Das Geheimnis des Himmels

  • Brunnen
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Brunnen, 2013, Titel: 'Das Geheimnis des Himmels', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
621001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2013

Theologie und Astrologie zu einem Roman vereint

Magister Bernhardi kann bei einem Umbau alte Dokumente aus einem ehemaligen Kloster retten und versucht, diese zu entschlüsseln. Ein Unterfangen, das im 16. Jahrhundert nicht ganz ungefährlich ist, gerät man doch schnell in den Ruf, ein Ketzer zu sein. Tatsächlich scheint sich dem aufmerksamen Wissenschaftler hier eine ganz spezielle Welt zu offenbaren – die Möglichkeit, einen viel genaueren Blick auf die Sterne zu bekommen als bisher. Die neue Optik könnte aber das bisher als unumstößlich geltende Wissen in Frage stellen. Offensichtlich ist es unbekannten Kräften nicht verborgen geblieben, womit sich Magister Bernhardi beschäftigt. Je mehr er sich mit den Dokumenten befasst, desto gefährlicher wird es für ihn. Es sind allerdings nicht nur die Dokumente, die dem klugen Mann Kopfzerbrechen bereitet. An der Universität ist er zu Schriften von Martin Luther gekommen – und muss erkennen, dass dieser mit seiner Argumentation durchaus auf solidem Fundament steht und die Kirche vielen seiner Thesen nichts entgegen zu setzen hat. So beginnt sich die Welt des Meister Bernhardi nach und nach zu verschieben. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Behäbiger Erzählstil

Horst Schoch kann aus einem immensen Wissen schöpfen. Das zeichnet sich schnell ab und wird im Laufe des Romans immer deutlicher. Die Fakten, die der Autor dem Publikum liefert, haben einen fundierten Hintergrund. So kann sich also jeder, der auf der Suche nach Literatur zum Thema Reformation oder Astronomie ist, darauf freuen, hier einen tiefen Einblick in die Materie zu erhalten. Schoch vermag es auch, selbst kompliziertere Zusammenhänge so darzustellen, dass ein Laie ihm zu folgen vermag. Dennoch muss die Geschichte von den Leserinnen und Lesern erkämpft werden. Denn der Erzählstil des Autors lässt die Leichtigkeit vermissen, die einen Roman zu einem lebendigen Erlebnis werden lassen. Behäbig schildert er Zusammenhänge, Hintergründe und Begegnungen. Die Dialoge sind so angelegt, dass sie die Höflichkeit der damaligen Zeit aufnehmen und einen Eindruck vom Umgang miteinander vermitteln. Dadurch wirken sie aber steif und unwirklich. Es braucht Geduld, mit den Protagonisten mitzugehen und ihnen bis zum Schluss zuzuhören.

Zu wenig Konturen

Im Bestreben darum, den handelnden Personen einen eindeutigen Charakter zuzuordnen, sind die Konturen etwas verloren gegangen. Horst Schoch verzichtet weitgehend auf Zwischentöne, bleibt bei klarer Schwarz-Weiß-Zeichnung und lässt die "Guten" in einem reinen Licht erstrahlen. Das wirkt letztlich wenig überzeugend – selbst der liebenden Ehefrau Elisabeth hätte man etwas mehr Lebendigkeit gewünscht, steht sie doch als Mutter einer quirligen Kinderschar mit beiden Beinen im Leben und ist zudem ihrem Mann Meister Bernhardi eine treue und aufrichtige Gefährtin. Umgekehrt verhält es sich mit den Antagonisten. Sie werden unerfreulich gehässig und düster geschildert, ihre Handlungsweise kann nur schwer nachempfunden werden. So fehlt es letztlich an einem lebendigen Spiel der Figuren. Der Roman bleibt – was den Part der einzelnen Figuren betrifft – hölzern und steif. Es fällt schwer, sich in die Handelnden hinein zu versetzen und sich damit ganz der Geschichte zu überlassen.

Schöne Gestaltung

Der herausgebende Brunnen-Verlag hat sich ein anziehendes Cover einfallen lassen und präsentiert ein hochwertiges Hardcover-Buch, das angereichert durch ein umfassendes Personenregister, einen kurzen Epilog und ein Auszug aus der Geschichte des Fernrohrs abgerundet ist. So bekommt der Leser, der sich eingehender mit der Thematik beschäftigen möchte, einen gut abgerundeten Eindruck und kann sich über einen neuen Blick auf die Zeit der Reformationsbewegung und die Entwicklung des Fernrohres freuen.

Das Geheimnis des Himmels

Horst Schoch, Brunnen

Das Geheimnis des Himmels

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