Die Ritter des Nordens

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Goldmann, 2012, Titel: 'The Splintered Kingdom', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonDez 2013

Die Normannen erobern Wales

England im Jahr 1070. Der normannische Ritter Tankred a Dinant hat sich in der Schlacht von Haestings Ruhm und Ehre erworben und trotz seines jungen Alters eine kleine Grafschaft namens Earnford an der Grenze zu Wales bekommen. Als Waliser in das Dorf eindringen und Männer und Frauen entführen, reitet er ihnen mit ein paar Mannen hinterher und holt die Entführten zurück, wobei er die walisischen Eindringlinge bis auf einen tötet.

Doch schon kurz darauf meldet sich sein Lehnsherr bei ihm und ruft ihn laut Eid zu den Waffen. Die Engländer haben sich mit den Walisern verbündet und droht, die Normannen und die Franzosen aus England zu vertreiben. Tancred und sein Herr Robert ziehen zum Treffpunkt, um zu einem grossen Heer dazu zu stossen, dass die drohende Gefahr bannen soll, auch wenn der Feind wohl in der Übermacht ist.

Da hat Tancred die Idee, den Feind anzugreifen, ehe dieser selber angreifen kann, um so das Überraschungsmoment zu nutzen. Er selbst führt den Trupp an, da sich niemand anderes freiwillig meldet, auch nicht Berengar, der es auf Tancred abgesehen hat und ihn Großmaul schimpft, aber sich selber nicht als Anführer meldet. Tancred zieht mit 400 Mann los, um sich gegen die Waliser und Engländer zu stellen, hat aber nicht mit der Cleverness des Feindes gerechnet. Und im Norden der Insel hat sich Prinz Eadgar, der einst Tancreds früheren Herrn tötete, mit den Dänen verbündet und greift ebenfalls an. Keine leichte Zeit für Tancred, auf den zu Hause eine hochschwangere Frau wartet und der auch noch im Heer auf Roberts Schwester Beatrice trifft, mit der er einst ein Verhältnis hatte. Probleme von allen Seiten - ein nahezu aussichtsloser Kampf beginnt.

Endlich wird wieder gekämpft

Schon im ersten Teil seiner Reihe um den jungen Ritter Tankred a Dinant Der Pakt der Schwerter hat der junge Autor James Aitcheson den Leser erfolgreich in das England des 11. Jahrhunderts entführt und dem Leser dabei eine Zeit präsentiert, in der das Schwert das Hauptargument und auch die Hauptlösung bei kleinen und grösseren Problemen war. Mit Die Ritter des Nordens folgt nun die Fortsetzung, die fast nahtlos an den ersten Teil anknüpft, und daher sei empfohlen, den ersten Teil auf jeden Fall zuvor zu lesen, auch wenn die Geschichte für sich spricht. Man kommt doch leichter ins Geschehen, und auch die Personen aus dem ersten Teil, die entweder auftauchen oder nur erwähnt werden, machen einem die Rückkehr leichter.

Nach der erfolgreich gewonnenen Schlacht von Haestings hat Tancred mit Earnford eine kleine Grafschaft geschenkt bekommen, und obwohl er mit Leofrun eine neue Gefährtin gefunden hat, die bereits hochschwanger ist und er sich in dieser Position gut macht, vermisst er doch das Kämpfen mit den Kameraden, den Geruch der Schlacht und die Gespanntheit im Schildwall. Als sich die Gelegenheit ergibt, ein paar entführte aus seinem Dorf, das nahe der Grenze zu Wales liegt, wiederzuholen, nimmt er ein paar Vertraute Männer und Dorfbewohner mit, um die Frauen und Männer zu retten. Erfolgreich zurückgekehrt, erwartet ihn die Nachricht, dass sein Lehnsherr seine Untertanen zur Schlacht gegen die Engländer und Waliser ruft. Tancred kann es gar nicht erwarten, und obwohl er seine Gefährtin liebt und er seinen Ruf im Dorf aufbessern konnte, greift er freudig zu den Waffen, denn es geht endlich wieder los.

