Bucht der Schmuggler

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2016
  • 7
  • Droemer-Knaur, 2016, Titel: 'Gold des Südens', Originalausgabe
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Aho Aho
891001

Histo-Couch Rezension vonJun 2016

 Mitreißender Seefahrerroman verfeinert mit einer Prise Sklaverei und Schmugglerwesen

1635 kehrt der junge Jan van Hagen mit seiner Fleute Sophie, beladen mit wertvollen Handelsgütern,  in den Heimathafen Bremen zurück. Doch er muss erfahren, dass sein Vater im Sterben liegt. Auf dem Sterbebett berichtet der alte Herr seinem Sohn von gescheiterten Geschäften mit der Regierung. Dadurch ist das gut gehende Kaufmannsunternehmen der Familie bankrott. Alles wurde bereits gepfändet. Jan bleiben nur die Sophie und die Waren, mit denen das Schiff beladen ist. Hals über Kopf muss der junge Kaufmann noch in derselben Nacht fliehen, um wenigstens das zu retten und um nicht selbst im Schuldturm zu landen. Auf Anraten des Vaters segelt er nach Amsterdam zu dessen altem Geschäftsfreund Cornelis van Doorn. Dieser soll ihm helfen, gewinnbringenden Handel mit der neuen Welt zu betreiben. Trotz großer Bedenken hilft ihm der Holländer, erteilt ihm aber als Bedingung einen wagemutigen Auftrag. Sein Sohn, Martin van Doorn, ebenfalls Kapitän, gilt als verschollen. Cornelis vermutet, dass er wohl auf Hispaniola in Gefangenschaft geraten ist. Jan soll unter dem Vorwand mit Sklaven zu handeln Santo Domingo anlaufen und Martin wieder freikaufen.

Auf Santo Domingo geht es heiß her. Der neue ehrgeizige Vizegouverneur Don Alonso will dem florierenden Schwarzhandel Einhalt gebieten und hart durchgreifen. Er droht damit, zukünftige Schmuggler zu erhängen. Besonders gerne würde er dabei den reichen Pflanzer Don Miguel erwischen. Dieser ist der Kopf des Schmuggelhandels. Zudem hat er eine wunderschöne junge Spanierin, Donna Maria Carmen, zur Frau, auf die Alonso ein Auge geworfen hat.

Um die großen Tabak- und Zuckerplantagen bewirtschaften zu können werden viele Sklaven in den Kolonien benötigt. Den Schwarzen ergeht es sehr schlecht bei ihren Herren. Einzig auf der Pflanzung von Don Miguel werden sie besser behandelt. Das gefällt den anderen Pflanzern nicht. Vor allem dem zwielichtigen Nachbarn Don Diego stört diese Tatsache.

Trotz mancher Widrigkeiten gelingt es Jan van Hagen Santo Domingo zu erreichen. Doch kaum angekommen und bevor er rechtschaffen nach dem verschwundenen Martin van Doorn forschen kann, wird Martin selbst festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Wird es ihm gelingen frei zu kommen und seinen Auftrag von Cornelis zu erfüllen?

Südstaatenflair und grausame Realität auf Hispaniola

Ulf Schiewes Schmugglerabenteuer ist in einer frischen, mitreißenden Sprache geschrieben. Der Roman wirkt an keiner Stelle langatmig. Eher im Gegenteil, man würde sich noch gut und gerne 200 bis 300 Seiten mehr wünschen, wenn man die knapp 450 Seiten durch hat. Die Gestaltung des Covers ist sehr gelungen und liefert dem Leser direkt das Abbild eines Handelsschiffes damaliger Zeit.

Zu Beginn des Romans finden sich zwei zunächst unterschiedliche Handlungsstränge. Einerseits wird das Schicksal des jungen Jan van Hagen geschildert. Seine anschließende Fahrt in die neue Welt wird eindrucksvoll beschreiben und vermittelt dem Leser farbenprächtig das Leben der damaligen Seefahrer. Ein kleiner Minuspunkt ist die Tatsache, dass doch sehr viel Seefahrtfachsprache verwendet wird. Für diese Begriffe wäre ein kleines Wörterbuch am Ende hilfreich und wünschenswert gewesen.

Der zweite Teil bringt dem Leser das Leben in den Kolonien nahe, sowohl aus der Sicht der Plantagenbesitzer als auch aus Sicht der Sklaven. Alleine die Thematik rund um die Sklaverei ist hochinteressant und vermittelt eine gewisse Beklommenheit. Nachdem die beiden Handlungsstränge vom Autor geschickt miteinander verwoben werden, steigert sich die Spannung weiter und man mag das Buch kaum aus der Hand legen.

Der Roman ist sehr übersichtlich gegliedert. Es liegen fünf Teile vor, welche wiederum in kurze abgeschlossene Kapitel unterteilt sind. Eine Gesamtübersicht befindet sich am Anfang des Buches. Im Anschluss daran steht dem Leser ein Personenregister über die vielen illustren Charaktere zur Verfügung.

Lebhaftes und informatives Bild der neuen Welt im 17. Jahrhundert

Die Protagonisten sind sehr genau gezeichnet, sodass sich im Kopf des Lesers ein positives Bild der Einzelnen ausprägt. Jan van Hagen ist ein gutaussehender ehrenwerter Seefahrer und Kaufmann, der durchweg sympathisch ist und der auch bei seiner Mannschaft als Kapitän beliebt ist. Auch das Ehepaar Miguel und Maria wecken beim Leser nur positive Empfindungen. Beide sind sehr nett, aber jeder agiert trotzdem mit der eigenen notwendigen Härte.

Die Gegenspieler der Sympathisanten, Don Alonso und der schmierig wirkende Don Diego, können hingegen beim Leser nur das Gegenteil hervorrufen. Vor allem bei Don Diego ist man beim Lesen auf der Hut und merkt schnell, dass man nichts Gutes zu erwarten hat. Die Schiffsbesatzung sind einfache Leute, jeder mit seinen eigenen Ecken und Kanten, aber trotzdem hat jeder sein Herz am rechten Fleck.

Bucht der Schmuggler ist ein absolut empfehlenswertes Lesevergnügen, welches nicht einen Moment Langeweile aufkommen lässt, sondern eher Bedauern, wenn man das Buchende erreicht hat. Der doch in einigen Punkten eher offene Schluss lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Bucht der Schmuggler

Ulf Schiewe, Droemer-Knaur

Bucht der Schmuggler

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