Störtebekers Piratin

  • Gmeiner
  • Erschienen: Juli 2019
  • 2
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Karin Speck
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Histo-Couch Rezension vonFeb 2020

Ein Kind auf der Flucht

Ende des 14. Jahrhunderts. Ava wächst im Moorland Ostfrieslands auf. Ihre Großmutter Edda bringt ihr alles bei, was sie über die Heilkunst wissen sollte. Dann allerdings werden sie überfallen und Edda getötet. Das Mädchen muss ihre Heimat verlassen und eine neue Zuflucht finden. Ihr Weg führt sie bis nach Wismar. Ihr Leben ist eine einzige Flucht, ohne Familie und Freunde. Aber Ava schafft es irgendwie, einen Weg zu finden.

Von Göttern und Geistern

Beinahe sieht es so aus, als ob die Autorin sich nicht sicher war, in welchem Jahrhundert sie eigentlich schreiben wollte. Ihre Protagonistin Edda erzählt immer wieder von den alten Göttern und den Ritten. Opfer wurden gebracht und genau erklärt. Allerdings spielt die Geschichte in einer Zeit, als eigentlich das Christentum auch in Ostfriesland bereits gefestigt war. Es mag Menschen gegeben haben, die an die alten Götter geglaubt haben und sie um Schutz angerufen haben, aber hier klingt es fast so, als ob es mehr Menschen gab, die an die alten Götter glaubten, als Christen. Dies dürfte im Jahre 1367 aber eher unwahrscheinlich gewesen sein, womit diese Geschichte schon ein wenig an Glaubwürdigkeit verliert. Dafür kommt sie aber leicht düster und mystisch daher.

Drei Generationen

Lange Zeit fragt man sich beim Lesen vermutlich, wie der Titel zustande gekommen sein mag. Von Piraten oder gar Störtebeker ist weit und breit nichts zu sehen. Es wird die Geschichte von drei Frauen erzählt und wie sie zum Leben gekommen sind. Da ist Edda, die einsam und allein in einer Höhle im Moor Ostfrieslands lebt. Sie bekommt eine Tochter, die es aber in der Einsamkeit nicht aushält und nach Hamburg entschwindet, nur um Jahre später wieder bei ihrer Mutter in der Einöde aufzutauchen, ein Mädchen zur Welt zu bringen und dann wieder zu verschwinden. Ava wächst bei der Großmutter auf, bis Männer diese Idylle zerstören und Edda töten. Das Mädchen ist nun auf sich allein gestellt und tritt die Flucht an. Es verschlägt sie bis nach Wismar. So weit, so gut, allerdings ist die junge Frau eigentlich immer noch ein Kind von 11 oder 12 Jahren. Die ganze Geschichte klingt doch sehr konstruiert. Vor allem der Beginn mit der Großmutter und die Geschichte ihrer Mutter nimmt viel Zeit in Anspruch, wobei die Autorin das Leben der Mutter von Ava immer mal wieder schildert und davon erzählt, wie ihr Leben nach der Geburt und Rückkehr nach Hamburg weiterging.

Der berühmte Kartoffelfehler

„Störtebekers Piratin“ ist sicher nur ein weiterer Roman mit historischem Hintergrund und keine Fachliteratur, aber trotzdem dürfte es sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass es im Jahre 1367 in Europa noch keine Kartoffeln gegeben hat. Gleich zu Beginn auf Seite 15 fällt einer Köchin aber genau dieser Kartoffelkorb um und ermöglicht so einer Protagonistin einen Einstieg in ihre Geschichte. Sicherlich nur ein kleiner Fehltritt der Autorin, aber man fragt sich dann doch schon, was stimmt noch nicht an den Einzelheiten in dieser Geschichte.

Der Erzählstil von Kathrin Hanke ist allerdings wunderbar zu lesen. Sie versteht es, ihre Leser zu fesseln und in die Geschichte zu ziehen. Zudem hat sie vor den einzelnen Kapiteln kleine Redewendungen gesetzt und sie erklärt. Es ist interessant zu lesen, wo zum Beispiel Ausdrücke wie „Hinz und Kunz“ herkommen. Überhaupt hat es die Autorin verstanden, diese Epoche lebhaft zu schildern, das Leben der Menschen in all ihren Facetten darzustellen und mit der fiktiven Geschichte um das Mädchen Ava zu verbinden.

Fazit:

Insgesamt gesehen ist „Störtebekers Piratin“ ein schöner historischer Roman über das Leben eines Kindes, welches sich seinem Schicksal stellen muss. Erst auf den letzten Seiten erklärt sich aber der Titel des Buches. Piraten sucht man hier allerdings vergebens. In ihrem Nachwort klärt die Autorin, warum dies so ist. Erst danach kann man auch nachvollziehen, warum dieses Buch seinen Titel bekommen hat. Vielleicht wird es ja einen zweiten Band geben, der dann aus dem Leben der Kaperfahrer erzählt.

Störtebekers Piratin

Kathrin Hanke, Gmeiner

Störtebekers Piratin

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