Die verbotene Geschichte

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Droemer-Knaur, 2013, Titel: 'Die verbotene Geschichte', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
651001

Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Verwirrspiel der Zeiten

Nach dem Tod ihres Mannes Michael findet die junge Ärztin Katja keine Lebensfreude mehr. Sie grenzt sich gegenüber allen ab und zieht sich ganz auf ihre berufliche Herausforderung zurück. Da erfährt sie, dass in Papua-Neuguinea ihre Ahnin Phebe umgebettet werden soll und eine feierliche Beerdigungszeremonie die Umbettung krönen wird. Katja fliegt nach Papua-Neuguinea, nicht zuletzt, um der Geburtstagsfeier ihres Großvaters zu entgehen, den sie innerlich ablehnt. In der fernen Welt muss sie jedoch erkennen, dass die Menschen ihr nicht nur mit Ablehnung begegnen, sondern sie auch von einem unbekannten Gegner bedroht wird. Obwohl sie sich als Ärztin für ein Buschspital engagiert, in dem es an allem fehlt, findet sie keinen Zugang zu den Menschen, außer zum jungen Arzt Lambert, der ihr sehr offen entgegen tritt. Um zu ergründen, weshalb man sie in Papua-Neuguinea nicht akzeptieren will, beginnt Katja in der Vergangenheit zu stöbern und erkennt, dass in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts schreckliche Dinge geschehen sind, die die Geschichte ihrer Familie unter einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Katja muss sich entscheiden, wie sie mit ihren Erkenntnissen umgehen will, zumal sie ahnt, dass sie damit alles in Frage stellt, was ihre Familie bisher ausgemacht hatte.

Keine klare Linie

In den Grundzügen hat Annette Dutton eine spannende Geschichte aufgebaut. Sie nimmt ihre Leser mit in eine fremde Welt und schildert - quasi nebenbei - wie es sich in Papua-Neuguinea lebt und womit die Menschen dort zu kämpfen haben. Auch die Entwicklung, die die trauernde Katja durchmacht, ist interessant zu beobachten. Sehr gelungen ist letztlich auch die Schilderung der Ereignisse anfangs des 20. Jahrhunderts. Hier gewährt die Autorin einen vertieften Einblick in eine Kolonialzeit, die kaum zur Ehre gereicht. An sich wäre der Roman also durchaus reizvoll und könnte viele Facetten bieten. Doch scheint es, als wäre sich die Autorin nicht ganz klar darüber geworden, welchen Erzählstrang sie nun wie genau aufarbeiten möchte. Sie hüpft auf den Zeitebenen umher und lässt eine klare Linie vermissen. Es erschließt sich kaum, weshalb sie die verschiedenen Ereignisse so bunt mischt und unvermittelt eine Schilderung abbricht, um ein paar Jahre nach vorne oder hinten zu hüpfen. Es ist dadurch schwierig, einerseits der Geschichte wirklich zu folgen und andererseits auch die kleinen Feinheiten des Romans wirklich zu genießen.

Held umwirbt Heldin

An sich witzig ist die Begegnung zwischen Katja und Doktor Lambert. Sie pflegen einen netten Schlagabtausch und es kommt zu einigen Missverständnissen, die dem Roman eine angenehme Würze verleihen. Allerdings verliert sich dieses positive Bild mit der Zeit, da die Erzählung zu stark ins Schema Held umwirbt Heldin gerät und schnell klar ist, wie sich die Geschichte entwickeln muss. Die Oberflächlichkeit von Katja und Doktor Lambert stört den Gesamteindruck und hinterlässt das schale Gefühl, lediglich einen Liebesroman vorgelegt zu bekommen, der durch historische Fakten bemüht spannend gemacht werden soll. Die Autorin bedient den Zufall etwas gar stark - zufällig ist Katja eine Ärztin und das Hospital in Papua-Neuguinea braucht gerade dringend Ärzte. Zufällig kann sie das Haus ihrer Familie nutzen, das seit Ewigkeiten niemand mehr bewohnt hat. Und zufällig stößt sie immer auf die Menschen, die Ihr bei ihrer Suche weiterhelfen können. Es wirkt dadurch etwas einfach gestrickt.

Mehr Struktur wäre wohltuend

Das Familiengeheimnis, dem Katja auf die Spur kommt, birgt einigen Zündstoff und wäre auch dazu angetan, wirklich vertieft behandelt zu werden. Allerdings ist die Auflösung zum Schluss fast schon etwas banal und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Luft draußen ist und es nur noch darum gegangen ist, die Karten auf den Tisch zu legen und den Roman abzuschließen. Würde die Autorin generell mehr Struktur in ihren Roman bringen, wäre dies für die Leser wohltuend und könnte den Lesegenuss erheblich fördern. Auch eine raffiniertere Figurenzeichnung könnte viel bewirken. So legt Annette Dutton ein nettes Leseabenteuer auf den Tisch, dem jedoch letztlich das gewisse Etwas fehlt.

Die verbotene Geschichte

Annette Dutton, Droemer-Knaur

Die verbotene Geschichte

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