Wechselspiel in Mogontiacum

  • Salonlöwe
  • Erschienen: Januar 2015
  • 3
  • Salonlöwe, 2015, Titel: 'Wechselspiel in Mogontiacum', Originalausgabe
Wechselspiel in Mogontiacum
Wechselspiel in Mogontiacum
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Birgit Stöckel
751001

Histo-Couch Rezension vonNov 2015

Ein neuer Fall für den Ermittler wider Willen

Ein Jahr ist vergangen, seit Marcus Terentius Biros in Der Tod des Jucundus gegen seinen Willen in eine Mordermittlung verwickelt war, die ihm und seinem Bruder gefährlich hätte werden können. Mittlerweile führt der ehemalige Sklave ein ruhiges Leben als Landgutbesitzer vor den Toren Mogontiacums (des heutigen Mainz) - fast zu ruhig für seinen Geschmack, denn er ist den Müßiggang nicht gewohnt. Trotzdem ist er alles andere als begeistert, als ihn der Legat des hiesigen Legionslagers zu sich bittet, um ihn mit den Ermittlungen in einem erneuten Mordfall zu betrauen. Da der Tote Geldwechsler war und Marcus Bruder Lucius, der nun in der Armee dient, dort ebenfalls Schulden hatte, bleibt ihm nichts anderes übrig, als diesen Auftrag anzunehmen und erneut Ermittler zu spielen.

Der Tod des Geldwechslers Probus Marcellus birgt tatsächlich einige Ungereimtheiten: Zu Besuch bei einer einflussreichen Persönlichkeit in Colonia verstarb er dort recht plötzlich - angeblich an einer kurzen, aber heftigen Krankheit. Nur, warum wurde er sofort verbrannt und nur seine Asche nach Mogontiacum überführt? Und warum ist seine Witwe zunächst so ungehalten über die Ermittlungen? Hat sie etwas zu verbergen?

Marcus macht sich mit seinem Bruder Lucius den Rhein (der interessanterweise im Gegensatz zu den Städten seinen heutigen Namen behalten durfte) hinauf in Richtung Colonia auf, um dort unter einem Vorwand bei dem Gastgeber des Toten Nachforschungen anzustellen. Doch auch hier werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

Kaum Weiterentwicklung des Protagonisten

Wie bereits im ersten Fall stellt sich auch bei diesen Ermittlungen Marcus nicht immer sehr geschickt an. Teilweise stolpert er unbeholfen von einer Befragung zur nächsten, ohne rechtes Ziel, ohne wirkliche Hinweise. Dabei behält er auch diesmal konstant seine schlechte Laune bei. Als ehemaliger Sklave ist Marcus sehr auf sein Ansehen und seine Stellung bedacht und ist ausgesprochen empfindlich, wenn er das Gefühl hat, andere würden auf ihn herabblicken. Zudem kann ihn fast nichts und niemand zufriedenstellen, er hat an so gut wie allem etwas auszusetzten. Das ist einerseits sehr amüsant und unterscheidet Marcus von anderen Ermittlern, andererseits wirkt es auch ermüdend - zumindest wenn man bereits Der Tod des Jucundus gelesen hat. Es scheint keine Weiterentwicklung des Protagonisten gegeben zu haben, weder charakterlich, noch was die detektivischen Fähigkeiten anbelangt.

Leider bleibt die Figurenzeichnung generell sehr blass, so dass es kaum einen Ausgleich zu Marcus etwas trübsinniger Geisteshaltung gibt. Lediglich seinem Bruder Lucius gelingt es, als absoluter Gegenpool Akzente zu setzen. Seine unbeschwerte, leichtsinnige und vergnügungssüchtige Art lockert das Ganze auf und es entwickeln sich im Zusammenspiel der beiden Brüder einige humorvolle Szenen. Die anderen Figuren bleiben hingegen alle sehr blass und schwer greifbar, sie erscheinen nur als Statisten, ohne wirkliche Spuren beim Leser zu hinterlassen.

Greifbares Leben in Germanien

Das Verhältnis zwischen Kriminalfall und Alltagsbeschreibungen ist in Wechselspiel in Mogontiacum relativ ausgewogen, allerdings gelingt es der Autorin aufgrund der oben beschriebenen unbeholfenen Art der Ermittlungen und dem häufigen zähen Vorwärtskommen nicht, den Spannungsbogen kontinuierlich aufrechtzuerhalten - er flacht allerdings auch nie soweit ab, dass man als Leser das Interesse an der Auflösung verlieren würde. Er erfordert nur ein bisschen Durchhaltevermögen.

Absolut gelungen ist die Darstellung des Alltags des römischen Lebens in Mogontiacum und Colonia. Der Leser darf Marcus u.a. zum Barbier, zu Wagenrennen im Circus und zu einigen Festlichkeiten begleiten. Hier beschreibt die Autorin sehr detailgetreu und lebhaft, wie es damals bei den entsprechenden Begebenheiten zugegangen ist und man bekommt ein lebendiges Bild der Zeit präsentiert. Schön ist, dass auch ab und an germanische Sichtweisen eingeflochten werden, die zeigen, dass das Bild von den stumpfsinnigen Barbaren, wie es die Römer so gerne zeichneten, alles andere als wahr ist und die Römer sich doch auch einiges von den germanischen Errungenschaften abgeschaut haben. Zudem hat die Autorin eine sehr humorvolle Erzählweise, so dass der Leser bei den ganzen Verstrickungen und Begegnungen mehr als einmal in sich hinein schmunzeln wird.

Auch wenn Wechselspiel in Mogontiacum nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht, so bietet es doch einige vergnügliche Lesestunden - egal ob man Marcus schon kennt oder nicht.

Wechselspiel in Mogontiacum

Franziska Franke, Salonlöwe

Wechselspiel in Mogontiacum

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