Die Schwester der Zuckermacherin

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  • Erschienen: Januar 2004
  • 41
  • , 2003, Titel: 'At the sign of the sugared plum', Originalausgabe
Die Schwester der Zuckermacherin
Die Schwester der Zuckermacherin
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Vanessa Brinker
781001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2007

Der Zauber der großen Stadt

Sarah arbeitet als Zuckermacherin in einem kleinen Laden in London, den sie von ihrer Tante übernommen hat. Das Geschäft läuft endlich so gut, dass sie Hilfe bei der Herstellung der vielen Leckereien brauchen kann und deshalb lässt sie ihre Schwester Hannah aus der Heimat kommen. Bester Dinge kommt Hannah nach London und schwelgt in großen und kleinen Träumen was ihr zukünftiges Leben in der Hauptstadt angeht. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft ändert sich alles.

In London nistet sich die Pest ein und der Volksmund spricht davon, dass sie alle zwanzig Jahre besonders schlimm wütet. Beläuft sich die Zahl der Menschen, die der schrecklichen Krankheit anheim fallen, in den ersten Wochen nach Auftreten noch in einem erträglichen Rahmen, ist doch schon bald abzusehen, welches Ausmaß diese Katastrophe noch annehmen wird. Hannah befindet sich in einem Zwiespalt der Gefühle. Einerseits hat sie Angst vor dem, was da auf die ganze Bevölkerung mit riesen Schritten zukommt, andererseits hat sie nicht nur ihre beste Freundin aus Jugendtagen in der großen Stadt wieder getroffen, sondern auch Tom kennen gelernt, einen Apothekerlehrling. Das Leben könnte nicht aufregender sein, doch dann ändert sich schlagartig alles.

In London wütet die Pest

Mary Hooper hat in dem ersten Roman um die Schwestern Sarah und Hannah das Thema der großen Pest in London von 1665 aufgefasst. Anschaulich und ergreifend schildert sie in einfachen und verständlichen Worten diese Zeit, die für die Bürger von London eine der schwersten in der Geschichte der Stadt war.

Neben der Pest ist das Zuckermacherhandwerk ein weiteres Hauptthema, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Viele Rezepte der damals gängigen Naschereien werden angeschnitten und machen Lust auf Zuckerwerk. Die etwas gewöhnungsbedürftigen Rezepturen sind dabei sehr interessant zu verfolgen. Die Schwestern verstehen etwas von ihrem Handwerk und so kommt es, dass vor ihrem Laden auch prominente Persönlichkeiten des 17. Jahrhunderts auftauchen. Nelly Gwyn ist eine davon. Als junges Mädchen ist sie von einer Orangenverkäuferin erst zur Schauspielerin aufgestiegen und wird in Zukunft irgendwann einmal eine der Geliebten des englischen Königs werden. Augenblicklich jedoch ist sie noch weit davon entfernt und hat einen eher zweifelhaften Ruf.

Die Charaktere der Autorin sind sympathisch und durchaus glaubwürdig beschrieben. Hannah ist in ihrer Faszination für die große Stadt so gefangen, dass sie wie das Mädchen vom Land wirkt, das sie ist. Ihre Naivität und Begeisterungsfähigkeit stehen im starken Kontrast zu der gesetzten und charakterstarken Sarah, die ein paar Jahre älter ist. Während sich Hannah schnell zu unbedachten Handlungen hinreißen lässt, hat die ältere Schwester die Zügel immer fest in der Hand. Doch wie sprunghaft das Verhalten der Jüngeren auch immer sein mag, ihr Handeln ist immer nachvollziehbar.

Hervorragende Authenzität

Trotz der Tatsache, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt, wird dieses Jahr sehr detailliert wiedergegeben. Überall in London gibt es Pesthäuser, doch die Kranken dorthin zu schaffen ist eine Idee, auf die die Verantwortlichen nicht kommen. Stattdessen boomt der Handel mit Talismanen, die die gefürchtete Seuche aufhalten sollen, Quarantäne wird nur in der Form betrieben, dass Pestkranke mit ihrer Familie in ihren Häusern eingesperrt werden. Da sich auch durch diese Maßnahmen keine Besserung innerhalb der Stadtmauern einstellt, werden Hunde und Katzen in Massen getötet in der Annahme, dass diese Tiere die Seuche von Haus zu Haus bringen. Ab dem Moment wo es keine Streuner mehr in der Stadt gibt, nehmen die Todesfälle drastisch zu und die gefürchteten Totenkarren erscheinen erstmals auf Londons Straßen und auf den Friedhöfen werden Massengräber ausgehoben...

Schauerlichere Bilder könnte nicht einmal das Fernsehen zu Stande bringen, als sie von Mary Hooper beschrieben werden.

Die Schwester der Zuckermacherin

Mary Hooper, -

Die Schwester der Zuckermacherin

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