Die Postmeisterin

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  • Erschienen: Januar 2016
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  • List, 2016, Titel: 'Die Postmeisterin', Originalausgabe
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1597. Die junge Adlige Aliz lebt als Kammerfrau bei der Herzogin von Jülich. Als diese brutal ermordet wird, flieht sie mit Moritz, dem illegitimen Sohn ihrer Herrin, nach Wöllenstein, ein Dorf in der Nähe von Mainz. Liebevoll kümmert sie sich um den Jungen. Um zu überleben, baut sie einen illegalen Postdienst auf. Das ist riskant, denn die Familie von Taxis besitzt das kaiserliche Monopol auf die Postbeförderung. Und tatsächlich wird Moritz, mittlerweile zum jungen Mann herangewachsen, von den Häschern der Taxis verhaftet. Doch auch die Vergangenheit verfolgt Aliz. Als die Mörder der Herzogin von einem rechtmäßigen Erben erfahren, werden Aliz und Moritz zu Schachfiguren in einem perfiden Spiel.

1597 ist die  junge Adlige Aliz dÀntigny als Kammerfrau bei der Herzogin Jakobe Jülich- Kleve- Berg angestellt. Unfreiwillig wird sie Zeugin des Mordes an ihrer Herrin. Sie flieht sofort, den illegitimen Sohn Jakobes, den sie zu diesem Zeitpunkt bei sich hat, nimmt sie mit.

15 Jahre später bewirtschaftet sie die Herberge "Zur grünen Laterne". Ihr herzensguter Ehemann Peter ist verstorben. Sie und ihre drei Kinder müssen hart arbeiten, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Die knappe Haushaltskasse bessert sie durch das Betreiben einer illegalen Poststrecke auf. Mit ihrem ältesten Sohn Moritz und ein paar ausgewählten Mitwissern transportiert sie Briefe von Köln bis nach Rheinhausen. Das Porto liegt unter dem der Familie Thurn und Taxis. Diese besitzen als einzige das Monopol, Briefe zu befördern. Ständig muss sie sich vor deren Spionen in acht nehmen, insbesondere vor dem Kölner Postmeister Johann von Coesfeld. Und auch ihre Schwägerin Josefa lässt keine Gelegenheit aus, der ungeliebten Aliz Probleme zu bereiten.

Sohn Moritz lernt derweil das Bäckerhandwerk in Frankfurt. Da er ein Auge auf die Tochter seines Lehrmeisters geworfen hat, versucht er seinerseits auch, Reichtum durch illegale Briefbeförderung zu erlangen, um seiner Eva etwas bieten zu können. Einmal wurde Moritz bereits geschnappt, aber glücklicherweise konnte er die Briefe noch rechtzeitig verschwinden lassen und kam mit Hilfe seiner Mutter wieder frei. Doch das ist erst der Beginn einer ganzen Menge Probleme, die auf Aliz zukommen.

Plötzlich taucht ein Fremder auf und behauptet, Moritz leiblicher Vater und der frühere Geliebte von Jakobe zu sein. In Frankfurt steckt Moritz bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Um seinem Lehrmeister Fettmilch zu imponieren, war er mit am Sturm der Zünfte auf das Frankfurter Rathaus beteiligt. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, brennt die "Grüne Laterne" ab und Tile, der zweite Sohn von Aliz ist verschwunden. Die Ereignisse überschlagen sich...

Perfekt recherierte Historie

Helga Glaesener liefert hier nicht nur ein Werk ab, das viele historisch stimmige Elemente enthält, sondern das außerdem noch ungemein fesselnd ist. Über das Postmonopol der Thurn und Taxis findet man in historischen Romanen eher selten Informationen. Deshalb ist es etwas ganz Besonderes für den Leser darüber etwas zu erfahren. Das Thema könnte gerne noch ausführlicher behandelt werden, aber in der Geschichte des Romans laufen zeitgleich mehrere interessante Handlungsstränge. So wird auch der historisch ebenfalls korrekte Aufstand der Zünfte angesprochen, den der Lebkuchenbäckermeister Fettmilch angeführt hat. Diese Stelle des Buches wird so spannend und lebhaft geschildert, dass man als Leser das Gefühl bekommt, man würde selbst vor dem ausführlich beschriebenen Frankfurter Römer stehen.

Doch auch die Entwicklung der Geschichte um den unehelichen Sohn der Herzogin würzt den Roman an immer wieder passenden Stellen. Auch nicht zu vergessen ist die Aufklärung des Mordes an Jakobe, der sich im Prolog des Buches ereignet.

Grandiose Verflechtung verschiedener Handlungsstränge

Die Hauptprotagonistin entlockt dem Leser durchweg nur Sympathien. Sie nimmt alle Gefahren auf sich, Hauptsache es geht zum Wohle ihrer Kinder, dabei bringt sie Moritz die gleiche Liebe entgegen wie ihren leiblichen Kindern. Auch der verruchte Fremde, der sich als Moritz leiblicher Vater ausgibt, weckt nicht unbedingt Antipathie beim Leser. Sein Begleiter, der Mohr Aleeke, bringt ein gewisses Amüsement in die Handlung. Die böse klassische Rolle ist hier der Schwägerin von Herzogin Jakobe zugedacht und damit bestens besetzt. Auch der Meister Fettmilch wirkt eher negativ auf den Leser.

Der sprachliche Stil trägt zum Lesevergnügen bei. Er ist nicht übertrieben anspruchsvoll, aber gut verständlich. Die Covergestaltung dieses historischen Romans ist dem List Verlag sehr gut gelungen.

Im Epilog verweist Helga Glaesener den Leser kurz auf die historisch belegten Tatsachen. Der Roman macht Lust auf mehr Informationen darüber und regt zur Eigenrecherche an.

Die Postmeisterin

Helga Glaesener, List

Die Postmeisterin

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