gesagt, was dann passieren würde, wenn jemand seine Nichte entehrt. Wann immer Juan und Mariella sich auf einem Landgang begegnen, ist die Versuchung groß, doch nicht nur die eigene Vernunft steht ihnen im Wege, sondern auch gierige Matrosen und exotische Eingeborene. Hat diese Beziehung eine Zukunft? Auf dieser Reise steht jedoch mehr auf dem Spiel als nur das Leben zwei verliebter…

Dreijährige Segeltour als historischer Rahmen

Nadja Raiser hält sich in ihrem Roman eng an die historischen Fakten der Weltumseglung von Fernando Magellan, die den Rahmen für die Handlung bildet und daher für ihre Liebesgeschichte zwischen Mariella, der Nichte Magellans, und Juan de Elcano den Boden bereitet. Da die Figur der Mariella fiktiv ist, war den beiden in Wirklichkeit kein gutes Ende beschert. Zwar kehrte Elcano nach der Weltumseglung zurück nach Spanien, starb aber auf seiner nächsten Fahrt.

Ganz langsam entspannt sich die Geschichte zwischen Mariella und Elcano, der bereits zu dem Zeitpunkt, als sie als Mann verkleidet an Bord kommt, an den Augen erkennt, dass hier kein Matrose von Schrot und Korn die Waren an Bord schleppt. Beide können einander nicht vergessen, doch das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die Geschichte der beiden ist dann auch der Haupthandlungsstrang, der sich zwischen all den Entdeckungen und Entbehrungen entfaltet. Erschwerend kommt hinzu, dass Elcano Demütigungen und Degradierungen zu erleiden hat, von denen Mariella nichts weiß, da sie auf einem anderen Schiff ist.

Romantik und harte Realität

Dass das Buch nicht zur seichten Schmonzette verkommt, liegt vor allem an den realistischen, teils spannenden Schilderungen der Autorin. Der Leser fiebert mit, wenn neue Inseln entdeckt werden und man nicht weiß, die die Eingeborenen reagieren werden, bei monatelangen Entbehrungen auf See, wenn Trinkwasser und Nahrung knapp werden oder wenn die Rädelsführer von (historisch verbürgten) Meutereien hingerichtet werden. Dem Leser bleibt nichts erspart, genauso wenig wie Mariella und ihrer treuen Begleiterin Emilia, die alles tapfer mit erträgt und nicht von der Seite ihres Schützlings weicht.

Wie Mariella den historisch verbürgten Tod Magellans mitbekommt, sei hier nicht verraten. Das Buch hält noch die eine oder andere Überraschung bereit, überzeugt aber durch die schillernden Schilderungen der fast dreijährigen Reise. Auch wenn die Sehnsuchtsbekundungen der beiden Liebenden manchmal etwas zu dick aufgetragen und zu viel sind, halten sie doch die beiden gegen alle Widerstände und Gefahren zusammen.

Das knapp 500seitige Buch aus dem Knaur Verlag überzeugt durch ein passend gestaltetes Cover, das sich manche Verlage als gutes Beispiel für gelungene Cover gut ansehen sollten. Historische Anmerkungen der Autorin (lesenswert), ein Glossar, eine Danksagung und eine Weltkarte mit der eingezeichneten Route ergänzen einen gelungenen Roman, aus dessen Genre der Entdeckungen wir gerne mehr lesen würden. Einzig der etwas sperrige Titel mit dem wohl unvermeidlichen „…in“ am Ende könnte interessierte Leser abschrecken.

Fazit

Nadja Raiser beschreibt in ihrem Roman „Die Weltenseglerin“ treffend und spannend die Weltumseglung Magellans und verquickt die Schilderungen mit einer romantischen Geschichte, die eigentlich nicht sein kann und nicht sein darf, die aber einen schönen Kontrast zur Basisgeschichte bildet. Hier können Freunde von Abenteuern und Freunde von Romanzen unbesorgt zugreifen, ohne dass das eine Genre das andere ausstechen würde. Es sollte mehr Romane dieser Art geben.

Die Weltenseglerin

Nadja Raiser, Droemer-Knaur

Die Weltenseglerin

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