Stadt der Schuld

  • Bookspot
  • Erschienen: Januar 2013
  • 4
  • Bookspot, 2013, Titel: 'Stadt der Schuld', Originalausgabe
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Bettina Weiß
821001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2013

Zweiter Teil der historisch-erotischen Romantrilogie aus dem ganz und gar nicht prüden viktorianischen Zeitalter

England, nun im Jahr 1840, Cathy und Aaron sind auf der Flucht vor Isobels Rache in der Industriestadt Manchester gestrandet. Sie sind inzwischen verheiratet und erwarten ihr erstes Kind. Das Leben in der Stadt ist hart und verlangt den Menschen in den Fabriken alles ab. Die Not und das Elend der Arbeiterfamilien sind allgegenwärtig.

Unmenschliche Bedingungen und politische Intrigen

Auch Aaron und Cathy sind gezwungen, in der Fabrik des skrupellosen Mr. Ashworth ihren spärlichen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Arbeitsbedingungen sind menschenunwürdig, die Arbeitszeiten unendlichen lang und vor den gefährlichen Maschinen, an denen die Menschen zu arbeiten haben, gibt es keine Schutzeinrichtungen. So sind Unfälle an der Tagesordnung. Die Erkenntnis und das politische Bestreben, notwendigen Änderungen umzusetzen, wachsen nur langsam. Aaron, zunehmend verbittert über die Lebensbedingungen und das Verhalten der Fabrikeigentümer, schließt sich umstürzlerischen politischen Vereinigungen an und bringt dadurch die ganze Familie in Gefahr. Hilfe in diesen schweren Zeiten bietet die reiche Mrs. Ashworth an, doch der Preis, den Aaron und Cathy dafür zahlen müssen, ist hoch.

Die Vergangenheit ruht nicht

Zeitgleich sinnt Isobel noch immer auf Rache und spinnt ihre Intrigen. Ziel ihrer Pläne ist diesmal der eigene Ehemann Horace Havisham. Isobel versucht den Tod ihres Bruders aufzuklären. Zu diesem Zwecke haben erst ihr Vater und dann sie den Berufsspion Armindale beauftragt, die Hintergründe zu erforschen und Havisham anzulasten. Da der Berufsspion noch eine Rechnung mit Horace offen hat, nimmt er sich dieses Auftrags gerne an. Havisham gerät zunehmend unter Druck, auch weil er gerade eben die Liebe seines Lebens kennen gelernt hat und er sein Haus neu bestellen möchte.

Der Preis der Industrialisierung

Der Roman ist der zweite Teil einer Trilogie aus dem viktorianischen Zeitalter. Diesmal liegt der Fokus auf dem städtische Leben und den unerträglichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter. Der Autorin gelingt es eindrücklich, die Umstände zu beschreiben und die Not wird dadurch mit Händen greifbar. Dem Leser stellt sich mehrfach die Frage, wie diese Umstände zu ertragen waren. Durch Mary, die nach dem Tod der Eltern bei Aaron und Cathy Aufnahme findet, wird ein Blick auch auf die Situation der jungen Mädchen und Frauen gelenkt. Nachdem sie die Aufmerksamkeit des Mr. Ashworth gewinnen konnte, scheint sich ihr Dasein zum Guten zu wenden. Doch nachdem er ihrer überdrüssig geworden ist, ereilt sie ein nicht unübliches Schicksal. Somit beschreibt auch der zweite Teil der Trilogie ein weiteres spannendes Stück Gesellschaftsgeschichte.

Stimmige Entwicklung der Charaktere

Die Hauptpersonen Cathy und Aaron haben sich gegenüber dem ersten Teil sehr interessant weiterentwickelt. Cathy hat die demutsvolle Duldung abgelegt und ist stärker geworden. Sie trägt Verantwortung für sich und die Familie und wächst daran nachvollziehbar. Aaron entdeckt in sich die Kämpfernatur, so stellt er sich dem Schicksal und seinen Dämonen. Auch wenn er dadurch die Familie in Bedrängnis bringt, ist dieses Aufstehen gegen die Umstände stimmig und tut ihm in der persönlichen Entwicklung gut.

Erotische Momente runden den Roman ab

Die erotischen Geschehnisse fließen stimmig in die Handlung ein und nehmen in diesem Teil etwas mehr Raum ein. Dadurch entstehen unterschiedliche Bilder der körperlichen Liebe als Machtinstrument, als käufliche Liebe und alles überragend als hingebungsvolle Liebe.

Sprachlich ist der Roman sehr gelungen. Die bildhafte und lebendige Sprache lässt die Stadt mit ihrem Gestank, Lärm und Umtrieb vor den Augen des Lesers entstehen. Mit kleinen, aber feinen Einsprengseln damaliger Begriffe, die den Lesefluss nicht hindern, gelingt es, die Stimmung des 19. Jahrhunderts aufleben zu lassen. Abgerundet wird der Roman von ergänzenden Fußnoten im Text und einem ausführlichen Nachwort mit historischen Erläuterungen. 

Insgesamt wieder ein äußert unterhaltsamer und anregender Roman, der den Leser einfängt und mitnimmt in eine Zeit voller Not und Elend, der aber auch Lichtblicke schafft und Anlass zur Hoffnung gibt. Während des Abtauchens in den sehr schönen Lesestunden ist Mitleiden und Mitfiebern unvermeidlich. 

Stadt der Schuld

Eva-Ruth Landys, Bookspot

Stadt der Schuld

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