Die Pfirsichblütenschwestern

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Mai 2022
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Monika Wenger
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Histo-Couch Rezension vonAug 2022

Unverrückbare Tatsachen

Konstanze und Pauline Dannenberg sitzen in ihrem Zimmer auf dem Bett. Bald schon werden sie von ihrer Tante Gunde abgeholt. Nach dem Tod ihrer Eltern werden die Geschwister bei verschiedenen Verwandten eine neue Bleibe finden. Konstanze wird bei Tante Gunde in München bleiben, Pauline wird zu ihrer Tante Josette in die Provence reisen und der kleine Bruder Lorenz ist bereits bei seinem Onkel Gustav im Allgäu. Die Trennung der Schwestern steht unmittelbar bevor.

Unglücklich in der Provence und in München

Monate später besucht Konstanze ihre Schwester in der Provence und verliebt sich augenblicklich in die Landschaft und in das Haus von Tante Josette. Allein Pauline gefällt es überhaupt nicht in ihrer neuen Umgebung – weder in der Provence auf der Pfirsichplantage, noch bei der resoluten Tante. Ausserdem soll sie so schnell wie möglich mit dem Nachbarssohn Philippe verheiratet werden, damit die Plantage endlich wieder von einem Mann geführt wird. Doch Pauline hat sich in den Bäckerssohn Henri verliebt – und Konstanze in Philippe.

Das Gefühlschaos veranlasst Konstanze zur sofortigen Abreise nach München. Hier, in ihrer gewohnten Umgebung, kommt sie etwas zur Ruhe. Mit Unterstützung von Tante Gunde darf sie ein Kunststudium beginnen. Damit rücken die Schwester und die Provence etwas in den Hintergrund. Derweil geht es Lorenz im Allgäu schlecht. Er hat es bei seinem Onkel sehr schwer. Seine Lebensumstände haben sich total verändert und aus dem lebenslustigen Jungen ist ein todunglücklicher Bub geworden. Trost und Unterstützung findet er beim Pfarrer im Dorf.

In der Provence hadert Pauline indessen weiter mit ihrem Schicksal. Sie wäre, anstelle von Konstanze, nur zu gerne nach München zurückgekehrt. Gleichzeitig geniesst sie das Zusammensein mit Henri, dem Bäckerssohn, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat. Ihre Zerrissenheit wird immer grösser.

Während sich die Dannenberg-Kinder bei ihren jeweiligen Verwandten einen Platz und ein neues Leben einrichten, bahnt sich grosses Unheil an: Der Zweite Weltkrieg bricht aus.

Susanne Morels Roman, der in den Jahren 1932-1946 angesiedelt ist, verfügt über eine äusserst emotionale Komponente. Da sind die drei Geschwister, die in jungen Jahren Waisen werden und quasi unter der Verwandtschaft aufgeteilt werden. Sie verlieren auf einen Schlag alles und müssen ein komplett neues Leben beginnen. Vor allem für Pauline ist es nicht nur eine fremde Umgebung und Mentalität, sondern auch eine andere Sprache, die sie lernen muss. Die unterschiedlichen Lebensformen der Geschwister beschreibt die Autorin ausführlich und bildhaft. Es gelingt ihr, die gefühlvollen geschwisterlichen Verbindungen in Worte zu fassen; gleichzeitig zeigt sie, wie sich langsam die Entfremdung einschleicht. Die unterschiedlichen Lebensweisen und die Distanzen machen sich bemerkbar und beherrschen je länger je mehr den Alltag.

Die Geschichte ist erschütternd. Deutlich sind die unterschiedlichen Lebensumstände erkennbar, die für die Entwicklung der Geschwister verantwortlich sind. Obwohl es den Protagonisten an Tiefe und Kontur fehlt, vermögen sie der Geschichte Gewicht zu geben. Die historischen Ereignisse erscheinen hingegen nur am Rande. Sie hätten ruhig üppiger ausfallen dürfen. So bleibt der Fokus ganz und gar auf der melodramatischen Geschichte der Geschwister.

Fazit

Eine gefühlsbetonte Familiengeschichte, die zeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Geschwistern unter extremen Bedingungen entwickelt. Vor einem dezenten historischen Hintergrund stimmungsvoll ausgearbeitet.

Die Pfirsichblütenschwestern

Susanne Morel, Droemer-Knaur

Die Pfirsichblütenschwestern

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