Die Brunnenmeisterin
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2016
- 3
- Lübbe, 2016, Titel: 'Die Brunnenmeisterin', Originalausgabe
Augsburger Handwerksroman ohne großartige Höhen
1515 stirbt der Brunnenmeister von Augsburg bei einem tragischen Unfall. Von nun an leitet dessen Witwe Julia Löscher mit ihren Gesellen und Lehrbuben die Geschicke der Brunnenmeisterei. Doch nach einer angemessenen Trauerzeit weist der Rat und die Zunft die junge Löscherin darauf hin, da sie als Frau dieses Amt nicht ausüben darf. Sie soll sich schnellstens wieder verheiraten und Augsburg so zu einem geeigneten Brunnenmeister verhelfen. Sollte sie das nicht tun, wird sie zwangsverheiratet. Und zwar mit dem Zimmerersohn des Zunftoberen, Hannes Neumiller. Dieser ist eher ein zwielichtiger Taugenichts und Julia gänzlich unsympathisch. Doch sollte sie sich widersetzen, müsste sie mit ihrem Vater, dem früheren mittlerweile blinden Brunnenmeister, ihr Zuhause verlassen.
Mutig stellt Julia sich gegen die Zunft und kämpft gegen deren Erlass an. Doch ständig passieren Unglücke, die Julia das Leben schwer machen und ihre Arbeit als weibliche Brunnenmeisterin in Frage stellen. Vergeblich versucht sie ihren schüchternen Altgesellen zu animieren, ihr einen Heiratsantrag zu machen und so die Ehe mit dem geckenhaften Hannes Neumiller zu verhindern.
Und als ob die Probleme noch nicht genug wären, findet sie im Brunnenmeisterhaus das Versteck wertvoller Kostbarkeiten. Außerdem findet sie heraus, dass einige reiche Patrizier über illegale Wasserleitungen verfügen. Kann es sein, dass sich ihr ehrbarer verstorbener Mann Purkhardt Löscher bestechen ließ? Während sie fest entschlossen ist, das ungeheuerliche Unrecht aufzuklären begibt sie sich in größte Gefahr. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. So kämpft sie einerseits gegen den mächtigen Rat Augsburgs an und gegen diejenigen, die illegale Geschäfte mit dem Augsburger Wasserleitungen betreiben. Alles ist höchst mysteriös und Julia ahnt nicht wer ihre Feinde sind...
Detaillierte Einblicke in das Handwerk der Brunnenmeisterei
Mit Die Brunnenmeisterin liefert Peter Dempf wieder einen historischen Roman aus der mächtigen Stadt Augsburg. Diesmal geht es allerdings nicht wie meist um Handel oder die Fugger.
Dieser Roman dreht sich um das Geschick der Brunnenmeisterei. Sehr detailliert erhält der Leser einen Einblick, wie kompliziert und andererseits durchdacht der Bau von Wasserturm und zugehörigen Leitungen der damaligen Zeit war. Dem Leser wird deutlich vermittelt, dass es nicht wie heute selbstverständlich war, frei über Wasser zu verfügen.
Zu Beginn der Geschichte ist es durchaus interessant mehr über dieses Phänomen der früheren Zeit zu erfahren. Allerdings geht der Autor im Laufe des Buches immer wieder sehr detailliert auf die baulichen Begebenheiten und Funktionen ein. Das führt leider zu unnötigen Längen, die der Handlung die Spannung nehmen. Man bekommt als Leser viele Details, die eher langweilen und das Buch in die Länge ziehen.
Auch die Stadt Augsburg wird überaus deutlich beschrieben. Es ist für den Leser zwar schön, wenn man die Szenerie ausführlich aufgezeigt bekommt, aber da jeder Gang der Protagonisten durch Augsburg ausführlichst beschrieben wird, neigt der Leser auch hier dazu die Ausführungen mehr gelangweilt als spannungsgeladen zu überlesen.
Spannung kommt leider zu kurz
Die Anzahl der Hauptfiguren ist überschaubar und deren Darstellung gelungen. Da ist die junge Witwe Julia Löscher. Dargestellt als junge hübsche Frau, wird doch schnell klar, dass sie, obwohl sie eine Frau ist, doch ein zäher und den Männern ebenbürtiger Gegner ist. Sie hat einzig ihren Vater hinter sich. Doch der alte blinde Mann kann ihr nicht viel Unterstützung geben. Trotzdem ist der kauzige Alte ein rechtes Schlitzohr, dem der Leser recht gewogen ist. Dennoch kämpft sie verbissen für ihr Recht. Sie gibt nie auf. Diese Tatsache fordert dem Leser großen Respekt für die junge Frau ab und man steht als Beobachter des Ganzen absolut hinter ihr.
Die Patrizier und Zunftmitglieder stellen perfekt die Einstellung damaliger Zeit vor. Frauen zählen nichts und haben sich dem Willen der Männer zu fügen. Allen voran das Vater-Sohn-Gespann Neumiller. Während man mit dem Zunftoberen Mathias im Laufe des Romans fast schon Mitleid bekommt, entwickelt der Leser gegen dessen Sohn immer größere Abneigung. Auch das anfängliche Mitleid, das man mit der jungen Magd Marie empfindet, schlägt im Laufe des Romans eher ins Gegenteil um.
Das Personenregister am Romanende ist nett, aber wäre bei der überschaubaren Anzahl der Figuren nicht zwingend nötig gewesen. Hilfreich dagegen aber ist das Glossar mit den Worterklärungen am Ende. Die Covergestaltung ist Bastei Lübbe sehr gelungen.
Das Thema des Romans ist durchaus interessant. Leider gehen die zu ausführlichen Erklärungen zulasten der Spannung. Eine einmalige Konstruktionserklärung hätte durchaus gereicht, zumal der Leser auf der Inneseite des Buches eine sehr hilfreiche Skizze über den Aufbau des Augsburger Wasserwerkes von 1515 findet. Dafür wäre es schöner, wenn der Roman vom Spannungsbogen etwas eher Fahrt aufgenommen hätte, das gelingt Peter Dempf erst gegen Ende des Buches.
Peter Dempf, Lübbe
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