Das schwarze Sakrament

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Emons, 2015, Titel: 'Das schwarze Sakrament', Originalausgabe
Das schwarze Sakrament
Das schwarze Sakrament
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Dirk Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonMär 2015

Ein schauerlicher Kriminalroman

Ein geistlicher Fürst will seine weltliche Macht vergrößern. Ein weltlicher Fürst kämpft um sein Seelenheil. Bis diese Über-Kreuz-Prämisse offensichtlich wird, vergeht einige Zeit in Dennis Vlamincks neuem Köln-Roman. Aber die Erkenntnis rückt alles bis dahin Geschehene in ein völlig neues Licht. Es bringt die schrecklichen Ereignisse, die der Kölner Büttel Konstantin im Auftrag des Erzbischofs aufklären soll, in die richtige Ordnung. Folglich ereilt die Leserschaft diese Erkenntnis vergleichsweise spät.

Konstantin, genannt Kontz, soll den rätselhaften Tod einer kompletten Dorfbevölkerung aufklären. Das Dorf liegt auf Jülicher Gebiet, die Kirche, in der die Toten gefunden wurden, untersteht aber dem Erzbischof von Köln. Der zuständige Priester beschuldigt die Bewohner außerdem, ihren alten Göttern nicht abgeschworen zu haben. Im Jahr 1248 ist das eine konfliktreiche Gemengelage, die für den Erzbischof von Köln Grund genug ist, nach dem Rechten sehen zu lassen. Konstantin soll ermitteln, weil er explizit angefordert wurde - von Joriß, dem Burgherren von Kaster, unter dessen Gerichtsbarkeit das fragliche Dorf namens Mundt fällt, und zufällig Konstantins Vater. Konstantin ermittelt, findet einen Schuldigen für den Tod der 26 Dorfbewohner und scheint seinen Auftrag erledigt zu haben. Doch mit dem Prozess gegen den Schuldigen tun sich die ganze Tragweite und die Hintergründe der Geschehnisse auf, die Vlaminck bis dahin geschickt verbirgt.

Der Autor täuscht den Leser

Überhaupt ist der Autor hier ein geschickter Täuscher. Was wie ein Schauerroman beginnt, geht über in eine vollwertige kriminalistische Ermittlung und endet in einem Familiendrama mit tödlichen Schicksalsschlägen auf allen Seiten. Vlaminck hält den Leser bei der Stange, lässt ihn nicht mehr wissen als den Ermittler (was allerdings dafür sorgt, dass sowohl der eine wie der andere an einer entscheidenden Stelle zur Erkenntnis kommt, dass diese eine Spur viel eher zum Ziel geführt hätte) und führt ihn sogar ein wenig an der Nase herum. Aber das macht den Ermittler so zugänglich. Konstantin ist kein Super-Detektiv à la James Bond oder Sherlock Holmes. Er ist ein Büttel, ein Vertreter der polizeilichen Gewalt der Stadt Köln, aber auch er ist ein Mensch. Er macht Fehler, er lässt sich beeindrucken und er übersieht Hinweise. Und er ist genauso entsetzt über die Grausamkeiten, die Menschen in der Lage sind, Mitmenschen aus egoistischen Gründen anzutun. Was ihn ein wenig moderner als seine mittelalterlichen Zeitgenossen macht.

Ertrunkene Kinder, der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, hier in der Version christlicher gegen Naturglaube, Unwetter-geschüttelte Nächte, geheimnisvolle Gestalten, die des Nachts um Kirchen schleichen, machthungrige Fürsten und gefallene Engel - Vlaminck zieht alle Register eines historischen Romans und flechtet eine schön stringente Kriminalgeschichte ein. Dankenswerterweise verrät er im Anhang, dass sowohl das Dorf als auch der Weiher, der nie trocken fällt, die Burg Kaster und der Konflikt zwischen Köln und Jülich den Tatsachen entsprechen. Wieder einmal hat ein Autor es geschafft, eine erfundene Handlung so in einen historischen Kontext einzubetten, dass es wirklich so hätte passieren können. Auch für Nicht-Kölner lesenswert.

Das schwarze Sakrament

Dennis Vlaminck, Emons

Das schwarze Sakrament

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