Das Fossil

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Droemer-Knaur, 2015, Titel: 'Das Fossil', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
901001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2015

Ein Fossil und fünf Schicksale: Eine faszinierende Entwicklung

In einem Steinbruch in der Nähe eines kleinen bayrischen Dorfes, wird der Abdruck eines Archaeopteryx gefunden. Was für die Wissenschaft eine kleine Sensation darstellen könnte, ist für die Kirche gefährlich. Denn dieses Fossil ist ein Beweis für die Evolutionstheorie. So entspinnt sich schnell ein Kampf um das Fossil, dem ein Fluch anzuhaften scheint. Wer immer es für seine Zwecke missbrauchen will, wird von harten Schicksalsschlägen getroffen. Das bekommt bereits Babette zu spüren, mit deren Geschichte, die sich über fünf Generationen erstrecken wird, beginnt. Babette sieht dieses Fossil als Chance, aus einem Leben auszubrechen, das ihr wenig Freiraum lässt. Sie ist ein Kind ihrer Zeit, als Mädchen dem Willen der Eltern ausgesetzt, die in ihrer zeichnerischen Begabung kaum etwas Gutes sehen können. Entsetzt erfahren die Eltern von der grossen Liebe Babettes zu einem englischen Wissenschaftler, der die als ketzerisch geltende Evolutionstheorie mit den Funden aus dem Steinbruch beweisen möchte. Obwohl ein Leben an der Seite dieses Mannes für Babette in greifbarer Nähe liegt, schlägt das Schicksal erbarmungslos zu und zwingt sie, ihr Leben neu zu gestalten. Ihr ältester Sohn soll erst im Erwachsenenalter die Nähe zum Wissenschaftler wieder suchen und so das geheimnisvolle Erbe weitertragen. Nach und nach geht das Fossil - aus dessen Sicht ein höchst interessanter Prolog im Buch zu finden ist - in die Hände der nachfolgenden Generationen über. Und mit ihm auch das tragische Schicksal.

Interessante Kombination

Monika Bittl kombiniert die Entwicklung der Evolutionstheorie mit dem Schicksal der jeweiligen Protagonisten, die wiederum alle miteinander verknüpft sind. Das bedingt eine klare Linie, der die Leserinnen und Leser folgen können. Diese Klarheit tut dem Roman gut. Auch der chronologische Ablauf. Es sind zwar mehrere Schicksale in den Roman eingebaut, sie aber lösen sich ab und werden nicht parallel erzählt. Monika Bittl scheint sich vor allem mit Babette sehr wohl zu fühlen. Ihr Leben nimmt einen prägenden Platz im Buch ein und sie ist auch am klarsten gezeichnet. Paul, Gusti und Franz müssen sich bereits mit einem etwas kleineren Umfang bescheiden, Kathrin schliesslich bleibt im Vergleich mit ihren Vorfahren eher etwas farblos. Dennoch ist die Generationengeschichte stimmig aufbereitet.

Gesellschaftliche Entwicklung

Sehr schön macht die Autorin die sich verändernde Gesellschaft sichtbar. Die Enge des bayrischen Dorfes im ausgehenden 19. Jahrhundert weicht einer grosszügigeren Haltung, bis die Kriegsjahre einen tiefen Einschnitt mit sich brachten und die Nachkriegsjahre schliesslich eine sich immer schneller entwickelnde Szenerie. Durch die geschickte Aufteilung der Geschichte auf die fünf Generationen gelingt es Monika Bittl, dieses entscheidende Jahrhundert gut in eine Form zu bringen und den Leserinnen und Lesern die Situation häppchenweise zu servieren. Dass die Autorin ein Faible dafür hat, genau hinzusehen und das, was sie sieht, in Worte zu fassen, hat sie bereits in früheren Romanen eindrücklich bewiesen. Von dieser Sichtweise weicht sie auch bei Das Fossil nicht ab. Sie geht einen anderen, einen unkonventionellen Weg, bietet den Lesern eigenwillige Charaktere an und beschreibt doch so eingängig Alltagsszenen, dass gerade diese Diskrepanz einen Spannungsbogen, einen Reiz verursacht.

Sich führen lassen

Bei Monika Bittl werden die Leserinnen und Leser nicht umhin kommen, sich von der Autorin quasi durch die Geschichte und ihren Hintergrund führen zu lassen. Wohl weil die fünf Schicksale auf gerade mal etwas über 300 Seiten Platz haben müssen, sind sie sehr kompakt strukturiert und immer wieder werden etliche Jahre im Eiltempo zusammengefasst. Die versierte Autorin schafft es aber, dass auch die in Kurzform geschilderten Ereignisse stimmig in die Gesamtheit des Textes passen und sich ein rundes, gut nachvollziehbares und verständliches Bild ergibt. So hat die Autorin mit Das Fossil ein faszinierendes Werk erarbeitet, das mit wechselnden Schauplätzen und Protagonisten arbeitet und doch ein Ganzes bleibt.

Das Fossil

Monika Bittl, Droemer-Knaur

Das Fossil

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