Wieder David gegen Goliath

Das normannische Heer ist in Unterzahl, wird aber von den beiden walisischen Brüdern, den Prinzen Maredudd und Ithel unterstützt, die in Wales ihrer Länder beraubt wurden und die diese nun zurückerobern wollen. Ein gefährlicher Handel, aber zudem sind sie ortskundig und treten trotzdem gegen ihre eigenen Landsleute an. Fragt sich, ob und wie lange man ihnen trauen kann.

Aitcheson versteht es hervorragend, dem Leser die Konstellationen der Feinde und Freunde häppchenweise zu erläutern und so den Roman und seine Komplikationen geschickt aufzubauen. Seine Dramaturgie stimmt nicht nur im "Grossen, also im Gesamtkonzept des Romans, sondern vor allem auch im "Kleinen, wo verschiedene Handlungsstränge immer wieder geschickt miteinander verwoben werden, obwohl Tancred als Ich-Erzähler fungiert. Die vielen Völker, die gegeneinander antreten, werden gekonnt und logisch erklärt und verknüpft, so dass man auch dem nicht überbordenden Schlachtengeschehen mühelos folgen kann.

Spannend wird es immer an den Stellen, wo nichts klapp, wie es soll. Als Tancred völlig am Boden ist, von allen gemieden und später sogar für tot gehalten wird, kann er seinen Häschern entkommen und flieht zurück in sein Dorf, wo er jedoch feststellen muss, dass es dem Erdboden gleichgemacht wurde. Wer überlebt hat und wie es von da an weitergeht, soll hier nicht verraten werden, aber unter ihnen ist sein alter Freund Ædda, der ihm in so mancher Stunde mit Rat und Tat zur Seite steht.

Alte und neue Bekannte

Überhaupt wäre Tancred nichts ohne seine Freunde und Gefährten. Dies sind nicht nur Männer, die der Leser bereits aus dem ersten Roman kennt, wie Eudo und Wace, die Tancred zwar auch für verrückt halten, ihm aber trotzdem folgen, aber auch sein Lehnsherr Robert und vor allem dessen Schwester Beatrice, mit der Tancred einst ein paar nette Nächte verbrachte, obwohl sie vom Stand her keine Chance zusammen haben werden. Aitcheson kennt sich aus mit Traditionen, Sitten und Gebräuchen und weiß dies seinem Leser spannend und treffend, dabei auch unterhaltsam mitzuteilen.

Doch auch neue "Gegner wie Berengar treten auf den Plan. Dabei ist gerade Berengar jemand, mit dem sich Tancred fast aufs Blut geprügelt hätte, und doch muss er im Kampf mit ihm zusammenstehen. Immer wieder hat Tancred das Gefühl, verfolgt zu werden und ist ständig auf der Hut. Das ist ein Feind im eigenen Nest, und so was ist nie hilfreich.

Aitcheson verflicht geschickt überlieferte Historie mit spannender Geschichte und präsentiert so einen kurzweiligen Roman, der jedem Freund von ordentlichen Rittergeschichten wärmstens zu empfehlen ist. Seine Formulierungen und Beschreibungen sind der Zeit angemessen, und so wird man unweigerlich in eine Zeit hineingezogen, in der man nicht zimperlich miteinander umging und das Schwert und der Dolch eine deutliche Sprache sprachen. Dennoch ist der Roman nicht blutrünstig, aber eben nah an der brutalen Realität.

Da in England bereits ein dritter Teil erschienen ist, darf man sich wohl auf weitere Abenteuer um Tancred freuen. Streckenweise liest sich das alles wie Bernard Cornwell, und hier wie da haben Frauen nicht viel zu melden. Das Ende des Romans hat eine dicke Überraschung bereit, die den Leser gebannt auf die Fortsetzung warten lässt. Ein ausführliches, empfehlenswertes historisches Nachwort und eine Danksagung am Ende sowie ein Ortsverzeichnis und eine Landkarte zu Beginn des Romans ergänzen einen großartigen Roman, der Lust macht auf mehr aus der Zeit in England vor den Kreuzzügen. Weitere politische Verwicklungen werfen ihre Schatten voraus, und wir werden gerne lernen, wie diese vonstatten gehen. Mehr davon!

Die Ritter des Nordens

James Aitcheson, Goldmann

Die Ritter des Nordens

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