Die Hexe von Burg Weißenstein

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • , 2013, Titel: 'Die Hexe von Burg Weißenstein', Originalausgabe
Die Hexe von Burg Weißenstein
Die Hexe von Burg Weißenstein
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Daniela Loisl
841001

Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Spannende Geschichte um die letzten Ritter des Herzogtum Bayerns

Herzogtum Bayern-München 1467. Die junge Anna fristet bei ihren Verwandten ein trostloses Dasein und wird noch dazu von ihrer Tante als Hexe beschimpft. Als sie eines Tages die Flucht ergreift, kreuzt sich durch Zufall ihr Weg mit dem des Ritters Lambert von Bärnstein. Lambert ist auf dem Weg zu seinem Vater, der auf Burg Altnussberg im Sterben liegt. Als Lambert des Mordes beschuldigt wird, ist Anna die einzige Zeugin, die ihn retten kann, aber sie ist nirgendwo zu finden. Lamberts bester Freund ist Christoph von Wittelsbach, der Bruder des Herzog von Bayern-München. Zu allem Überfluss gerät Lambert auch noch zwischen die Fronten der verhassten Brüder und ist bald gezwungen, Position zu beziehen.

Dramaturgie in Hülle und Fülle

Gleich vorweg: Längen kommen in Michael Seitz` Debütroman keine auf, dafür gibt es viel zu viele Ereignisse, denen Schritt für Schritt nachgegangen wird und die sich letztendlich auch verknüpfen. Dem Leser sei auch angeraten, die Geschichte aufmerksam zu verfolgen, da es ansonsten leicht passieren kann, dass man den Faden verliert.

Für ein Erstlingswerk hat der Autor ein sehr komplexes, aber auch interessantes Thema gewählt. Einerseits geht es um den Machtkampf zwischen den Wittelsbacher Brüdern um die herzogliche Führung, anderseits um Verrat und Intrige, um Hexerei, um ein Geheimnis und letztendlich auch um die Liebe.

Seitz hat all die dramatischen Szenen gekonnt aneinandergeknüpft, was aber den Leser große Aufmerksamkeit abverlangt, um nicht den Faden zu verlieren. Manchmal bewegt sich die vielschichtige Erzählung sehr nahe am Abgrund zum Verworrenen, aber der Autor schafft es stets gerade noch, mit Zwischenerklärungen für Klarheit zu sorgen. Etwas mehr Zurücknahme an verschlungenen Wegen, gerade was die Beweggründe einzelner Figuren angeht, wäre ideal. Auch wie die Verknüpfungen zu anderen Darstellern gelöst sind, bedarf es noch etwas mehr an Straffung und einer glatteren Linie. Dies liegt beim Autor aber mehr am Mangel an Erfahrung als am Können, denn letztendlich ist alles stringent.

Michael Seitz kennt die Gegend gut, in der seine Geschichte spielt, das merkt man in vielen liebevoll gezeichneten Szenen. Ob Niederbayern oder Oberösterreich, der Autor beschreibt die Szenerie stets so bildhaft, dass man die Gegend vor Augen hat und auch wieder erkennt.

Mannigfaltige Charaktere

Figuren gibt es in dieser Erzählung jede Menge und obwohl es ein Personenverzeichnis gibt, ist es oft schwer, die einzelnen Darsteller auseinanderzuhalten.

Nicht nur die Protagonisten wie Lambert, Christoph und Anna sind mit viel Liebe gezeichnet, der Autor hat sich bemüht, alle seine Figuren – und diese sind zahlreich – individuell und mit allen Facetten menschlicher Stärken und Schwächen darzustellen. Ebenso begeht Seitz nicht den Fehler vieler anderer Autoren, den Protagonisten im letzten Moment aus gefährlichen Situationen zu retten oder eine Figur auftauchen zu lassen, die die brenzlige Lage meistert. So scheinen gefahrvolle Szenen absolut authentisch und glaubwürdig, und dies darf als großer Pluspunkt im Roman genannt werden.

Er verzichtet auch darauf, seine Hauptfiguren heldenhafte und perfekte Züge zu verleihen, sondern stellt sie einfach menschlich dar, sodass sich ein Identifizieren mit ihnen einfach gestaltet.

Kleine Schwächen

Für einen Debütroman ist Seitz´ Roman sprachlich wie erzählerisch äußerst gut zu lesen und führt flüssig durchs Geschehen. Allerdings stolpert man des Öfteren über Fehler, die einem aufmerksameren Lektorat bzw. Korrektorat nicht entgehen sollten. So passiert es öfter, dass nicht "der Rappe" sondern "der Rappen" geschrieben steht, auf einer Doppelseite an die zehn Mal an den Zügel gezerrt und gezogen wird und Sätze vorkommen wie "Lambert gab dem Hengst die Sporen und sprengte ihn neben der Donau entlang." (Man kann nur hoffen, dass von dem Pferd noch etwas übrig blieb…). Generell sollte sich der Autor, hat er vor, dem Genre treu zu bleiben, etwas mehr in die Reiterei und die Welt der Pferde einlesen. Auch lassen Ausdrücke wie z.B. "Gemahlin des Henkers" den geschichtlich Bewanderten etwas stutzig werden, aber dies grenzt schon an Haarspalterei. Die kleinen "Fehler" machen dem Lesevergnügen zwar keinen Abbruch, wären aber einfach nicht notwendig - ebenso wie darauf jetzt näher einzugehen.

Dieser erste Roman von Michael Seitz zeigt, dass der Autor Potenzial hat und er das Erzählen, was seine Stärke ist, liebt. Das Näherbringen von geschichtlich fundiertem Geschehen in Verbindung mit fiktiven Handlungen beherrscht Seitz auf wunderbare Weise, kann jedoch noch einen guten Schliff vertragen. Man darf gespannt sein, was der Autor in Zukunft noch bietet, denn spannende, kurzweilige und sehr unterhaltsame Stunden beschert sein Erstling auf jeden Fall.

Die Hexe von Burg Weißenstein

Michael Seitz, -

Die Hexe von Burg Weißenstein

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