Die Madonna von Murano

  • Ehrenwirth
  • Erschienen: Januar 2007
  • 37
  • Ehrenwirth, 2007, Titel: 'Die Madonna von Murano', Originalausgabe
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Bettina Weiß
921001

Histo-Couch Rezension vonMär 2007

1028 Seiten frei von Langeweile - wunderbar!

Charlotte Thomas erzählt in ihrem ersten historischen Roman von einem mitreißenden Schicksal in einer faszinierenden Epoche. Im Venedig des Jahres 1475 versucht eine junge, hochschwangere Frau verzweifelt ihren Verfolgern zu entkommen, die sie töten wollen - während in den Gassen fröhlich Karneval gefeiert wird. Ihr gelingt die Flucht nicht, aber kurz vor ihrem Tod bringt sie mit Hilfe eines Glasmachers aus Murano noch ihre Tochter zur Welt.
Diese Tochter, der Glasmacher nennt sie Sanchia, wächst bei dem Glasmacher Piero und seiner Frau Bianca wie ein eigenes, geliebtes Kind auf. Die glückliche Kindheit endet plötzlich, als der Glasmacher und seine Frau Opfer eines Überfalles werden.

Das Leben im Kloster und eine Leidenschaft fürs Leben

Der Geselle Pasquale, der sich seit ihrer Geburt und nach dem Tod seines Meisters Piero für Sanchia verantwortlich fühlt, bringt sie in ein Kloster. In der Äbtissin Albiera findet Sanchia eine Mentorin und Lehrmeisterin, die ihre Wissbegierde erkennt und fördert. Durch Albiera wird auch Sanchias Interesse an der Heilkunst geweckt. Sie wird Hebamme und Heilkundige und eine Segen für die schwangeren Frauen und Kranken der Serenissima.

Bedrohlichkeit der Vergangenheit

Sanchias Schönheit und die ungewöhnlich hellen, fast weißblonden Haare, die sie von ihrer leiblichen Mutter gerbt hat, sind für Sanchia mehr Fluch als Segen. Die Verfolger ihrer Mutter stellen bald auch ihr nach und bringen sie des Öfteren in tödliche Gefahr. Eine unklare Verbindung zu einer angesehenen Patrizierfamilie und die Liebe zu dem Sohn dieser Familie bringt weitere Gefahr in Sanchias Leben. Schon bald wird sie von der gefährlichen Vergangenheit ihrer leiblichen Mutter eingeholt. Sanchia muss sich ihrem Schicksal stellen und die Vergangenheit bewältigen.

Fulminantes Debüt

Charlotte Thomas ist mit ihrem ersten historischen Roman ein außergewöhnliches Debüt gelungen. Der Leser wird durch die dramatischen Ereignisse von Sanchias Geburt sofort in die Geschichte hineingezogen. Dieser Sog lässt den Leser auch nicht los, sondern führt durch den gesamten Roman, der mit 1028 Seiten ein richtiger Schmöker ist, aber trotz allem an keiner Stelle Langeweile aufkommen lässt. Die Figuren sind lebendig gezeichnet und wirken sehr sympathisch, ohne zu heldenhaft zu sein. Die Hauptpersonen haben Ecken und Kanten und ihre kleinen menschlichen Geheimnisse und Unzulänglichkeiten machen aus ihnen erst interessante Charaktere. Auch die Nebenfiguren sind ansprechend gezeichnet und runden die schöne Geschichte ab.

Gabe des Geschichtenerzählens

Charlotte Thomas verfügt über eine unglaubliche Erzählgabe, so dass die Epoche der Renaissance den Leser fesselt und in den Bann zieht. Die Geschichten von Patriziern, Handwerkern, Kauflauten, Kurtisanen, Künstlern und Kirchenmännern werden zu einem farbenprächtigen Teppich verwoben. Die Sprache ist leicht verständlich und flüssig, dadurch gelingt es Charlotte Thomas auch jene Stellen spannend zu gestalten, in denen sie Dinge des alltäglichen Lebens zu jener Zeit oder die handwerklichen Verrichtungen, wie die Entstehung von Spiegeln, detailreich schildert.

An einigen Stellen beschreibt Charlotte Thomas wichtige Ereignisse im Leben ihrer Hauptpersonen aus der rückschauenden Betrachtung, was für den Lesern ungewöhnlich und daher spannend ist, aber auch in bisschen das Gefühl aufleben lässt, bei diesem Ereignis ausgeschlossen gewesen zu sein. Dies tut dem Lesegenuss aber keinen Abbruch.

Der Klappentext verspricht einen prächtigen historischen Bilderbogen voller Abenteuer, Intrigen und Leidenschaft, ausgebreitet vor der einzigartigen Kulisse Venedigs. Der Roman schafft es, dieses Versprechen voll und ganz zu erfüllen. Der Leser kann mitleiden, miterleben und versinkt für ein paar Stunden voll und ganz in der Serenissima. Ein wunderbares Buch.

Die Madonna von Murano

Charlotte Thomas, Ehrenwirth

Die Madonna von Murano

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