Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge
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- Erschienen: Januar 2012
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- , 2012, Titel: 'Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge', Originalausgabe
Der Kampf zwischen Holmes und Moriarty geht weiter
Das Finale zwischen dem Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinem Widersacher Professor James Moriarty fand 1891 an den Reichenbach-Fällen in der Schweiz statt. Seitdem sind vier Jahre vergangen und Dr. Watson trauert noch immer um seinen langjährigen Begleiter. Sein Trübsal wird jedoch dadurch verstärkt, dass seine geliebte Frau Mary vor geraumer Zeit verschwand. Laut Augenzeugen wurde sie in einer Kutsche entführt. Dann steht eines Tages plötzlich Sherlock Holmes in der Tür, der die letzten Jahre dazu nutzte, seinen Kampf gegen den ebenfalls noch lebenden Moriarty fortzusetzen, wenngleich vergeblich.
"Ich kannte ihn nicht privat. Aber ich konnte herausfinden, dass er ein Genie war. Ein mathematisches Genie. Schon in jungen Jahren verfasste er eine Abhandlung über das binomische Theorem."
"Was immer das sein mag."
"Mein lieber Watson. Ich schätze es nicht, wenn Sie Unwissenheit in Spott kleiden."
Watson gesundet umgehend, zumal er von Holmes erfährt, dass seine Frau noch lebt. Mary wurde von Moriartys Helfern entführt, um den entscheidenden Schlag gegen Holmes zu setzen. Noch schlimmer wird es, als Watson von Holmes erfährt, dass Mary die Tochter von Colonel Moran ist und damals auf ihn, Watson, angesetzt wurde, um ihn und vor allem Holmes zu überwachen.
Moriarty und das Bildnis des Dorian Gray
Der dritte Roman aus der Sherlock-Holmes-Reihe des Blitz-Verlages überrascht zunächst, da dieser keinerlei Bezug zu übersinnlichen oder phantastischen Elementen aufweist. Bei den beiden Vorgängern war dies noch der Fall, selbst eine Zeitreise in die Zukunft des Jahres 802.701 war enthalten (frei nach H. G. Wells Roman Die Zeitmaschine). J. J. Preyer, der Autor des vorliegenden Werkes, stellt derweil den Schriftsteller Oscar Wilde in den Vordergrund. Dieser sitzt mittellos im Gefängnis von Reading, ein Umstand, dem er Moriarty zu verdanken hat. Holmes ermittelt die Hintergründe und stellt fest, dass die Feindschaft zwischen Moriarty und Wilde private Gründe hat.
"Wir werden uns des Problems annehmen."
"An dessen Lösung Sie bisher gescheitert sind, Colonel. Ich denke, man kann Holmes nicht körperlich besiegen, man muss sich auf ein Duell des Geistes mit ihm einlassen."
"Das ist Ihre Aufgabe, Professor, mit Verlaub gesprochen. Wir schätzen die direktere Methode."
"Die durchaus ihre Vorzüge hat, wenn sie zum Ziel führt. Sie haben freie Hand, Colonel."
Überhaupt spinnt der Autor einen feinen Garn, in dem Moriarty nach der Herrschaft im britischen Empire greift. Nicht nur, dass er alles daran setzt, die angesehene Times zu übernehmen; der Telegraph gehört ihm schon. Selbst vor Queen Victoria macht er nicht halt, lässt dieser in einem fingierten Zeitungsartikel unterstellen, sie käme ihrem Sprachlehrer Abdul Karim wohl näher als es schicklich wäre. Man erinnere sich an den Film Victoria und Abdul aus dem Jahr 2017 (Regie Stephen Frears, Hauptrolle Judi Dench).
"Aber solange ich hier bin, muss er Ihre Frau verschonen. Denn würde er sie töten, würde ich mein Schweigen brechen."
"Und solange sie in seinen Händen ist, können Sie nicht reden."
"So ist es. Eine perfekte mathematische Gleichung. Ein Gleichgewicht des Schreckens."
Die in den Originalgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle bestenfalls im Hintergrund stehenden Mary Watson und Elena Moriarty, die Mutter des Professors, die in jeder Hinsicht über eine gespaltene Zunge verfügt, werden hier umfassend in Szene gesetzt. So gewinnt man völlig neue Eindrücke aus dem Holmes-Kosmos und erlebt dazu einen Detektiv, dessen Stimmungslage kaum düsterer sein könnte. Ein Fest für Verschwörungstheoretiker. Kontroverse Diskussionen mit Dr. Watson inklusive.
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