Das Buch der Gifte

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2006
  • 2
  • Piper, 2006, Titel: 'Das Buch der Gifte', Originalausgabe
Das Buch der Gifte
Das Buch der Gifte
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Katharina Lewald
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Histo-Couch Rezension vonOkt 2006

(K)eine Anleitung zum Töten

Anmerkung: Die Lesermeinungen zu diesem Buch sind aufgrund massiven Spams deaktiviert worden. (Histo-Couch im Juli 2007) 

Bleiben Sie ganz ruhig! Ja, Sie dürfen weinen. Sie dürfen Ihren Freudentränen freien Lauf lassen, weil der Piper Verlag die einschlägige Mode durchbrochen und dieser Neuerscheinung weder einen ";Die…in";, noch einen ";Die… des…";-Titel gegeben hat. Ihre Gratulationen und Dankeskarten senden Sie bitte direkt an den Verlag. Danke Piper!

Doch was soll ";Das Buch der Gifte"; eigentlich bedeuten? Sollte man sich ein Zauberbuch darunter vorstellen, ein Kochbuch gar – oder eine Anleitung zum Töten?

Die Witwe und der Mönch

Christine de Pizan ist Schriftstellerin. Genauer gesagt ist sie eine der ersten Frauen, von der wir wissen, dass sie ihre Familie durch ihre Autorentätigkeit ernährt hat. Und das wollte im mittelalterlichen Paris schon etwas heißen!

Nach dem Tod ihres geliebten Mannes hat die junge Christine den gesamten Haushalt zu versorgen. Sie kämpft um das Überleben des einzigen, was ihr noch geblieben ist: ihrer Familie. Während immer mehr Gläubiger ihr Geld zurückfordern – wobei einige weder freundlich, noch besonders rechtlich korrekt vorgehen – sucht die Witwe verzweifelt nach einer Lösung. Eines Tages kommt lernt sie den Mönch Thomas kennen. Die beiden verstehen sich sofort, doch bald schon merkt Christine, dass er nicht das ist, was er zu sein vorgibt und auch ihre Gefühle für ihn verändern sich.

Das Schreiben ist hier nicht nur mit dem Autorenberuf zu verknüpfen, denn Christine arbeitet neben ihren eigenen Schriften als Kopistin. Zusammen mit Thomas, der ein hervorragender Illustrator ist, kopiert sie Werke fremder Autoren und auch eigene Veröffentlichungen entstehen. Was aber hat es mit dem geheimnisvollen Buch auf sich, das Thomas angeblich sucht? Und warum scheinen sich außer dem Mönch auch noch weitere Personen für dieses Buch zu interessieren, die dafür sogar vor Mord nicht zurückschrecken…?

Originale Gedichte runden ab

Historische Romane, die aus der Sicht einer einzelnen Person geschrieben sind, erfreuen sich keiner großen Beliebtheit. Wenn man dies bedenkt, ist es umso erstaunlicher, dass ";Das Buch der Gifte"; den Leser nicht nur fesselt, sondern auch trotz dieser persönlichen Form ein recht authentischer Blick auf das mittelalterliche Paris entsteht. Gerade dadurch, dass Christine de Pizan ihre eigenen Eindrücke wiedergibt, werden sich viele Leser angesprochen fühlen.

Doch nicht nur das: Durch die an passenden Stellen eingefügten Zitate einiger Gedichte Christines' schafft die Autorin einen stimmungsvollen Hintergrund für das Geschehen:

 

Einsam bin ich und einsam will ich auch sein,
einsam hat mich mein süßer Freund zurückgelassen,
einsam bin ich, ohne Gefährten, ohne Geleit,
einsam bin ich, des Geliebten beraubt.

Dieses schöne Beispiel zeigt auch sehr gut die etwas melancholische Grundstimmung auf, die der Geschichte anhaftet, denn Christine hat es nicht immer leicht. Sowohl ihre endlos zeternde Nachbarin Berthe, als auch zahlreiche Gläubiger machen ihr das Leben schwer. Selbst Gelder, die der Familie laut amtlichen Dokumenten zustehen, muss Christine sich erkämpfen. Dazu gehörte es auch mehrere Stunden vor dem Zimmer eines Beamten zu warten, bis man vorgelassen wurde – zumindest dann, wenn man ein unerwünschter Gast war.

Leser dürfen mitfühlen

Nach und nach verbessert sich die Stimmung im Buch, nämlich sobald es Christine und ihrer Familie wirtschaftlich besser geht. Als Christine erst als Kopistin und dann als Autorin eigenes Geld verdient, spürt der Leser deutlich, dass es aufwärts geht. Die Wortwahl Sabrina Capitanis verändert sich mit den Lebensbedingungen der Charaktere. Geht es ihnen schlecht, wirkt die gedrückte Stimmung direkt auf den Leser ein, der sich selbst ein wenig elend fühlt – aber auch mit auflebt, sobald die Familie wieder auf sicheren Beinen steht.

Überhaupt ist die Figur der Christine de Pizan glaubwürdig gezeichnet und sehr sympathisch. Sie handelt nachvollziehbar und man kann nur über ihre Zähigkeit und Gutmütigkeit staunen. Im Gegensatz zu anderen Romanen wirken diese Eigenschaften hier aber weder übertrieben, noch oberflächlich dargestellt. Die Autorin hat es geschafft genau das richtige Maß zu treffen, dass das Leben der Christine de Pizan authentisch wirken lässt – eben genau so, wie es wirklich gewesen sein könnte.

Gute Unterhaltung zum kleinen Preis

Insgesamt bietet ";Das Buch der Gifte"; eine spannende Story, sowie durchdachte und gut gezeichnete Charaktere. Die kleinen originalen Gedichte runden das Geschehen ab und lassen Christine de Pizan und ihre Lebensgeschichte noch authentischer wirken. Sabrina Capitani ist hier ein wunderbarer historischer Roman gelungen, den vor allem Frauen genießen können und auch andere, die sich für das Schicksal starker Frauen interessieren. Vive Christine!

Das Buch der Gifte

Sabrina Capitani, Piper

Das Buch der Gifte

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