Attentat auf Jules Verne

  • Edition Michael Fischer
  • Erschienen: Oktober 2021
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Kathrin Walther
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Histo-Couch Rezension vonNov 2021

Auf den Spuren Jules Vernes: Was sind die Pläne des „Bösen“?

Eine schlimme Nachricht verbreitet sich am 10.03.1886 durch die Pariser Presse: Der erfolgreiche Autor Jules Verne wurde Opfer eines heimtückischen Mordanschlags und ausgerechnet sein eigener Neffe soll der Täter gewesen sein! Glücklicherweise traf er nur seinen Fuß, sodass Jules Verne das Attentat überlebt hat. Dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein muss, ist Ihnen direkt klar, schließlich sind Sie nicht umsonst ein angesehener Inspektor mit inzwischen vielen Jahren Berufserfahrung. Gerade da Sie ein großer Fan von Jules Verne und seinen Werken sind, die Sie natürlich auch alle gelesen haben und bis ins Detail kennen, lässt Sie der Fall nicht mehr los und Sie beschließen, das Geheimnis um das rätselhafte Attentat zu lösen!

Was hat das „Böse“ vor?

Da Sie unbedingt wissen wollen, was hinter dem beinahe tödlichen Schuss auf Ihren Lieblingsautor steckt, beschließen Sie, Jules Verne im Krankenhaus einen Besuch abzustatten und ihn zu jenem rätselhaften Vorgang zu befragen. Doch wirklich viel erfahren Sie nicht, nur gibt Ihr Lieblingsautor zu erkennen, dass auch er Zweifel daran hat, dass sein Neffe der wahre Täter ist. Bevor Sie wieder gehen, gibt Ihnen Jules Verne noch einen Schlüssel mit dem Kommentar, dass Sie sich als Polizeibeamter schließlich nicht gewaltsam Zutritt zu seinem Arbeitszimmer verschaffen sollten. Für Sie ein eindeutiger Appell, der Sache auf den Grund zu gehen und so machen Sie sich auf den Weg, das Rätsel um das geheimnisvolle Attentat zu lösen. Dass Sie die daraus resultierende Reise einmal um die ganze Welt führt und Sie auf diesem Weg viele verschiedene Rätsel lösen und seltsamen Hinweisen nachgehen müssen, können Sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Auch nicht, dass die Welt, die Sie aus den Büchern Ihres Lieblingsautors kennen, durch das „Böse“ inzwischen viel mehr als nur Fiktion geworden ist, wissen Sie zum Glück noch nicht. Was hat das „Böse“ vor und um wen handelt es sich? Finden Sie es heraus und stoppen Sie es, bevor es zu spät ist!

Exit-Game in Buchform

Seit ein paar Jahren begegnet man Escape-Games in verschiedensten Formen. Angefangen hat alles zunächst in Form von Online-Videospielen, die sich dann vor knapp 10 Jahren in Richtung Live-Escape-Rooms weiterentwickelt haben. Dabei handelt es sich um thematische Räume, aus denen man sich in einer Art Rollenspiel in einer gewissen Zeit befreien muss, um einem (natürlich fiktiven) tragischen Schicksal zu entkommen. Damit dies gelingt, müssen diverse Rätsel gelöst werden. Seit längerem gibt es zusätzlich zu Online-Spielen und Live-Escape-Rooms viele weitere Varianten, die man auch zuhause spielen kann. Neben Brettspielen, Puzzeln oder auch Hörspielen finden sich inzwischen auch Bücher, die dieses Spielprinzip aufgreifen.

In „Attentat auf Jules Verne" schlüpft der Leser in die Rolle des Ermittlers, der den Fall rund um den Schuss auf den bekannten Autor aufklären möchte. Nach und nach stellt sich dabei heraus, dass es sich beim versuchten Mordanschlag nur um die Spitze des Eisbergs handelt und eine Person, die lange Zeit nur „das Böse“ genannt wird, zerstörerische Pläne verfolgt. Dabei greift es auf die Erfindungen aus Jules Vernes Romanen zurück, die es für seine Zwecke umwandelt und missbraucht. Um herauszufinden, wer „das Böse“ ist, wo es sich versteckt und was es vorhat, geht der Leser nun in Rolle des Inspektors auf Verfolgungsjagd, die ihn einmal um die ganze Welt führt.

