Domschattenträume

  • Gmeiner
  • Erschienen: September 2018
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  • Gmeiner, 2018, Titel: 'Domschattenträume', Originalausgabe
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Heike Stepprath
881001

Histo-Couch Rezension vonJul 2019

Die goldenen 1920er in Köln

Köln, 1926. Karolina ist die Tochter des Möbelfabrikanten Carl Anton Offermann. Die Familie lebt im angesehenen Stadtteil Marienburg und genießt den Wohlstand. Während ihr Bruder Arnold bereits in die Geschäfte der Firma eingearbeitet wird, träumt Karolina von einer Karriere als Schauspielerin. Wann immer es geht, nimmt sie Unterricht, um eines Tages ebenso erfolgreich zu werden wie ihr Idol Henny Porten, die seinerzeit ein großer Filmstar war. Doch ihr Vater hält nichts von ihren Plänen und sähe sie lieber verheiratet. Schon aus Protest weigert sich Karolina und muss nach einem Streit sogar das Elternhaus verlassen. In einem Internat soll sie sich auf ihre Rolle im Leben besinnen, verlangt Offermann. Durch den plötzlichen Tod der Mutter ändert sich aber alles. Eine neue Frau tritt an die Seite ihres Vaters und treibt die Familie auseinander. Als Karolina die wahre Motivation durchschaut, gerät auch sie in Gefahr. 

Karin Joachim veranschaulicht in ihrem historischen Roman die Zeit zwischen den Weltkriegen. 1926 war der Erste Weltkrieg bereits sieben Jahre vorbei und es zeigte sich langsam die Entwicklung der Nationalsozialisten. In vielen Bereichen des Lebens wurden bereits Restriktionen verhängt, besonders aber in den kulturellen. Karolinas Onkel war Inhaber eines Buchladens, der plötzlich seine Regale nach jüdischen Autoren durchforsten musste. Sie durften nicht mehr verkauft werden. Auch die Filmindustrie bekam Auflagen. Durch Karolinas Ambitionen, Schauspielerin zu werden, wird nicht nur der Wechsel vom Stummfilm zum vertonten Pendant dargestellt, sondern auch die beginnende Zensur bei Theater und Film durch die Regierung.

Wandel in der Gesellschaft

Die Familiengeschichte der Offermanns gleicht einem Krimi. Zunächst werden die Figuren mit ihren Eigenschaften plausibel eingeführt. Karolina, Arnold und auch ihr Cousin Felix sind in einem Alter, in dem junge Menschen etwas Neues erleben möchten. Dies steht im Kontrast zu den elterlichen Erwartungen. Der Chef der Offermannschen Möbelwerke war es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, die ohne Widerworte akzeptiert wurden. Es kommt zu einem Eklat, in dem Karolina einen räumlichen Abstand zu ihrem Zuhause erhält und auch keinen Einfluss mehr auf die Vorgänge hat. Sie wird mit dem Tod der Mutter konfrontiert und muss sich kurz darauf an den Gedanken gewöhnen, dass der Vater nun seine ehemalige Sekretärin Margot an der Seite hat. Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge, die Karolina zwingen, hinter die Fassade der Menschen zu gucken, denen sie bisher vertraut hat. Diese Krimielemente halten den Spannungsbogen lange oben.

Vom Stummfilm zum Tonfilm

Mit der Protagonistin wird vor allem auch die Filmgeschichte beim Wechsel von Stumm- auf Tonfilm betrachtet. Die Entwicklung der Technik ermöglichte nicht nur den Künstlern neue Möglichkeiten der Darstellung, sondern auch der Politik. Mit dem heutigen Wissen, liest sich dieser Aspekt fast ein bisschen gruselig. Der geringe Einblick, den die Schauspielschülerin hat, lässt dabei erahnen, zu welchen Bedingungen die Klassiker auf Zelluloid gebannt wurden. Joachims Schreibstil liest sich dabei nüchtern. Der Stummfilmstar Henny Porten bekommt ebenfalls in der fiktiven Geschichte einen Auftritt und somit ein kleines Denkmal.

Fazit:

Mit „Domschattenträume“ bedient Karin Joachim erstmals das Genre des historischen Romans. Die Verknüpfung von realen Ereignissen und fiktiver Familiengeschichte ist gelungen. Sie stellt die Goldenen Zwanziger in der Umgebung von Köln dar, die weitab der Berliner Tanzlokale war. Vielmehr legt die Autorin Wert auf die Beschreibung der klassifizierten Gesellschaft.

Domschattenträume

Karin Joachim, Gmeiner

Domschattenträume

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