Die eiserne Krone

  • Wunderlich
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Wunderlich, 2015, Titel: 'Die eiserne Krone', Originalausgabe
Die eiserne Krone
Die eiserne Krone
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonJul 2015

Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen

Im Jahr 1451 findest sich der Ritterbastard Lukas auf einer Sklavengaleere wieder, wo er mit im Schiffsbauch sitzt und rudern muss. Während eines Sturms kann er den jungen Adligen Selim retten, der ihn zuvor von den Ketten befreit hat. Er wacht in einem Bett auf, dass sich auf Zypern befindet und das dem Onkel von Alexia gehört, der Verlobten von Selim. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um Lukas und dieser tritt als Dank für die Pflege in die Dienste des Onkels ein.

Lukas wird als Begleiter Alexias nach Konstantinopel geschickt, derweil der Sultan des Osmanischen Reiches, Mehmed II., plant, Konstantinopel zu erobern. Lukas ist von Konstantinopel beeindruckt und lernt verschiedene Menschen kennen, die ihm unterschiedliche Sichtweisen auf die Stadt aufzeigen. Die Stadtmauer beispielsweise ist alt und mächtig, aber baufällig und vielleicht nicht unbedingt geeignet, einem Angriff von See aus oder von Land aus Stand zu halten.

Während Mehmed seien Truppen gen Konstantinopel schickt, gerät Lukas in die Verteidigung der Stadt und beginnt eine Liebesgeschichte mit Alexia, die sich ebenfalls in ihn verliebt hat. Kann Konstantinopel dem Angriff der Osmanen entgegenhalten, und hat die Liebe von Alexia und Lukas eine Zukunft?

Gemischstes Histo-Debüt

Mit Die eiserne Krone legt Christoph Hardebusch, der sonst eher für seine Fantasy- und Trolle-Romane bekannt ist, seinen ersten historischen Roman vor, den er vor der Kulisse der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 spielen lässt. Dies tut er anhand des Schicksals des jungen Lukas, der auf der Suche nach der Lösung eines Rätsels aus seiner Vergangenheit ist, das aber zunächst überhaupt keine Rolle spielt.

Hardebusch beschreibt mit viel Fantasie und schönen Worten die Stadt Konstantinopel, den heimlichen Hauptdarsteller des Romans. Er kennt sich aus in den Vierteln, architektonischen Gegebenheiten, Stärken und Schwächen der Stadt und schafft es, dem Leser den Geruch der Stadt in die Nase zu pflanzen. Das menschliche Gewimmel in den Strassen wird gut erfasst, man fühlt sich vor Ort und mitgenommen in diese exotische Welt, die hinter jeder Ecke etwas völlig neues bietet.

Dies gilt auch für die Religionen, die in dieser Stadt aufeinander treffen. Man kann sich nie sicher sein, welcher Religion der Mensch angehört, der einem gerade gegenüber steht, wenn man sich nicht gerade in religiösen Gruppierungen oder Zirkeln aufhält. Dass man mehr gegeneinander als miteinander lebt, mag auch ein Grund dafür sein, dass man sich nicht einig ist, wie man dem angreifenden Feind gegenübertreten soll.

Zarte Liebesgeschichte

Durch all die Beschreibungen und Gegebenheiten verliert der Autor gelegentlich den Kontakt zu seinem Hauptcharakter Lukas. Dessen Geschichte wird mysteriös aufgebaut, er ist auf der Suche nach Dingen aus seiner Vergangenheit, aber irgendwie geht es letztlich gar nicht darum, zumindest kümmert es den Autor nicht, ob dieses Ziel erreicht wird. Wird es zwischendurch (selten genug) mal wieder erwähnt, hat man es schon wieder vergessen gehabt.