Nach einer kurzen Anleitung, in der sich Informationen zum Lösen der Rätsel finden, geht es direkt mit der Einführung in das Szenario weiter, sodass das Abenteuer beginnen kann, welches dann am Krankenbett des erfolgreichen Autors seinen Ausgangspunkt findet.

Auf der anschließenden Jagd nach dem „Bösen“ begibt sich der Leser auf eine Reise, bei der insgesamt 20 unterschiedliche Rätsel gelöst werden müssen, um die Spur des Bösen zu verfolgen und seine Pläne zu durchkreuzen. Das Buch liest sich dabei wie ein Roman, in dem sich jedoch immer wieder Hinweise verstecken, die es zu entdecken gilt. Am Ende eines jeden Kapitels folgt dann das eigentliche Rätsel, in dem es immer darum geht, den nächsten Ort herauszufinden. Dabei kann es sich beispielsweise um verschlüsselte Texte handeln, deren Entschlüsselungscode herausgefunden werden muss, ebenso finden sich aber auch mathematische oder kombinatorische Rätsel, die es zu lösen gilt. Der Schwierigkeitsgrad variiert dabei. Einige lassen sich auch von ungeübten Anfängern einfach enträtseln, andere sind hingegen recht anspruchsvoll, sodass der eine oder andere vielleicht hin und wieder auf die Tipps am Ende oder auch auf die Lösungen zurückgreifen muss.

Doch auch wenn ein Rätsel falsch oder überhaupt nicht gelöst wurde, geht es anders als in Live-Escape-Rooms im Buch weiter, sodass am Ende keiner wirklich scheitern kann. Zwar wirbt das Buch damit, dass es „zum Immer-wieder-neu-lösen“ sei, doch stimmt dies nur bedingt. Anders als Brettspiele dieser Art, die nach einmaligem Spielen zerstört und nicht neu spielbar sind, kann das Buch zwar erneut gelesen werden, doch sind dann alle Rätsel bekannt und die Herausforderung fehlt, was dem Buch den Sinn nimmt.

Gestaltung und Aufbau

Das Buch ist gut durchdacht und das Szenario rund um den bekannten Autor Jules Verne und seine Romane gelungen. Wer die Romane gelesen hat, wird viele Orte und Maschinen wiedererkennen, die sich in den Büchern finden. Doch die Kenntnis der Geschichten ist keine Voraussetzung, um die Rätsel zu lösen. Zwar kann es an der ein oder anderen Stelle von Vorteil sein, da die zu enträtselnden Orte Bezug zu den Werken haben und einem die Lösung eher ins Auge sticht, doch auch ohne dieses Wissen lassen sich die Rätsel gut lösen, sofern man das Prinzip durchschaut hat.

Da der Text den Leser in Rolle des Inspektors das ganze Buch hindurch direkt mit „Sie“ anspricht, fällt es nicht schwer, komplett in das Szenario einzutauchen und sich in die Geschichte hineinzuversetzen.

Besonders gelungen sind außerdem die farbigen Seiten, auf denen sich neben historischen Fotos auch Karten oder Illustrationen finden, die dem ganzen Buch eine besondere Atmosphäre verleihen und einen in das Jahr 1886 mitnehmen.

Fazit

Insgesamt bietet „Attentat auf Jules Verne“ ein abwechslungsreiches Rätselabenteuer, in dem der Leser als Inspektor in das Jahr 1886 versetzt wird. Das Buch kann sowohl durch seine gelungene und atmosphärische Gestaltung als auch durch die gut aufgebaute und spannende Geschichte überzeugen. Die Rätsel sind sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene geeignet und stellen teilweise eine ziemliche Herausforderung dar, sodass die Tipps und Lösungen am Ende für den ein oder anderen bestimmt nicht ungenutzt bleiben. Ein empfehlenswerter und spannender Rätsel-Krimi in historischer Kulisse, der einen aktiv in das Geschehen einbezieht und einen vor immer wieder neue Herausforderungen stellt!

Attentat auf Jules Verne

Gilles Saint-Martin, Edition Michael Fischer

Attentat auf Jules Verne

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