Die Assassinin

  • Europa
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 2
Die Assassinin
Die Assassinin
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Karin Speck
931001

Histo-Couch Rezension vonMai 2020

Intrigen, Macht und Verrat bestimmen das Leben von Jerusalem

Das 12. Jahrhundert nähert sich seinem Ende, der Dritte Kreuzzug tobt im Heiligen Land - in dieser schweren Zeit wächst Lucia am Königshof von Jerusalem auf. Sie wird im christlichen Glauben erzogen und muss doch dabei zusehen, wie ihre Mutter wider den Gesetzten des Glaubens handelt und lebt. Sie ist noch jung, als der Hof aus Jerusalem fliehen muss und ihr Leben eine dramatische Wendung nimmt. Eine Intrige, die sie nicht durchschauen kann, sorgt dafür, dass sie in die Hände der Assassinen gerät. Sie wird aber nicht als Gefangene gehalten, sondern bekommt eine Ausbildung zur Kämpferin mit einem bestimmten Ziel vor Augen. Schon bald findet Lucia sich am Hof des Thronfolgers wieder. Hier muss sie beweisen, wie gut ihre Ausbildung war und wie tief ihr Glaube an den Sektenführer Raschid ad-Din-Sinan sind. Ein Attentat ist durchzuführen und den Ehrentod zu sterben, aber Lucia kommen Zweifel. Kann sie sich widersetzten und fliehen, oder werden am Ende die Assassinen gewinnen?

Über allem steht der Dritte Kreuzzug

Das 12. Jahrhundert ist geprägt von den Kreuzzügen der Christen. Sie ziehen in den Krieg gegen die Muslime, um den einzig wahren Glauben zu bewahren. Die Muslime wiederum ziehen in den Krieg gegen die Christen, um den einzig wahren Glauben zu bewahren. Zwei Religionen und ein Ziel. Der Kampf des Glaubens könnte dramatischer nicht sein. Gerade die Kreuzzüge werden immer wieder mit all ihren Gräueltaten beschrieben, sie faszinieren die Leser bis heute. Automatisch drängt sich der Vergleich mit dem 21. Jahrhundert auf. Noch immer kämpfen Christen gegen Muslime in Syrien oder rund um Jerusalem. Es ist erschreckend zu lesen, wie aktuell die vorliegende Handlung aus dem Buch auch heute noch ist. Ein Selbstmordattentat wird geplant, auch heute noch ein Mittel, das immer wieder Anwendung findet. Kinder werden zu Kämpfern erzogen, zu Gehorsam mit allen Konsequenzen. Damals in der Sekte der Assassinen, heute unter anderen Vorwänden. Das Ziel aber ist immer gleich, einer führt und andere handeln ohne zu fragen.

Zwischen Willen und Gehorsam

Alexandra Cavelius hat authentisch beschrieben, wie ein junger Mensch, in diesem Fall ein Mädchen von 14 Jahren, dazu gebracht wird, bedingungslos zu gehorchen. Lucia verleugnet nicht nur ihren Glauben, sondern alles, woran sie je geglaubt hat. Sie wird zu einer Kämpferin, die für ihren Führer alles tun würde, und doch bleibt ein letzter Funken Wille in ihr enthalten. Die Autorin hat es meisterhaft verstanden, die Gefühle von Lucia wiederzugeben. Ihre Gedankenwelt schleicht sich in den Kopf des Lesers und das junge Mädchen wird Teil des Lesers. Wie kam es dazu, dass Lucia sich den Ansichten der Assassinen anschließen konnte? Glaubhaft schildert Alexandra Cavelius die Zusammenhänge. Die Zweifel der jungen Frau werden fast sichtbar. Ihre Selbstvorwürfe, die Frage nach dem „was hätte ich besser machen können“, und vor allem, „wie überlebe ich“, sind zum Greifen nah. Die Autorin hat sich die Zeit genommen, Lucia ausführlich zu beschreiben. Der Leser erfährt, wie sie aufgewachsen ist, was für ein Mensch ihre Mutter war und wie diese das Mädchen geprägt hat. Es war gut, dass Cavelius sich diese Zeit genommen hat, so ist es dem Leser möglich, die Gedankengänge Lucias später nachzuvollziehen und auch zu verstehen.

Aber nicht nur das Leben von Lucia wird glaubhaft geschildert, vor allem die Zeit des ausgehenden 12. Jahrhunderts mit all seinen Intrigen rund um den Thron von Jerusalem sind ein wichtiger Bestandteil dieses historischen Romans. Die Zusammenhänge, wer den Thron und warum bekommt, werden geschildert. Welche Städte wichtig waren und wer dem höheren Ziel geopfert wurde, wird ausführlich erläutert.

Der Erzählstil ist dabei angenehm zu lesen. Die Autorin hat sich dafür entschieden, Lucia ihre Geschichte selbst erzählen zu lassen. Der Leser erlebt das Leben dieser jungen Kämpferin also aus der Ich-Perspektive. Dies ermöglicht es dem Leser noch mehr, quasi in den Kopf des Mädchens und später der jungen Frau zu sehen. Die einzelnen Kapitel sind dabei angenehm kurz gehalten, sodass immer wieder Zeit bleibt, dass gelesene zu verarbeiten, dieses ist auch durchaus nötig, da die Handlung ins Detail geht und auch mit den Grausamkeiten der Zeit nicht spart, aber immer im Rahmen der Handlung und nicht unnötig übertrieben.

Ein Nachwort klärt zum Ende Fiktion und Wahrheit und ein Personenregister hebt die historischen Protagonisten hervor.

Fazit:

Der historische Roman „Die Assassinen“ erzählt von einem jungen Mädchen, das zur Kämpferin ausgebildet wird. Die Geschichte spielt vor knapp 1000 Jahren, doch ist es der Autorin gelungen, diese Geschichte authentisch und glaubhaft zu erzählen. „Die Assassinin“ lässt ihre Leser nur sehr schwer wieder los und hinterlässt ein Bild einer Epoche, welches grausam und weit weg zu scheint, aber auch gleichzeitig hochaktuell daherkommt.

Die Assassinin

Alexandra Cavelius, Europa

Die Assassinin

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