Brand und Mord

  • Acabus
  • Erschienen: Januar 2016
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  • Acabus, 2016, Titel: 'Brand und Mord', Originalausgabe
Brand und Mord
Brand und Mord
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Annette Gloser
861001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2016

Atmosphärische Störungen

Britannien, im 5. Jahrhundert unserer Zeit. Ordulf zieht in die Verbannung. Nachdem er offenkundig als Leibwächter der Hochkönigin Rowena versagte, hat ihn der Sachsenfürst Hengist aus seinem Umfeld verwiesen, denn Hengist geht der gute Ruf seiner Tochter über alles. Aber Ordulf hat für seine Verdienste als Krieger ein Stück Land bekommen. Jetzt kann er seine große Liebe Álainn fragen, ob sie mit ihm gemeinsam auf dem neuen Hof leben möchte. Und die junge Frau zieht tatsächlich mit ihm und seinen Männern. Doch zwischen dem britannischen Hochkönig Vortigern und den Sachsen gibt es keinen Frieden, obwohl doch Vortigerns Heirat mit Rowena das Bündnis besiegeln sollte. Vortigern bricht den Vertrag mit Hengist und Horsa. So  stehen sich bald Britannier und Sachsen in der Schlacht gegenüber. Zwar verdankt Hengist Ordulf den Sieg in der Schlacht, aber noch immer duldet er den jungen Krieger nicht an seinem Hof. Als jedoch Rowena von ihrem Ehemann wegen eines Ehebruchs eingesperrt wird, schickt Hengist ausgerechnet Ordulf nach Londinium, um seine Tochter befreien zu lassen. Rowena allerdings verspürt nicht die geringste Lust, zu ihrem Vater zurück zu kehren. Nach ihrer Befreiung macht sie sich auf den Weg zu Ceretic, ihrem Liebsten, und Ordulf kehrt mit leeren Händen zu Hengist zurück. Er weiß nun, dass er in Britannien nicht mehr bleiben kann. Gemeinsam mit seinen Männern sticht er in See. Und Álainn ist an seiner Seite.

Leben in unsicheren Zeiten

Sven R. Kantelhardts Saga über die Sachsen in Britannien ist ein echter Schmöker im allerbesten Sinne des Wortes. Auch im zweiten Band der Romanreihe geht es spannend, heiß und ziemlich blutig zu, nicht umsonst lautet der Titel Brand und Mord. Dabei umspannt der Roman ein recht weites Themenfeld. Es geht noch immer darum, wie die Sachsen nach Britannien kamen, aber es geht auch um Liebe, um Verrat und Wankelmut, es geht um die Christen in Britannien, um politische Intrigen, und natürlich um einen jungen Sachsenkrieger, der Ruhm und Silber sucht, der ein ehrliches Herz hat und trotzdem nicht überall nur Freunde findet. Der Autor macht daraus eine spannende Mischung, einen Roman, der sich schnell weg liest und dazu verleitet, ihn überall hin mitzunehmen um jederzeit darin schmökern (siehe oben!) zu können, egal ob in der Badewanne oder im Bus. Viele kriegerische Szenen wechseln sich mit recht kurzen ruhigeren Zeiten ab, aber der Spannungsbogen bleibt von Anfang an hoch und wird auch bis zum Schluss gehalten.

Der Roman hat zwei Handlungsstränge. Der eine begleitet Ordulf und seine Männer durch ihre Abenteuer, der zweite widmet sich Ceretic, Tallanus und Rowena. Allerdings wirkt dieser zweite Strang nicht so lebendig und hinterlässt nicht so intensive Eindrücke wie der Bericht über Ordulf. Dies ist allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn auch dieser Teil des Romans ist spannend und interessant. Und in beiden Teilen tauchen viele komische Momente auf, so dass es auch immer mal wieder etwas zu schmunzeln gibt.

Abenteuer pur

Ordulfs Reise führt ihn an die Nordseeküste zurück, zu den Friesen, den Angeln und den Jüten. Möglichkeiten genug für den Autor, den Leser mit dem Alltagsleben jener Stämme vertraut zu machen. Insbesondere in Fragen der Seefahrt zeigt sich, dass Sven R. Kantelhardt ausgiebig recherchiert hat und seine Kenntnisse nutzt, um die Abenteuer seiner Helden mit vielen Details zu würzen. Um die Gruppe Ordulfs herum baut sich ein konfliktreiches Geschehen auf. Dabei gelingen bei der Schilderung seiner Protagonisten einige wirklich facettenreiche Charaktere. Insbesondere Ordulf und Álainn sind sympathische Helden mit Ecken und Kanten, mit denen man sich gut identifizieren kann. Dies ist leider in dem Handlungsstrang um Ceretic weniger der Fall. Hier bleiben viele Figuren flacher und eher im Schwarz-weiß-Schema. Auch sind einige der Vorgänge um Ceretic nur schwer nachzuvollziehen.

Gelegentlich gibt es sprachliche Anachronismen, aber bei all der Spannung , bei all den sympathischen oder auch unsympathischen Charakteren und den vielen detailreichen Schilderungen fallen solche verbalen Ausrutscher kaum ins Gewicht und reißen den Leser nicht aus seiner Versenkung ins frühe Mittelalter.

Eine anspruchsvolle Romanreihe

Brand und Mord ist der zweite Band einer Romanreihe und es empfiehlt sich, zuvor den ersten Band Hengist und Horsa zu lesen, denn die Handlung baut auf dem ersten Roman auf. Mit der Britannien-Saga hat der acabus Verlag eine sehr interessante und bei aller Leichtigkeit und allem Abenteuer durchaus anspruchsvolle Romanreihe im Programm. Für alle Leser, die sich für englische Geschichte begeistern oder auch für die Geschichte der germanischen Stämme, ist diese Reihe ein must have. Brand und Mord ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, ein Roman zum Abtauchen in eine längst vergangene Zeit. Unbedingt empfehlenswerte Urlaubs- und Feierabendlektüre!

Brand und Mord

Sven R. Kantelhardt, Acabus

Brand und Mord

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