Die Blume von Surinam

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2013
  • 0
  • Lübbe, 2013, Titel: 'Die Blume von Surinam', Originalausgabe
Die Blume von Surinam
Die Blume von Surinam
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Eva Schuster
721001

Histo-Couch Rezension vonApr 2013

Dramatische Fortsetzung im exotischen Surinam

Kurzgefasst:

Surinam, 1876: Julie und Jean führen eine glückliche Ehe und bewirtschaften erfolgreich ihre Zuckerrohrplantage. Dann aber ziehen sich dunkle Wolken über der Familie zusammen: Es drohen wirtschaftliche Sorgen, gegen die als Abhilfe indische Arbeiter in das südamerikanische Land geholt werden. So kommt die junge Inika mit ihren Eltern auf die Plantage und sorgt für erbitterte Rivalität zwischen Julies Sohn und ihrem Stiefenkel ...

 

Surinam in Südamerika, 1876: Mehr als fünfzehn Jahre sind vergangen, seit Julie an den inzwischen verstorbenen Plantagenbesitzer Karl Leevken verheiratet wurde. Mittlerweile lebt sie seit einigen Jahren in glücklicher Ehe mit ihrem zweiten Mann Jean, ihrer großen Liebe. Beide sind froh über die Abschaffung der Sklaverei und bewirtschaften mit ihren Dienstboten und Feldarbeitern die Zuckerrohrplantage Rozenburg.

Das Glück ist allerdings nicht ungetrübt: Zum einen sorgen die neuen Arbeiter aus Indien für einige Aufregungen, da sie Anpassungsschwierigkeiten haben. Besonders hart ist es für die junge Inika, die mit ihren Eltern einreist und der ein schweres Schicksal bevorsteht. Zudem wächst die Rivalität zwischen Julies und Jeans Sohn Henry und ihrem Ziehsohn Martin, dem Sohn von Julies früh verstorbener Stieftochter Martina.

Zu allem Überfluss kehrt auch noch Martins leiblicher Vater Pieter nach Surinam zurück. Vor einigen Jahren wurde er wegen seiner gewaltsamen Verbrechen gegen die Sklaven zu einer Gefängnisstrafe in den Niederlanden verurteilt. Jetzt ist er wieder frei und will die Plantage von Julie und Jean für sich gewinnen - und Martin wiederum scheint sich auf seine Seite zu schlagen ...

Ereignisreiche Familiensaga

Nach den Ereignissen im farbenprächtigen Land der Orangenblüten setzt Linda Belago mit der Blume von Surinam rund fünfzehn Jahre später die Handlung um Julie und Jean fort. Ihr gelingt damit eine durchaus lesenswerte, aber doch etwas schwächere Geschichte als der Vorgänger.

Fülle an Charakteren und Ereignissen

Im Vordergrund stehen nicht nur Julie und ihr Ehemann Jean, sondern auch ihr Sohn Henry und Ziehsohn Martin sowie das schwarze Dienstmädchen Karini, und nicht zuletzt die indische Inika spielen wichtige Rollen. Nach ihrer bedrückenden Ehe mit Karl Leevken hat Julie in Jean endlich ihr Glück gefunden. Doch die Bewirtschaftung der Plantage erweist sich als große Herausforderung, viele andere Plantagenbesitzer der Umgebung haben in den vergangenen Jahren bereits aufgegeben. Unverhofft wird Julie schwanger und so sehr sie sich auch über ihre Tochter Helena freut, ein Baby macht die ganze Situation nicht leichter für sie, braucht sie doch eigentlich alle ihre Zeit und Kräfte für die Plantage. Ein bedeutender Fokus liegt auf Henry und Martin. Die beiden sind wie Brüder aufgewachsen, doch je älter Martin wird, desto mehr distanziert er sich von seinen Zieheltern. Seine leibliche Mutter Martina starb sehr früh, sein Vater Pieter sitzt seit vielen Jahren in einem niederländischen Gefängnis - der Junge sehnt sich danach, seinen Vater kennen zu lernen und glaubt nicht recht, dass Pieter wirklich so schlimme Verbrechen begangen hat. Als Pieter tatsächlich nach Surinam zurückkehrt, weiß die bestürzte Julie sofort, dass er ihr die Plantage streitig machen will - und ganz wie befürchtet, lässt sich Martin von seinem Vater einwickeln.

