Moselhochzeit

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2013
  • 6
  • Emons, 2013, Titel: 'Moselhochzeit', Originalausgabe
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Christina Wohlgemuth
931001

Histo-Couch Rezension vonAug 2013

Spannender Kriminalfall mit viel Regionalbezug und sympathischen Charakteren

Kurzgefasst:

Das Moseltal im Jahre 1814. Jungbauer Joseph Brachtendorf wird erschlagen aufgefunden. Wurde er das Opfer von französischen Soldaten, die nach Napoleons Niederlage auf ihrem Rückzug von Rhein und Mosel das Maifeld unsicher machen? Doch warum traf er sich heimlich mit dem Fuhrmann aus dem benachbarten protestantischen Winningen, obwohl ein guter Katholik die "Blauköpp" meidet wie der Teufel das Weihwasser? Bei seinen Ermittlungen stößt Friedensrichter Spitzlay aus Münstermaifeld auf eine Wand des Schweigens und gerät in tödliche Gefahr.

 

Eifel, Sommer 1814: In Münstermaifeld arbeitet der stellvertretende Friedensrichter Spitzlay an seinem ersten eigenen Fall. Der Bauernsohn Joseph Brachtendorf wird tot aufgefunden. Schnell steht fest: es war Mord. Doch wer steckt dahinter? Die beiden Unbekannten, die den Leichenfund gemeldet haben? Die Verbrecher, die aus einem nahe gelegenen Gefängnis ausgebrochen sind? Steht hinter dem Mord ein dramatisches Eifersuchtsdrama oder ein innerfamiliärer Zwist Spitzlay muss in alle Richtungen ermitteln und bald zu einem Abschluss kommen, denn er selbst gerät ebenfalls in Gefahr ...

Regionales und historisches Erlebnis

Moselhochzeit sprüht nur so vor regionaler Atmosphäre. Dazu tragen nicht nur vereinzelte moselaner Ausdrücke bei, sondern auch die Schreibart der Autorin: dadurch, dass sie das einfache Volk, den Durchschnittsbauern, die Durchschnittsfrau zu Wort kommen lässt, bildet sie ein glaubwürdiges Bild einer ganzen Region ab.

Dies führt auch zu einer gelungenen historischen Untermalung: das (wenn auch nur vorläufige) Ende der napoleonischen Macht, die Unsicherheit zwischen dem Ende der Franzosenherrschaft und dem Beginn der preußischen Dominanz. Nur wenige Jahre nach der Beendigung der Leibeigenschaft sind noch lange nicht überall bessere Verhältnisse hergestellt. Und auch die Kriege, an denen viele Moselaner teilgenommen haben, haben das Gesicht der Gemeinden mitgeprägt.

Ein sympathischer Protagonist inmitten einer interessanten Charakterschar

Spitzlay, der stellvertretende Friedensrichter, ist so ganz anders als die anderen Ermittler. Er ist kein Superheld. Er ist aber auch kein alkoholkranker, depressiver und masochistisch veranlagter Kriminalbeamter in der Midlife-Crisis. Spitzlay ist ein junger Mann, der zum ersten Mal beruflich ganz auf eigenen Füßen steht und sich beweisen muss. Glaubwürdig in seiner Unsicherheit und Nervosität ebenso wie in seinem Bedürfnis nach Anerkennung. Es bleibt zu hoffen, dass wir Spitzlay wiederbegegnen werden.

Auch die anderen Charaktere sind gelungen! Vom jungen, noch immer napoleontreuen Russlandfeldzugveteran über den neugierigen, nur Milch trinkenden Sohn im Ort bis zum geselligen Arzt der Gemeinde sind die Charaktere ausnahmslos farbenfroh, dreidimensional, greifbar.

Ein spannender Krimi mit ausführlichem Anhang

Der Krimi ist spannend, deutet zwar schon früh eine mögliche Lösung an, ohne jedoch das Motiv direkt aufzudecken. Die Auflösung macht Lust, das Buch noch ein bisschen zu durchblättern, um die eine oder andere entscheidende Szene noch einmal mit Täterwissen nachzuempfinden. Die Tatsache, dass der Kriminalfall auf historischen Tatsachen beruht, rundet ihn nur noch mehr ab.

Ein ausführlicher Anhang ergänzt das Buch. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn die Auflösung wird im Anhang gleich zu Beginn erwähnt. Ansonsten erfährt man hier viel über die realen Hintergründe des Falles und die damaligen Lebensumstände. Für diejenigen, die nicht aus der Gegend stammen, gibt es zudem einen Glossar.

Insgesamt ist Moselhochzeit ein unterhaltsamer, spannender und atmosphärischer Histo-Krimi, der für Fans des Genres und der Epoche uneingeschränkt empfehlenswert ist!

Moselhochzeit

Petra Reategui, Emons

Moselhochzeit

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