Mehr im Vordergrund steht seine Verbindung zu Alexia, in die er sich verliebt hat und die aber mit Selim verlobt ist, den Lukas einst beim Schiffsbruch rettete. Sie ist ihm versprochen, doch er ist irgendwie nie da und auch kein Thema für Lukas, und so scheint diese Verbindung auch nicht gut durchdacht, denn aufkommende Probleme werden hier durch Abwesenheit des Konkurrenten und auch langzeitiges Nichterwähnen einfach weggeschwiegen. So geht es also auch.

Falscher Klappentext

Wer in dem Roman die auf dem Klappendeckel angepriesene gefährliche Verschwörung sucht, der braucht das Buch erst gar nicht in die Hand nehmen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Verlage irgendwelche Klappentexte schreiben, die nichts mit dem Inhalt zu tun haben und somit eher dafür sorgen, dass man Bücher aus dem Verlag argwöhnischer betrachten sollte. Diese geringe Sorgfalt den Lesern gegenüber sollte viel mehr publik gemacht werden. Was treibt einen Verlag dazu, einen falschen Klappentext auf das Cover zu schreiben? Vor der Antwort mag einem als Leser bange werden und man muss überlegen, Bücher solcher Verlage künftig zu vermeiden.

Das allerdings täte dem Roman auch wieder Unrecht, denn der Autor kann gewiss nichts dafür, dass sein Inhalt ein anderer ist als der auf dem Buchcover angekündigte. Der Titel des Romans bleibt auch lange schleierhaft und wird nur in einem Nebensatz ansatzweise angedeutet, warum das Buch so heisst. Wer eine Jagd nach einer Krone oder eine Verschwörung um eine solche vermutet, wird enttäuscht werden. Die Ritterrüstung auf dem Cover mag immerhin derjenigen nahekommen, die Lukas in der Schlacht tragen muss.

Prächtiges Konstantinopel

Neben der Romanhandlung enthält der Roman einige Zwischenspiele, kleinen Nebenhandlungen, die allerdings für den Verlauf des Romans nichts zur Sache tun und auch hätten wegfallen können. Überhaupt plätschert der Roman gelegentlich vor sich hin, ohne dass man ein Ziel erkennen könnte. Dass schließlich alles in die Eroberungsschlacht Konstantinopels mündet, ist mehr der Historie an sich als dem dramaturgischen Geschick des Autors geschuldet. War Konstantinopel bis 1453 noch Teil des Byzantinischen Reiches, wurde es anschließend Teil des Osmanischen Neureiches, nachdem es nach zweimonatiger Belagerung schließlich eingenommen wurde. Das hätte spannend beschrieben werden können, leider ergeht sich der Autor aber bisweilen in unwichtigen Nebenschauplätzen. Als es doch zur Schlacht kommt und man vergeblich auf Hilfe wartet, ist man als Leser nicht gefesselt, was aber am Vorlauf liegt, nicht an der Beschreibung selbst.

Christoph Hardebuschs Debütausflug in den Historischen kann alles in allem nur bedingt als gelungen bezeichnet werden. Punkten kann er in seiner Beschreibung Konstantinopels und der Stimmung in der Stadt und bei den Menschen. Die Handlung ist dünn und nicht immer stringent, die Charaktere bleiben größtenteils blass bis neutral, ohne Ecken und Kanten und dem Willen, sich mit ihnen identifizieren zu können.

Leider enthält der Roman keinerlei zusätzliche Anhänge wie ein Personenverzeichnis, eine Karte oder ein historisches Nachwort, anhand dessen man die tatsächliche Geschichte hätte nachvollziehen können. Das ist schade, denn hier wurde ein Roman zu einer Ereignis geschrieben, das eine intensivere Betrachtung verdient hätte und das gerne die komplizierten Verhältnisse besser aufschachteln können. Eine kleine Danksagung am Ende reicht dafür nicht aus.

Schade, hier kann der Autor künftig noch nachbessern und der Verlag sollte seine Einstellung zu seinen Klappentexten überdenken. Leider kein grosser Wurf.

Die eiserne Krone

Christoph Hardebusch, Wunderlich

Die eiserne Krone

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