Die Löwin von Aquitanien

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 1991
  • 5
  • Goldmann, 1991, Titel: 'Die Löwin von Aquitanien', Originalausgabe
Die Löwin von Aquitanien
Die Löwin von Aquitanien
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Christina Wohlgemuth
861001

Histo-Couch Rezension vonJul 2007

Ein beeindruckender Roman über eine beeindruckende Frau!

Im Jahre 1122 wird dem Herzog von Aquitanien in Poitiers eine Tochter geboren. Sie wird Herzogin von Aquitanien, Königin von Frankreich, Königin von England, Mutter zweier Könige, Kreuzfahrerin, Förderin der Dichtkunst. Im Jahre 1204 stirbt sie im stolzen Alter von 82 Jahren, hat ihre beiden Ehemänner und acht ihrer zehn Kinder überlebt.

Tanja Kinkel erzählt in ihrem zweiten Roman das Leben der Eleonore von Aquitanien, einer der wenigen Frauen, die die männerdominierte Zeit des europäischen Mittelalters entscheidend mitgeprägt hat. Die Autorin teilt das Buch dabei in Eleonores wichtigste Lebensabschnitte ein: ihre Kindheit in Aquitanien, ihre beiden Ehen, die Herrschaft ihrer beiden Söhne Richard und John.

Lebendige Charaktere und ein farbenprächtiges Bild der Epoche

Tanja Kinkels besondere Stärke ist die Figurenzeichnung. Allen voran Eleonore selbst ist mit all ihren Stärken und Schwächen dargestellt, plastisch und dreidimensional. Auch die wichtigen Nebenfiguren wirken lebendig und sind für den Leser greifbar, so dass es ihm leicht fällt, mit den Figuren mitzufühlen. Besonders bei Eleonore gelingt es der Autorin, innere Konflikte und widerstreitende Gefühle so darzustellen, dass der Leser mit der Protagonistin hadert und die Schwierigkeiten der Entscheidung nachempfinden kann. Daneben gelingt es der Autorin, das Mittelalter farbenprächtig und intensiv darzustellen. Sie nimmt sich viel Zeit, das Gefühl der Epoche einzufangen, so dass sie vor dem geistigen Auge des Lesers wiederaufersteht.

Tanja Kinkel schreibt ansprechend, spannend und unterhaltsam. Sie überzeugt in den ruhigen Momenten ebenso wie in den bissigen Dialogen zwischen Eleonore und ihrem zweiten Ehemann Henry, die nicht nur wegen ihres scharfzüngigen Humors kleine Höhepunkte des Romans bilden. Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen, ohne dabei an Tiefgang einzubüßen.

Glaubwürdige und geschichtstreue Erzählung

Viele Eigenschaften, positive wie negative, werden Eleonore von Aquitanien nachgesagt. Tanja Kinkel gelingt es, ein stimmiges Gesamtbild der beeindruckenden Frau zu schaffen, dass sich weder in kritikloser Anbetung, noch in Diffamierung verliert. Die bekannten Fakten über Eleonore werden gekonnt eingebaut, den luftleeren Raum dazwischen füllt die Autorin mit einer glaubwürdigen Geschichte. Dabei bringt sie jede Menge historisches Wissen ein, ohne den Leser damit zu erschlagen. Alle Information dient der Geschichte, der Erzählung selbst, nicht umgekehrt.

Was der Leser vielleicht als eindeutige Positionierung zu Gunsten Richards und gegen John einschätzen könnte, ist viel mehr die historische Wahrheit: Richard war Eleonores Lieblingssohn, für den Jüngsten John konnte sie sich der Überlieferung nach dagegen nie erwärmen. Wer den Roman liest, wird zumindest eine mögliche Erklärung hierfür erfahren.

Schwächelnde Spannung trübt das Gesamtbild nicht

Dennoch gelingt es der Autorin nicht, die Spannung den gesamten Roman über konstant zu halten. Bis zur Heirat mit ihrem ersten Mann kommt die Geschichte nur langsam in Fahrt - nach einem entscheidenden Bruch im zweiten Drittel des Romans flacht die Geschichte spannungstechnisch wieder etwas ab, jedoch ohne dabei langweilig zu werden.

Im Anhang findet der Leser mehrere Stammbäume der wichtigsten Familien sowie der Königshäuser. Dies erleichtert es dem Leser, Verwandtschaftsverhältnisse zu durchschauen und bei den vielen Henrys, Phillips und Johns nicht den Überblick zu verlieren.

Tanja Kinkel ist ein farbenprächtiger, eindrücklicher Roman über eine der schillerndsten Frauenfiguren des europäischen Mittelalters gelungen. Flüssig zu lesen und unterhaltsam erzählt ist dieser Roman jedem Freund gut recherchierter historischer Romane zu empfehlen, aber auch jenen, die glauben, das Mittelalter sei eine reine Männerdomäne gewesen.

Die Löwin von Aquitanien

Tanja Kinkel, Goldmann

Die Löwin von Aquitanien

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