Elisa und der Schatten Napoleons

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  • Erschienen: Januar 2013
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  • , 2013, Titel: 'Elisa und der Schatten Napoleons', Originalausgabe
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Histo-Couch Rezension vonAug 2013

Kriegsschauplatz Elbflorenz

Elisa, die Enkeltochter des Pirnaer Apothekers Heinrich Tilla, wächst behütet, wenn auch ohne Vater auf. 1806, dem Jahr in dem Napoleon in Sachsen einmarschiert, zieht es Elisa nach Dresden. Sie heiratet und ist mit ihren Leben zufrieden. Doch wie die anderen Bürger Dresdens auch leidet sie unter den Einquartierungen und Abgaben an die vermeintlichen Verbündeten. Dennoch ist sie bereit, Hunger und Krankheit zu trotzen und versucht zu helfen wo sie kann. Doch dann wird ihr Ehemann Alois 1812 in die französische Armee eingezogen und muss Napoleon auf seinen Russlandfeldzug begleiten und kehrt nicht zurück. Elisas Welt liegt in Trümmern.

Gefangen von Napoleon

Die Dresdner Autorin Christine Fischer wagt in ihrem Erstlings-Roman Elisa und der Schatten Napoleons den Blick nicht auf den Kaiser und seine Schlachten, sondern wie sich die kaiserlichen Truppen als Verbündete aufführten. Denn der Kaiser hielt seine sächsischen Verbündeten mit eiserner Hand im Würgegriff. Anschaulich beschreibt Fischer, wie vor allem die Dresdner Bevölkerung unter den französischen Truppen litt. Die Bürger wurden gezwungen, Soldaten in ihren Wohnungen aufzunehmen und zu verpflegen. Nahrung wurde rationiert und die hygienischen Verhältnisse wurden zunehmend schlechter. Inmitten dieses Chaos lässt Fischer Elisa ihren Weg finden, sie besitzt medizinische Kenntnisse und hilft in Krankenhäusern aus. Auch als Hebamme lässt sie sich ausbilden. Dabei trifft sie bei einer Reise nach Leipzig auch den heute sehr bekannten Mediziner Carl Gustav Carus, nach dem das Uniklinikum in Dresden benannt ist.

Elisa ist eine starke Frau, die durch schwere Schicksalsschläge gebeutelt ist, aber dennoch bereit ist, sich irgendwann selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Sie ist nicht ohne Fehl und zuweilen wirkt sie etwas abgehoben, beinahe hochnäsig. Dennoch hat Fischer mit ihr einen starken Charakter geschaffen, der vor allem ab der zweiten (Dresdner)-Hälfte zutiefst sympathisch ist und mitreißt.

Lebhafte Authentizität

Fischers Schreibstil ist lebhaft und sehr anschaulich, was auf den ersten Seiten des Buches noch etwas ermüdend wirkt, denn sie holt schon sehr weit aus, um Elisas Geschichte zu erzählen. Aber wenn man dran bleibt, wird man mit einer spannenden und auch lehrreichen Erzählung belohnt. Gerade die Jahre 1806 bis 1813 sind großartig recherchiert und werden den Leser ohne Künsteleien präsentiert. Ihre Beschreibungen sind detailreich und lassen einen ungewöhnlich lebhaften Blick auf die Bevölkerung Dresdens und auch Leipzigs zu. Napoleon selbst tritt mehrfach selbst in Erscheinung, aber er ist vor allem durch seine französischen Truppen präsent. Vor jedem Kapitel beschreibt Fischer in kursiver Schrift, was Napoleon zu dieser Zeitspanne gerade gemacht hat und so weiß der Leser stets, wie er die Handlungen in den weltpolitischen Rahmen einzuordnen hat.

Abgesehen von dem Russlandfeldzug, den Fischer in seiner vollen Brutalität aus Sicht von Elisas Mann Alois schildert, bedenkt sie in diesen Roman lediglich die Schlachten und Kämpfe, in und um Dresden bzw. Leipzig genauer. Und das reicht auch vollkommenen aus. 

Wer glaubt, nach den ersten Seiten des Romans eine seichte Geschichte vor historischen Hintergrund in seinen Händen zu halten, der wird alsbald eines Besseren belehrt. Nicht wenige, nach Angaben der Autorin belegte und zum Teil sehr drastische Szenen des Alltags lässt sie geschickt einfließen. Da stockt einem schon mal der Atem. Trotz aller Genauigkeit und Ernsthaftigkeit, erdrückt das Buch von Beginn an nicht. Im Gegenteil: ihr flüssiger Schreibstil erlaubt ein Lesevergnügen in einem Ritt und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Anzumerken ist noch, dass sie dem Leser am Ende ihres Romans eine genaue Recherche- und Quellenliste zur Verfügung stellt.

Elisa und der Schatten Napoleons

Christine Fischer, -

Elisa und der Schatten Napoleons

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