Die Falknerin

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Lübbe, 2013, Titel: 'Die Falknerin', Originalausgabe
Die Falknerin
Die Falknerin
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Rita Dell'Agnese
731001

Histo-Couch Rezension vonMai 2013

Mehr Liebe als Falken

Es ist durchaus ein unterhaltsamer Roman, den Karolina Halbach hier vorlegt. Selbst die historischen Aspekte vermögen teilweise zu überzeugen. Die Autorin siedelt ihre Geschichte im Prag des Jahres 1417 an. Am Hof brodelt es. Königin Sophie Margarethe ist alles andere als erfreut darüber, dass ihre tschechischen Hofdamen die beiden einzigen deutschen Mädchen systematisch mobben. Ihr sind die Hände gebunden, will sie nicht die Familien der Tschechinnen aufscheuchen. Denn das politische Gefüge ist instabil. Der Krieg um die Krone hat längst eingesetzt und Margarethe hofft, dass Ihr Mann, König Wenzel sich weiterhin gegen seinen Bruder Sigismund behaupten kann. Dazu aber braucht er Verbündete. Also sieht die Königin den Schikanen tatenlos zu und reiht sich letztlich sogar bei den gehässigen Mädchen ein. Denn eine ihrer deutschen Hofdamen, Margarethe, soll einen alten Lüstling heiraten, um die Allianz zu stärken. Und das, obwohl es durchaus valable Verehrer für den temperamentvollen Rotschopf gäbe. Margarethe selber ist unsterblich in den jungen Albrecht verliebt, der einst seinem Vater auf den Herzogthron folgen soll. Sie merkt nicht, dass es Albrechts Freund Jan ist, der für sie durchs Feuer gehen würde. Margarethe denkt nicht daran, sich dem Befehl der Königin zu beugen und den alten Lüstling zum Mann zu nehmen sie flüchtet. Doch ihr Ehemann in spe will nicht auf die Braut verzichten. Er tut alles, um doch noch zu bekommen, was ihm die Königin versprach.

An der Oberfläche

Die Zeit, die Karolina Halbach als Grundlage für ihren Roman genommen hat, lässt viel Spielraum zu. Nur nutzt sie diese Chance leider nicht. Sie bleibt, was die Historie betrifft, zu sehr an der Oberfläche. Zwar lässt sie einen Blick auf die Unruhen zu, die die religiöse Auseinandersetzung auslöst, doch lässt die Autorin es mehr oder weniger beim unreflektierten Blick der Protagonisten bleiben und präsentiert keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Auch den Umstand, weshalb Sigismund sich nicht an sein Versprechen gegenüber seines Bruders Wenzel halten möchte, erläutert Halbach zu wenig sie geht davon aus, dass die Leserinnen und Leser sich mehr für die Geschichte des verliebten Trios erwärmt. Doch hier müsste sie die Klischees etwas beiseiteschieben und den Figuren mehr Spielraum lassen, sich zu entfalten. Margarethe ist die unwiderstehliche Schönheit, rothaarig und voller Wildheit, der sanfte Jan ein gutaussehender Blondschopf und Margarethes Freundin Margot ein kleines Naivchen aus gutem Hause. Natürlich ist auch der verwegene Albrecht ganz und gar gefällig und damit der Schwarm aller Mädchen am Hofe. Von diesen Bildern rückt Karolina Halbach den ganzen Roman über nicht ab.

Mehr übers Thema

Gewünscht hätte man sich als Leser aber nicht nur eine deutlichere und vor allem kantigere Figurenzeichnung. Man hätte sich auf jeden Fall auch mehr zum Thema Falknerei gewünscht. Denn hier zeigt Karolina Halbach, dass sie sich mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Doch leider scheint sie hier nicht ganz aus sich herauszugehen, die Falknerei ist zwar gut beschrieben, es wird ihr jedoch nur äußerst wenig Platz gegönnt, obwohl der Roman gar nach dem Thema benannt ist. Wo Karolina Halbach an anderen Stellen sehr ins Detail geht, ist sie hier zu zurückhaltend. Vor allem im zweiten Teil des Romans gibt es genügend Passagen, die zugunsten eines ausführlicheren Teils über das Thema Falknerei hätten gekürzt oder weggelassen werden können. Die Entführung von Margarethe stellt einen Bruch gegenüber dem eher stärkeren ersten Teil des Romans dar und lässt die Geschichte in eher seichten Wassern dümpeln.

Weder Fisch noch Vogel

Die Falknerin ist letztlich weder Fisch noch Vogel: Weder ein ausgereifter historischer Roman - dazu sind die geschichtlichen Belange denn doch zu lieblos um die Liebesgeschichte herum drapiert. Als reine Liebesgeschichte eignet sich der Roman aber auch nicht, denn sowohl die Konstellation als auch die Auflösung lässt zu viele Fragen offen. Es gibt in beiden Genres etliche Romane, die von der Aufarbeitung des Themas her besser zu überzeugen vermögen. Selbst der gut gelungene Einstieg mag da nicht darüber hinweg trösten.

Als reine Unterhaltung tut der Roman durchaus seinen Dienst. Karolina Halbach beherrscht das Metier und bietet den Lesern entsprechend auch etwas an. Dass sie sich nicht zwischen der oberflächlichen Schiene und der vertieften Auseinandersetzung mit einer spannenden Epoche entscheiden konnte, ist schade. Aber mehr, als im Roman geboten wird, lässt die Inhaltsbeschreibung auf der Buchrückseite auch nicht erwarten. So ist also letztlich jeder selber dafür verantwortlich, ob er mit der Geschichte klar kommt.

Die Falknerin

Karolina Halbach, Lübbe

Die Falknerin

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