Die Entscheidung der Krähentochter

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2013
  • 3
  • Gmeiner, 2013, Titel: 'Die Entscheidung der Krähentochter', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
871001

Histo-Couch Rezension vonMär 2013

Neues Ungemach für Bernina und ihre Familie

Noch immer tobt der 30jährige Krieg. Bernina lebt mit ihrem schwedischen Ehemann Nils Norby auf dem Petersthal-Hof, unterstützt durch den treuen Knecht Baldus. Das Eheglück sollte durch die Geburt des ersten Kindes perfekt werden. Doch die Tochter kommt tot zur Welt und Bernina versinkt in düsterem Kummer. Sie mag kaum jemanden an sich heranlassen. Dennoch zeigt sich die Hofherrin großzügig, als eines Tages ein Fremder namens Mentiri auf dem Hof erscheint und um Unterkunft bittet. Als der Mann am nächsten Tag verschwunden ist, fehlt auch die Familienchronik, die Berninas Vater angelegt hatte. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist Bernina nach Freiburg zum Markt. Bei dieser Gelegenheit möchte sie ihre Freundin Helene besuchen. Doch just zu dieser Zeit wird die Stadt belagert. Nils, der seine Frau und den sie begleitenden Knecht Baldus abholen möchte, gerät auf der Reise nach Freiburg in einen Hinterhalt, aus dem er sich nur mit viel Glück befreien kann. Das kostet ihn Zeit. Als er Freiburg erreicht, sind Bernina und Baldus verschwunden. Nils hat keine Ahnung, dass seine Frau nicht nur den Fremden wiedergesehen hat, der ihre Chronik stahl, sondern auch einem geheimnisvollen Mann begegnet ist, den sie zu kennen glaubt.

Charaktere entwickeln sich

Die Hauptfigur Bernina ist reifer geworden. Dazu trägt auch die Trauer um das tote Kind bei, die das junge Mädchen zur Frau heranwachsen ließ. Damit zeigt Autor Oliver Becker, dass er sehr intensiv an seinen Charakteren arbeitet. Alle Figuren, die bereits in den ersten beiden Teilen der Trilogie oder nur in Band zwei auftauchten, haben sich gegenüber früher leicht verändert. Der Autor folgt damit dem natürlichen Ablauf des Lebens. Geprägt durch die Kriegsjahre wirken die einzelnen Protagonisten teilweise etwas weniger naiv, etwas müder oder auch stärker - je nachdem, in welcher Position sie stehen. Für Bernina gilt, dass sie ihr jugendliches Ungestüm weitgehend abgelegt hat, auch wenn sie nach wie vor eine große Bereitschaft zeigt, sich in Abenteuer zu stürzen. Die neue Reife bekommt der Protagonistin jedoch gut. Gekonnt flicht der Autor auch neue Figuren ins Geschehen ein. Sie bekommen genügend Raum, um sich zu entfalten, ohne den Charakter des Romans zu verändern.

Schöne Erzählweise

Der flüssige, mitunter gar leicht humorvolle Schreibstil des Autors macht es leicht, den Ereignissen zu folgen und am Buch dran zu bleiben. Er versteht es, Spannung aufzubauen und die Leser mit verschiedenen Situationen zu konfrontieren, die es schwierig machen, sich den weiteren Verlauf des Romans zusammen zu reimen. Allerdings kann Oliver Becker nicht aus seiner Haut. Einige Szenen wiederholen sich in allen Romanen und sind bis zum Ende denn doch etwas gar strapaziert. Dazu gehört das Auftauchen von dunklen Reitern im Dort, das bei den Menschen Angst und Schrecken auslöst. Wer alle drei Bände rund um die Krähentochter Bernina gelesen hat, wird hier bestenfalls amüsiert schmunzeln, andere dürften sich an dem stereotypen Bild eher stören. Da hätte sich Oliver Becker etwas zurückhalten müssen.

Gute Eindrücke

Abgesehen vom Geschehen - man trifft bei diesem Roman durchaus auch auf Krimielemente - bietet Die Entscheidung der Krähentochter viel Wissen rund um den 30jährigen Krieg. Das Kriegsgeschehen kommt in diesem dritten Teil der Trilogie recht deutlich zum Ausdruck. Die Leser erleben die Bewohner der betroffenen Gebiete vor allem als Opfer des Grauens. Sie haben Hunger, müssen immer marodierende Truppen oder Söldner fürchten und können nur wenig dazu beitragen, dass das Geschehen ein Ende nimmt. Das hat Oliver Becker überzeugend aufgearbeitet und dargestellt. Er zeigt auch eindrücklich auf, wie weit der Krieg von Kriegsherren vorangetrieben wird und welchen Einfluss Geld und Macht spielen. Ein wirklich gelungener Abschluss der Trilogie mit viel Hintergrund.

Die Entscheidung der Krähentochter

Oliver Becker, Gmeiner

Die Entscheidung der Krähentochter

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