Weiterhin brisant ist die Zuneigung von Henry und Martin zu dem schwarzen Dienstmädchen Karini, dessen Mutter Kiri bereits Julie eine enge Vertraute war. Auch wenn die Sklaverei abgeschafft wurde, sind die Schwarzen den Weißen noch lange nicht gleichgestellt und arbeiten in niederen Positionen. Karini fühlt sich sowohl zu Henry als auch zu Martin hingezogen, wagt jedoch nicht, sich eine unstandesgemäße Beziehung zu einem der "Masras" vorzustellen. Ein weiterer Strang dreht sich um das indische Mädchen Inika. Inika kam mit ihren Eltern nach Surinam und wird bereits als Vierzehnjährige gegen ihren Willen mit einem alten Mann aus dem Arbeiterdorf verheiratet. Auf Inika warten schlimme Demütigungen und Misshandlungen, die das Mädchen schließlich verändern - und die sie im späteren Verlauf noch zu einer gefährlichen Person machen, die gelernt hat, ihren eigenen Vorteil zur Not auf Kosten anderer durchzusetzen. Zu guter Letzt kommt auch noch Julies Cousin Will nach Surinam, den sie zuletzt vor fünfzehn Jahren gesehen hat. Der zwei Jahre jüngere Will war seinerzeit der einzige Verwandte, mit dem sie nach dem Tod ihrer Eltern Freundschaft schloss, doch Julie ist unsicher, ob sich Will nicht womöglich verändert hat. Alle Befürchtungen sind umsonst, Will ist ihr so vertraut und zugetan wie eh und je. Allerdings bringt er seine gezierte Ehefrau Gesine mit, die noch für einige Streitigkeiten verantwortlich sein wird.

Ähnlich wie im ersten Teil dreht sich die Handlung um Intrigen, um die Probleme der nunmehr ehemaligen Sklaven, um Familienzwiste und den Besitz der Plantage, aber auch um Liebe. War im ersten Band noch Julie mit ihrer unglücklichen Ehe und ihrer entflammten Liebe zu Jean im Mittelpunkt, rücken nun Karini und Inika sowie Henry und Martin ins Zentrum dieser Thematik.

Reizvolle Kulisse

Wie schon im Land der Orangenblüten wird ein durchaus vielschichtiges Bild von Surinam vermittelt: Auf der einen Seite die Schönheit der Natur, die Ungezwungenheit in der Lebensweise, auf der anderen Seite die Kluft zwischen Schwarz und Weiß und die Eingewöhnungsschwierigkeiten der indischen Arbeiter. Surinam wird nicht verherrlicht und strahlt doch ein reizvolles exotisches Flair aus, dem man die Liebe der Autorin zu diesem Land anmerkt. Deutlich werden die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in Surinam und den Niederlanden: Die empfindliche Gesine hat große Eingewöhnungsprobleme in der Kolonie, umgekehrt erlebt Karini im späteren Verlauf die Niederlande und sehnt sich nach der Heimat. Auf Exkurse zur politischen Lage wird verzichtet, die Schilderungen zu Surinams Geschichte gehen nicht in die Tiefe, der Fokus liegt eindeutig auf dem Schicksal der Figuren.

Ein paar Schwächen

Langeweile kommt in den über 700 Seiten gewiss nicht auf - allerdings wirkt die Handlung ein ums andere Mal zu vollgepackt mit dramatischen Verwicklungen. Allein die Rückkehr des brutalen Pieter, der seine Rache an Julie und Jean vollenden will, der sich zuspitzende Konflikte zwischen Henry und Martin sowie das Schicksal von Inika wären jeweils brisant genug, um die Handlung zu tragen; alles zusammen erscheint doch wenig künstlich aufgebauscht, um ständig neue aufregende Wendungen zu forcieren. Das Ende bietet dann zwar einige dramatische Szenen, ist dann aber doch vorhersehbar und einige Lösungen erscheinen deutlich zu simpel gestrickt. Den Charakteren fehlt es teilweise an Tiefe und Vielschichtigkeit; ihre Reaktionen erscheinen mitunter zu sehr an die Handlung angepasst, statt dass sie realistisch gestaltet sind.

Alles in allem ist Die Blume von Surinam eine lesenswerte Fortsetzung, die allerdings nicht ganz an den Vorgänger heranreicht.

Die Blume von Surinam

Linda Belago, Lübbe

Die Blume von Surinam

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